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Wirtschaft: Vom Arzt zum Unternehmensberater

BERLIN .Vor vier Jahren waren die Betriebswirtschaftskenntnisse von Peter Gardosch noch etwas dürftig: "Ich wußte nur: Was man nicht hat, das kann man auch nicht ausgeben".

BERLIN .Vor vier Jahren waren die Betriebswirtschaftskenntnisse von Peter Gardosch noch etwas dürftig: "Ich wußte nur: Was man nicht hat, das kann man auch nicht ausgeben".Heute ist Peter Gardosch Unternehmensberater.Ein typisches berufliches Terrain für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler.Aber Gardosch ist eigentlich Arzt.Inklusive Studienzeit war er 15 Jahre Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr, zwischendurch auch Notarzt und Ferienvertretung in Arztpraxen.

Den Schritt zum praktizierenden Arzt wollte Gardosch nicht tun.Zu schlecht seien schon damals die Arbeitsbedingungen und die Angebote der Krankenhäuser gewesen, meint er.Eine Situation, an der sich nicht viel geändert hat: Viele Ärzte seien nur in sogenannten Achtelstellen beschäftigt.Die Ärzte erhalten demnach nur ein Achtel des normalen Gehalts.In Berlin sind nach Auskunft der Ärztekammer derzeit rund 1000 Mediziner arbeitslos gemeldet, die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen.Kürzungen in den öffentlichen Haushalten zwingen die Krankenhäuser zum Sparen.

Peter Gardosch zog die Konsequenz: Er entschloß sich dazu, beruflich einen neuen Weg zu gehen, seine ursprüngliche Profession dabei aber nicht aus dem Auge zu verlieren.Zunächst arbeitete er in Hannover fünf Jahre in der Arzneimittelforschung.Nach einer Bewerbung bei der Unternehmensberatung Roland Berger, Berlin, wechselte er vor vier Jahren nicht nur den Arbeitgeber.In internen Schulungen und Projekten wurde er auf seine neue Tätigkeit vorbereitet.Schließlich mußte er sich das wirtschaftliches Fachwissen erst noch aneignen.Seit mittlerweile zwei Jahren berät er das Management von Krankenhäusern.

Es sei faszinierend und notwendig über bessere Strukturen nachzudenken, sagt Gardosch.Mit seiner Arbeit helfe er auch seinen alten Kollegen, da durch einen besseren Ablauf die Arbeit optimiert werde.Er versteht sich dabei als Unternehmenssanierer.Von der Belegungsplanung, über eine effektive Einkaufspolitik, bis hin zum Datenmanagement versuchen Gardosch und sein Team Krankenhäuser zu restrukturieren."Wir sprechen mit allen Beschäftigten, vom Hausmeister bis zum Chefarzt".Seine Arztausbildung ist ihm dabei eine große Hilfe.Ein Berater müsse auch verstehen, in welchem Spannungsfeld der Arzt arbeitet.Schließlich sei demKrankenhaus nicht mit dem Rat gedient, wenn die Blutkonserven zu teuer sind, dann nehmt doch einfach weniger.Peter Gladosch schließt es aus, nocheinmal als Arzt zu praktizieren: "Nach mittlerweile fast zehn Jahren, wäre das unverantwortlich".Für ihn hat sich dennoch an seiner Berufsbezeichnung nicht viel verändert: "Ich bin weiterhin Therapeut", sagt Gladosch.

RALF HORAK

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