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Wirtschaft: Von Trinkern und Nicht-Trinkern

Faisal hat kleine rote Augen, als wir uns in Berlin treffen. Anderthalb Stunden hat er mich warten lassen.

Faisal hat kleine rote Augen, als wir uns in Berlin treffen. Anderthalb Stunden hat er mich warten lassen. Jetzt ächzt er: „Wir haben gestern zu viel guten Wein getrunken.“ Auch wenn es der Koran verbietet: Gläubige Moslems trinken vermutlich so oft Alkohol wie gläubige Katholiken Sex vor der Ehe haben. Bei Faisal traue ich mich das erste Mal, diese Frage zu stellen: „Hast du kein schlechtes Gewissen?“

Seine Familie ist reich an Vermögen und Einfluss in den Emiraten. Als ältester Sohn führt er die Geschäfte, er hat in Boston studiert und einen sehr feinen Humor. „Das Gebot, keinen Alkohol zu trinken, ist wie die Tempolimits auf eurer Autobahn. Hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du mal 140 statt der erlaubten 120 fährst? Nein! Ärgerlich wird es, wenn du bestraft wirst.“ Dann deutet er auf seinen schmerzenden Kopf: „Heute hat mich Allah bestraft. Ich bin zu schnell gefahren gestern.“

Am Golf hat die Trockenheit Abstufungen. In manchen Staaten – etwa in Saudi-Arabien – wird Besitz, Genuss und Schmuggel von Alkohol mit Stockschlägen oder Gefängnis bestraft. Anderswo – zum Beispiel in Dubai – ist das Teufelszeug in Bars und Restaurants erlaubt, wenn auch nicht an Feiertagen. Sicher ist: Kein Wüstensohn trinkt gern im eigenen Land, wo ihn der Nachbar sehen könnte.

Faisal hat einen klaren Blick, als wir uns zwei Wochen später in Dubai zum Abendessen treffen. Mein Geschäftsfreund bestellt Unmengen von Sushi für uns. Als die Kellnerin ihm die Weinkarte reicht, hebt er abwehrend die Hände und sagt bestimmt: „Nein, nein, ich trinke nicht!“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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