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Wirtschaft: Von Finkenwerder nach Sibirien

Der erste Airbus-Jumbo absolviert Tests im Akkord / Piloten trotz verzögerten Programms zufrieden

Hamburg - Fast täglich ist das vierstrahlige Flugzeug mit dem amtlichen Kennzeichen F-WWOW in der Luft. Die Tests mit dem ersten bereits fliegenden Airbus A380 laufen im Akkord. Am Samstag soll der doppelstöckige Jumbo erstmals nach Deutschland fliegen und sich beim „Airbus-Familientag“ in Hamburg-Finkenwerder zeigen. Die A380, die ihren Jungfernflug Ende April in Toulouse absolvierte, überfliegt das Werksgelände, auf dem Airbus das jährliche Fest für Beschäftigte und ihre Angehörigen ausrichtet.

17 Testpiloten, darunter 14 Franzosen, prüfen das weltgrößte Passagierflugzeug unter härtesten Bedingungen. Der Deutsche Wolfgang Absmeier, ein erfahrener Airbus-Testpilot, hat bereits mehr als 20 Testflugstunden hinter sich. „Wir haben bisher erstaunlich wenig Probleme gehabt“, sagt er. „Der erste Airbus A380 ist wirklich hervorragend zu fliegen und bereitet keinen Ärger. Wir kommen mit unserem Arbeitsprogramm zügig voran.“

Die Tests sind umso drängender, als die zweite A380-Maschine erst mit Verspätung in die Luft gehen wird, voraussichtlich Mitte Oktober. Fertigungsprobleme und multinationale Zuliefererschwierigkeiten – nicht zuletzt Elektrik- und Kabel-Arbeiten in Finkenwerder – haben das ganze Programm verzögert. Singapore Airlines droht schon mit Regressforderungen, weil der Erstkunde mit achtmonatiger Verspätung beliefert werden soll. Auch die arabische Emirates und die australische Qantas müssen sich länger als versprochen gedulden.

Aber neue Flugzeugtypen landen seit Jahrzehnten später als geplant bei der Kundschaft. Deshalb gibt man sich bei der Lufthansa gelassen, die im Herbst 2007 ihre erste A380 in Empfang nehmen will. Erst im Sommerflugplan 2008 soll der „Jet des 21. Jahrhunderts“ voll ins Streckennetz integriert werden. „Wir rechnen fest damit, dass wir unsere ersten A380 pünktlich erhalten werden. Bis dahin sind die Kinderkrankheiten bewältigt“, sagt Chefpilot Jürgen Raps.

Spätestens Anfang November soll die erste A380 in Finkenwerder ihre komplette Innenausstattung erhalten. Das ist die Voraussetzung für die in Hamburg geplanten Evakuierungstests: Binnen 90 Sekunden müssen 873 Passagiere und Besatzungsangehörige den Jet verlassen haben. Sonst erhält das Flugzeug keine Zulassung durch die Luftfahrtbehörden.

Die Testflüge konzentrieren sich derzeit auf einen breiten Streifen zwischen dem westlichen Mittelmeer entlang der Pyrenäen im Süden bis zur Bretagne, zum Atlantik und dem Süden Großbritanniens. Die eigentlichen Härteprüfungen kommen im Winter, wenn die ersten Langstreckentests starten. Australien ist das Ziel. Zudem werden Starts und Landungen in extremer Hitze von mindestens 40 Grad absolviert. Diese Tests sind auch in Tunesien und in den Arabischen Emiraten vorgesehen. Im Januar geht es dann nach Kanada und Bolivien.

Im kanadischen Winter und auch von der sibirischen Metropole Irkutsk aus wird der Airbus A380 härtesten Kältetests ausgesetzt. Und auf dem 4059 Meter hoch gelegenen El Alto International Airport der bolivianischen Hauptstadt La Paz, der eine besondere Herausforderung für Piloten darstellt, müssen sich Flugzeug und Crews extremen Höhentests unterziehen.

Karl Morgenstern (dpa)

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