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Wirtschaft: Von einer Kreditklemme weit entfernt

Der Mittelstand ist optimistisch wie seit zwei Jahren nicht mehr – verantwortlich sei auch die Regierung

Berlin - Die mittelständische Industrie beurteilt ihre Lage so günstig wie seit zwei Jahren nicht mehr und hält das zumindest teilweise der Bundesregierung zugute. Die positiven Bewertungen überstiegen in der neuen BDI-Umfrage unter gut 1200 Mittelständlern die Negativurteile um 32,7 Prozentpunkte. Vor einem halben Jahr lag der Saldo noch mit 5,2 Punkten im Minus. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wurden – anders als noch im Frühjahr – überwiegend günstig bewertet. „Aus Sicht der Unternehmen hat sich die Regierung aus ihrem Tief herausgearbeitet“, sagte Frank Wallau vom Institut für Mittelstandsforschung. Etwas zurückhaltender sehen die Firmen jedoch die Zukunft. Gründe dafür seien Zweifel am Reformwillen der Regierung und die Euro-Krise.

Das aktuelle Urteil der mittelständischen Unternehmen in der Industrie fällt ungewöhnlich positiv aus. „Wir haben Schwung im Aufschwung“, sagte der gemeinsame Mittelstandsausschuss des Industrieverbandes BDI und der Arbeitgebervereinigung BDA. Die Erwartungen seien im Grundtenor ebenfalls positiv. Der Überhang der positiven Geschäftsurteile fällt denn auch bezogen auf die nächsten sechs Monate mit 16,5 Prozentpunkten und bezogen auf die nächsten zwölf Monate mit 20,7 Prozentpunkten etwas schwächer als der aktuelle Wert aus.

Einen drastischen Schwenk gab es bei den Urteilen über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Anteil der positiven Bewertungen lag im Herbst um 11,6 Prozentpunkte höher als der der Negativurteile. Im Frühjahr war der Saldo noch bei knapp 30 Punkten im Minus. Auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich fast ein Gleichstand von Zustimmung und Kritik. Gründe für den positiven Wandel bei der Einschätzung der Rahmenbedingungen sind laut Wallau die Konjunkturprogramme, die Ausgestaltung der Kurzarbeit als Stützungsinstrument und die Etatkonsolidierung. Für die größere Skepsis bei den Zukunftserwartungen gibt es offenbar innen- und außenwirtschaftliche Gründe. Für Unsicherheit sorgten die Immobilienblase in China, die Probleme der US-Wirtschaft und die Euro-Krise. „Der Euro ist extrem wichtig“, beschrieb Kirchhoff die vorherrschende Position des Mittelstands. Was der frühere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel an Fundamentalkritik am Euro schreibe, sei „im höchsten Maße Populismus“. Als Mängel werden zudem die Investitionsschwäche des deutschen Staates und die hohen Strompreise gesehen. Laut BDI-Umfrage ist ein ausgeprägter Fachkräftemangel derzeit nicht festzustellen. Doch zeichne sich hier bei kleineren Firmen inzwischen eine bedrohliche Entwicklung ab.

Von einer Kreditklemme seien die Unternehmen dagegen weit entfernt. Viele Firmen änderten ihre Finanzierungsstrategie und arbeiteten auf ein höheres Eigenkapitalpolster hin. rtr

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