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Starker Auftritt. Mit einer großen Flotte von Elektroautos wirbt VW in diesen Tagen am Flughafen Tempelhof für eine elektrische Zukunft der Mobilität.

© REUTERS

Volkswagen: Wachstum - aber nicht um jeden Preis

Volkswagen feiert sich in Berlin als nachhaltig wachsender Autokonzern – mit ambitionierten Zielen. Schon 2014 könnte der Konzern zehn Millionen Autos verkaufen.

Die Bilanzsumme des VW-Konzerns (324 Milliarden Euro) übersteigt das Bruttoinlandsprodukt Österreichs. Und mit seinem Umsatz (197 Milliarden Euro) stellt das Wolfsburger Unternehmen die Wirtschaftsleistung Israels in den Schatten. Groß ist Europas größter Autokonzern schon. Das dokumentiert er in diesen Tagen auch in Berlin: Drei Hangars des ehemaligen Tempelhofer Flughafens hat das Unternehmen für zweieinhalb Wochen gemietet, um seine neuen Elektroautos zu präsentieren. 28 000 Fachbesucher – und an diesem Wochenende das Berliner Publikum – werden erwartet.

Aber VW will noch mehr: „Wir wollen und wir werden in den kommenden Jahren weiter wachsen“, sagte Vorstandschef Martin Winterkorn am Donnerstag in Berlin. „Auch und vor allem in qualitativer Hinsicht.“ Bis 2018 hatte sich VW eigentlich Zeit gegeben, um die Nummer eins in der Autowelt zu werden, vor Toyota. Doch schon in diesem Jahr könnte der Zwölf-Marken-Konzern mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen – vier Jahre früher als ursprünglich geplant. „Die Chancen stehen gut“, sagte Winterkorn. Gut 9,7 Millionen waren es 2013. Optimistisch ist der VW-Chef vor allem, wenn er nach China blickt. Dort hat VW 2013 zusammen mit seinen chinesischen Joint-Venture-Partnern 3,3 Millionen Autos verkauft und 4,3 Milliarden Euro verdient – ein Rekord. Längst ist China der wichtigste Markt für Volkswagen, viel größer und dynamischer als der Heimatmarkt Deutschland. Gut ein Viertel des Konzerngewinns wird inzwischen in der Volksrepublik erzielt, wo VW zehn Werke hat und Marktführer ist.

Auf den Märkten außerhalb Chinas verdiente der Konzern 2013 insgesamt 11,7 Milliarden Euro. Dort tut sich Volkswagen schwerer. In den USA etwa ist der Absatz zuletzt eingebrochen, und in Europa sei das Autojahr 2013 „extrem anspruchsvoll“ verlaufen, wie Winterkorn sagte. „Uns haben weder Heimatmarkt noch Wechselkurse geholfen. Ganz im Gegenteil.“ Abzulesen ist das an den schrumpfenden Gewinnen der absatzstärksten Marken VW, Audi und Skoda. Bei der Kernmarke sackte das operative Ergebnis um ein Fünftel ab. Mit einer Rendite von nur 2,9 Prozent ist VW Pkw weit von den 18 Prozent entfernt, mit denen der Sportwagenbauer Porsche die Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns aufpoliert.

„Die Situation in Europa ist alles andere als einfach“, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Hinzu kämen die Turbulenzen in den Schwellenländern und die Unsicherheit in der Ukraine und Russland. Zwar wolle man „keine Schreckensszenarien durchspielen“, sagte Pötsch mit Blick auf die Krim-Krise. Stabilisiere sich die Lage aber nicht, seien „Belastungen für das Rechenwerk“ zu befürchten. Seit 2010 produziert VW in Kaluga südlich von Moskau Autos.

310 verschiedene Fahrzeugmodelle, 570 000 Mitarbeiter, mehr als 100 Werke in aller Welt: Martin Winterkorn bemühte sich, angesichts der Rahmenbedingungen das Stichwort Wachstum nicht allzu oft zu verwenden. Die Prognose für 2014 falle „vergleichsweise vorsichtig“ aus, sagte er. Die Auslieferungen sollen „moderat“ steigen, der Umsatz sich „in einer Bandbreite von drei Prozent um den Vorjahreswert bewegen“. Der Börse genügte es: Die VW-Aktie sprang zeitweise um fast vier Prozent nach oben – verlor später aber wieder.

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