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Wirtschaft: Volle Auftragsbücher bei MAN

Nutzfahrzeughersteller hebt nach einem starken zweiten Quartal die Prognose für 2004 an

München - Eine starke Auftragslage hat dem Maschinen- und Nutzfahrzeug-Konzern MAN im zweiten Quartal einen kräftigen Gewinnschub gegeben. Für die Entwicklung im gesamten Geschäftsjahr zeigte sich Konzernchef Rudolf Rupprecht deshalb etwas optimistischer als bisher. „Wir kommen besser voran, als wir uns das zugetraut haben“, sagte er am Donnerstag in München. MAN geht nun davon aus, beim Vorsteuergewinn 2004 mindestens 400 Millionen Euro (Vorjahr: 261 Millionen Euro) zu erreichen. Bisher lag die Erwartung bei einer Größenordnung von rund 400 Millionen Euro. Auch für das kommende Jahr gab sich Rupprecht, der den Konzernvorsitz zum Jahreswechsel an Nutzfahrzeug-Chef Hakan Samuelsson abgibt, zuversichtlich. „Wir werden 2005 unseren Renditezielen sehr nahe kommen“, sagte er. An der Börse verlor die MAN-Aktie bis zum Schluss wegen Gewinnmitnahmen 6,1 Prozent.

Das Wachstum im zweiten Quartal wurde vor allem von steigenden Aufträgen bei Lastwagen, Bussen und Dieselmotoren getragen. Die Bussparte, wo MAN im vergangenen Jahr Teile der Produktion nach Polen und in die Türkei verlagert hatte, hat sich deutlich erholt. Aber auch die Geschäftsbereiche Turbomaschinen, Industriedienstleistungen und Druckmaschinen legten beim Auftragseingang zweistellig zu. Die defizitäre Druckmaschinen-Sparte MAN Roland profitierte von der Branchenmesse drupa, die Aufträge über 470 Millionen Euro gebracht hatte.

Insgesamt legten Auftragseingang und Umsatz im zweiten Quartal um jeweils 18 Prozent zu. Der Vorsteuergewinn stieg von 43 auf 106 Millionen Euro. Rupprecht bekräftigte, dass in den Problembereichen Druckmaschinen und Dieselmotoren die Kosten weiter gesenkt werden müssten. „Die Segmente, in denen wir schwach sind, müssen wir in Ordnung bringen“, stellte er klar. Rupprecht sagte, dass die betroffenen Sparten trotz guter Auftragslage „bei den Margen stark unter Druck“ seien. Aufgrund der Dollarschwäche seien diese teilweise um bis zu zehn Prozent eingebrochen. Deshalb fordert der Konzern von rund 7000 Mitarbeitern an den Standorten Augsburg und Offenbach, einer Verlängerung der Arbeitszeit auf 40 beziehungsweise 38 Stunden ohne Lohnausgleich zuzustimmen. Obwohl die Fronten zwischen IG Metall, Betriebsrat und Konzern derzeit verhärtet sind, ist Rupprecht „zuversichtlich, dass wir zu vernünftigen Lösungen kommen werden“. Die nächsten Gespräche seien für September in Augsburg geplant. Früheren Äußerungen zufolge will Rupprecht das Kostenthema bis zu seinem Abtritt Ende 2004 vom Tisch haben.

Spekulationen, wonach der ehemalige Finanzchef von MG Technologies, Karlheinz Hornung, neuer Controlling-Chef bei MAN werden soll, wollte Rupprecht nicht kommentieren. Zu Gerüchten über eine mögliche Zusammenlegung der Vorstandsbereiche Finanzen und Controlling sagte er: „Ich komme mit der gegenwärtigen Aufgabenverteilung ganz gut zurecht.“ Ende letzter Woche hatte MAN angekündigt, dass Controlling-Vorstand Philipp Zahn Ende September aus dem Unternehmen ausscheiden wird.

In der Debatte um die Offenlegung der Vorstandsgehälter zeigt MAN Entgegenkommen. Der Konzern will das Gehalt seines Vorstandschefs künftig veröffentlichen und damit die Forderung der Öffentlichkeit nach mehr Transparenz berücksichtigen. Rupprecht sagte, MAN sehe sich von der Debatte um angeblich zu hohe Manager-Gehälter nicht betroffen. Das durchschnittliche Gehalt eines MAN-Vorstands liege bei 660 000 Euro, das Gehalt des Vorstandschefs sei etwa 1,3 mal so hoch. Damit liegt MAN am unteren Ende der Gehaltsliste von Vorständen deutscher Großkonzerne.

Nicole Adolph

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