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Wirtschaft: Von Westfalen in die Welt

Der Marktführer für Gartenpumpen und Teich-Technik kommt aus Hörstel. Jetzt will die Firma Oase China erobern.

Berlin - Wenn es um Wasser geht, ist Ansgar Paul in seinem Element. „Wasser fasziniert“, sagt der Chef des westfälischen Unternehmens Oase Living Water. „Das ist kein deutsches Thema, sondern ein Phänomen, das Menschen weltweit berührt.“ In Hörstel, knapp 40 Kilometer hinter Osnabrück, entwirft und produziert Oase Produkte für Gartenteiche, Springbrunnen, Wassergärten und Groß-Fontänen, die in Vorgärten und auf Plätzen rund um den Globus zu finden sind. Der Mittelständler ist Weltmarktführer für Gartenpumpen und Nummer eins in Europa für Teichprodukte – ein heimlicher Star, neudeutsch: ein Hidden Champion.

1949 als Reparaturwerkstatt für Landmaschinen gegründet, beschäftigt Oase heute 630 Mitarbeiter, die Hälfte davon im Ausland in elf Niederlassungen in Europa, Asien und den USA. Auch in China wird seit 2006 mit 280 Mitarbeitern für den lokalen Markt produziert. „Wir schreiben bei einem Umsatz von rund 100 Millionen Euro schwarze Zahlen“, sagt Paul. Zufrieden sei man, aber noch nicht am Ziel: Oase soll weiter wachsen – aus eigener Kraft und durch Zukäufe, in Asien, Osteuropa und im Nahen Osten.

Gesteuert wird der Wachstumskurs von einem Finanzinvestor: Im Juni 2011 übernahm die britische Beteiligungsgesellschaft Equistone (früher Barclays Private Equity) die Mehrheit. Es ist schon der zweite Finanzinvestor, der ins Haus kommt. 2003 hatte die Private- Equity-Gesellschaft Cognetas die Westfalen gekauft. Bislang hat man gute Erfahrungen mit den „Heuschrecken“ gemacht, die sich nur auf Zeit engagieren. „Für uns ist entscheidend, was in dieser Zeit passiert, dass das Unternehmen nach vorne kommt“, sagt Oase-Chef Paul. „Wir sind solide finanziert.“ Ohne den erfahrenen Investor im Rücken hätte der Mittelständler den Schritt nach Asien nicht geschafft.

Das Unternehmen profitiert davon, dass der heimische Garten, die Terrasse oder der Balkon für viele Menschen „verlängerter Wohnraum“ geworden sind, wie Paul sagt. „Früher war der Garten da, um die Ernährung zu sichern. Es ging um Ertrag pro Fläche, um Schweiß und Arbeit.“ Heute gehe es um Spaß und Entspannung. „Mit einem Liegestuhl auf einem Steg am Wasser sind Sie fast schon da, wo Sie hin wollen: im Urlaub.“

Doch nicht nur Kleingärtner sind eine interessante Zielgruppe. Auch Stadtplaner und Gebäudemanager entdecken das Element Wasser: „Gebäude werden mit Wasserspielen attraktiver gestaltet, zum Beispiel Einkaufszentren“, sagt Paul. Dahinter stehe auch ein wirtschaftliches Interesse, „weil Menschen davon angezogen werden, Kunden, Käufer“. Die „Leidenschaft für Wasser“, wie das Firmenmotto lautet, teilt Oase mit potenten Investoren aus Asien und Arabien, die noch Geld für spektakuläre Wasser- und Lichtinstallationen haben. „Aktuell arbeiten wir an Großprojekten in Malaysia, Aserbaidschan, Indien und China mit Projektgrößen, die zum Teil deutlich über einer Million Euro liegen“, sagt Paul. Stolz verweist er auf imposante Wasserspiele, mit denen Oase internationale Aufmerksamkeit erregte. Zum Beispiel die weltgrößte schwimmende Wasserorgel auf der Neva in St. Petersburg, die Multi-Media-Fontänenanlage im Olympiapark Peking oder der weltgrößte künstliche Wasserfall an der Banpo Bridge in Seoul, der es sogar ins Guinessbuch der Rekorde schaffte. Überall steckt westfälische Technik drin, in Peking und Seoul war Oase auch für die Idee, das Design und für die Lieferung der Schlüsseltechnologie verantwortlich. In Singapur betreibt das deutsche Unternehmen ein Design-Center zur Computeranimation für Fontänenprojekte.

Auch in der Region Berlin-Brandenburg ist der Anbieter in beiden Geschäftsfeldern – dem Garten- und dem Fontänengeschäft – vertreten. Vor dem Kanzleramt plätschert Wasser aus Oase-Pumpen oder im Innenhof des Sony-Centers. Und: „In mindestens der Hälfte aller Gartenteiche in der Region Berlin-Brandenburg steckt Oase- Technik“, sagt Ansgar Paul. „Wir haben hier 200 Geschäftskunden – Teich- und Gartenfachgeschäfte, Gartencenter – die Oase-Produkte verkaufen.“

Etwa 80 Prozent des Umsatzes macht Oase mit Wassergärten rund ums private Haus, in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Benelux und Osteuropa. Das größte Wachstum aber erhoffen sich die Westfalen in China. „China hat einen enormen Nachholbedarf. Viele sehr große Städte sind enorm schnell gewachsen und versuchen nun, ihr Stadtbild attraktiver zu gestalten“, berichtet Paul. „Hier wird investiert.“ Zugleich entstehe privater Wohlstand und ein chinesischer Konsumentenmarkt. „Dieser private Markt funktioniert aber ganz anders als der deutsche. Ein Chinese baut seinen Garten nicht selbst, es gibt keine Do-it- yourself-Kultur.“

Die Umstellung auf die chinesischen Eigenheiten, der Schritt auf den großen, unbekannten Markt, war für die Westfalen keine Kleinigkeit. „Der Aufbau einer Produktion in China war anfangs für die Mitarbeiter in Deutschland durchaus beunruhigend“, erinnert sich der Oase-Chef. Es habe sich aber gezeigt, dass so die Beschäftigung am deutschen Standort gesichert war. Die Exportquote liegt mittlerweile bei mehr als 50 Prozent. Qualität „Made in Hörstel“ ist offenbar weltweit gefragt.

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