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Wirtschaft: Vom richtigen Preis für Dreck

Der Handel mit Emissionsrechten findet mehr Anhänger – auch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos

Davos - Die Idee des Emissionshandels findet zunehmend Zuspruch außerhalb Europas. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas kündigte beim Weltwirtschaftsforum in Davos am Freitag an, dass der US-Bundesstaat Kalifornien das Modell übernehmen wolle. Beide Systeme sollten kompatibel sein, so dass Kalifornien zu einem späteren Zeitpunkt – „frühestens in zwei Jahren“ – in das EU-System integriert werden könne. Andere Stimmen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft unterstützten das europäische Modell ebenfalls und wandten sich damit gegen die Besteuerung des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2). Diese forderte der britische Regierungsberater Nicholas Stern in Davos erneut.

Beim Emissionshandel erhalten Unternehmen Zertifikate für eine bestimmte Emissionsmenge, die sie ausstoßen dürfen. Wer mehr Dreck macht, muss Zertifikate hinzukaufen, wer sie nicht ausschöpft, kann die übrigen Verschmutzungsrechte verkaufen. Dadurch sollen Anreize geschaffen werden, effizientere Techniken einzusetzen und Energie zu sparen. Bundesregierung und EU-Kommission verhandeln derzeit über die Kerndaten für den Emissionshandel der Jahre 2008 bis 2012 – also etwa die angestrebte Verknappung der Rechte.

Shell-Vorstandschef Jeroen van der Veer sagte in Davos, er halte es für wünschenswert, dass sich die USA und asiatische Staaten dem europäischen Emissionshandel anschlössen. „Was immer man macht, man braucht die gleichen Systeme überall“, sagte er. „Wir brauchen wirklich international einheitliche Rahmenbedingungen.“ Auch der stellvertretende Gasprom-Chef Alexander Medwedew, der für den Außenhandel des russischen Energiekonzerns zuständig ist, sagte: „Ich würde ein Handelssystem einem neuen Steuersystem vorziehen.“

Dass der Kohlendioxidausstoß künftig etwas kosten muss, ist offenbar unbestritten. „Ich bin erstaunt, wie stark die Bewegung in diese Richtung hier in Davos ist“, sagte der US-Energieforscher Daniel Yergin. Fatih Birol, Chefvolkswirt der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris, unterstrich ebenfalls, der Ausstoß von CO2 müsse einen Preis haben. Aus Sicht von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs funktioniert das Handelssystem besser, als es eine neue Steuer könnte. Nur eine Änderung schlug er vor: Die CO2-Zertifikate sollen den Unternehmen künftig nicht geschenkt, sondern gleich von Anfang an versteigert werden.

Zuletzt hatte auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) eine Versteigerung der Verschmutzungsrechte für Stromkonzerne als möglich bezeichnet. Die Unternehmen werden dafür kritisiert, dass sie die Preise für die Zertifikate, die an der Börse gehandelt werden, in ihre Kalkulation einfließen lassen, obwohl sie diese Rechte kostenlos erhalten haben.

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