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Von Einsteigern und Aussteigern: Arbeitsmarkt: Mehr als halbvoll

Die deutschen Unternehmen stellen wieder Menschen ein. Aber in Berlin verschlechtert sich die Lage.

Berlin - Die Erholung der Wirtschaft wirkt sich weiterhin positiv auf den deutschen Arbeitsmarkt aus. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte, sank die Zahl der Arbeitslosen im August um 4000 auf knapp 3,19 Millionen. Auch wenn die Quote gegenüber dem Vormonat damit unverändert bei 7,6 Prozent verharrte, war das der niedrigste Stand in einem August seit 18 Jahren. Der gegenüber den Vormonaten schwächere Rückgang sei im Ferienmonat August normal, erklärte die BA. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Zahl der Menschen ohne Job jedoch um 283 000.

„Die gute konjunkturelle Entwicklung hat die Situation am Arbeitsmarkt weiter verbessert“, sagte Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, bei der Präsentation der Zahlen am Dienstag in Nürnberg. Die wesentlichen Indikatoren entwickelten sich in die richtige Richtung: So fiel die Zahl der Erwerbstätigen nach jüngsten Daten vom Juli zwar um 17 000 auf 40,35 Millionen, saisonbereinigt – also nach Herausrechnung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen – gab es allerdings 13 000 Arbeitnehmer mehr. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Plus von 137 000. Darüber hinaus wurde im Juni nur noch an 406 000 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld bezahlt. Gegenüber dem Höhepunkt vom Mai 2009 hat sich die Kurzarbeit um fast drei Viertel reduziert.

Weil die Unternehmen nach den Ferien traditionell wieder einstellen, geht BA-Vorstand Alt davon aus, dass noch in den kommenden Monaten ein Rückgang der Arbeitslosigkeit unter die Drei-Millionen-Grenze bevorsteht. Auch 2011 werde es eine „moderate Weiterentwicklung“ geben, prophezeite Alt. Folglich könnte die durchschnittliche Arbeitslosenzahl im kommenden Jahr bereits bei drei Millionen liegen.

Die Regierungsparteien kommentierten die Zahlen erwartungsgemäß positiv. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, der Arbeitsmarkt sei so gut wie vor dem Beginn der Wirtschaftskrise, Bundeswirtschaftsminister Brüderle (FDP) nannte die Entwicklung einen „Beschäftigungsaufschwung“.

In Berlin jedoch nahm die Zahl der Arbeitslosen gegen den Trend zu. Hier waren im August 234 423 Menschen ohne Job – knapp 1800 mehr als im Vormonat, aber gut 7600 weniger als vor einem Jahr. Arbeitssenatorin Carola Bluhm (Linke) erklärte den Anstieg saisonbedingt. Neben den Schulabgängern gebe es viele, die nach dem Ende ihrer Ausbildung noch keine Stelle gefunden hätten.

Kritisch äußerte sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der auf die Entwicklung bei den jungen Arbeitslosen verwies. In Berlin und Brandenburg seien derzeit 45 000 Menschen unter 25 Jahren ohne berufliche Perspektive. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit insgesamt bleibe auf hohem Niveau: Mit einem Anteil von 34 Prozent liege die Hauptstadt bundesweit auf dem letzten Platz.

DGB-Bundesvorstandsmitglied Claus Matecki mahnte, dass der Zuwachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sich überwiegend einem Boom der Leiharbeit verdanke. Außerdem beruhe das Wachstum vor allem auf dem Außenhandel. Die Abhängigkeit vom Export könnte sich jedoch als Bumerang erweisen, wenn die europäischen Abnehmer so stark sparen müssten, dass sie keine Produkte mehr abnehmen könnten. Deshalb gelte es jetzt durch Investitionen in Infrastruktur und grüne Technologien sowie Mindestlöhne die Binnennachfrage anzukurbeln.

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