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Wirtschaft: Von Winter keine Spur

Arbeitslosenzahl geht im November trotz der frühen Kälte auf 3,378 Millionen zurück

Berlin - Bei seinem ersten Auftritt vor dem Bundestag im neuen Amt wollte Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sich die Show nicht nehmen lassen: Um kurz nach neun Uhr am Donnerstag gab der Minister die Zahl der Arbeitslosen im November bekannt – und damit eine knappe dreiviertel Stunde vor der Bundesagentur für Arbeit (BA), die diese Aufgabe üblicherweise übernimmt. Der Rückgang der Erwerbslosen im Vergleich zum Vormonat war dann auch mit 55 000 auf jetzt 3,378 Millionen überraschend hoch. Experten hatten mit einem geringeren Abbau gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahr gab es sogar 617 000 weniger Menschen ohne Job. Es handle sich um die niedrigste Beschäftigungslosenzahl in einem November seit 1992, sagte Scholz. Die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl – also ohne den negativen Effekt des einsetzenden Winters – sank von Oktober auf November ebenfalls kräftig um 53 000. „Das sind Erfolge, auf die wir alle stolz sein können“, sagte der Arbeitsminister.

Scholz gab am Donnerstag noch eine weitere gute Nachricht bekannt: 40,36 Millionen Erwerbstätige gab es im Oktober in Deutschland – und damit so viele wie nie zuvor. BA-Chef Frank-Jürgen Weise zufolge beruht die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt vor allem auf der weiterhin stabilen Konjunktur, die mehr Beschäftigung schafft. Besonders jüngere und ältere Menschen haben im vergangenen Jahr davon profitiert. Bei den unter 25-Jährigen sank die Zahl der Beschäftigungslosen laut Weise innerhalb von zwölf Monaten um 19 Prozent, bei den über 55-Jährigen um 21 Prozent.

Aber auch andere Altersklassen finden zunehmend reguläre Arbeit. Im September gab es nach BA-Berechnungen 27,45 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das seien fast 600 000 mehr als ein Jahr zuvor. „Wir sind insgesamt sehr positiv von der Entwicklung des Arbeitsmarktes überrascht“, sagte Alexander Koch, Analyst bei der Unicredit-Bank. „Immerhin handelt es sich bei etwa der Hälfte der neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs um Vollzeitstellen.“ Der derzeitige Aufschwung sei von einer besseren Qualität als der im Boomjahr 2000, betonte Koch.

Positiv entwickelt hat sich auch der Arbeitsmarkt in Berlin und Brandenburg. In der Hauptstadt ging die Zahl der Menschen ohne Job im November im Vergleich zum Oktober um rund 5500 auf gut 236 000 Personen zurück. In Brandenburg waren mit rund 178 500 etwa 2200 weniger Menschen erwerbslos als im Vormonat.

Auch für die kommenden Monate zeigt sich die BA zuversichtlich. Selbst im Winter werde die Marke von vier Millionen Arbeitslosen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr erreicht, sagte Weise. Selbst der hohe Ölpreis und der schwache Dollarkurs, der Exportgüter der deutschen Industrie verteuert, lösen bei der Bundesagentur keine ernsthafte Besorgnis aus. Für BA-Chef Weise sind vor allem die vollen Auftragsbücher der Industrie Garant für einen anhaltenden Aufschwung am Arbeitsmarkt. „Wir sind sicher, dass der Arbeitsmarkt für 2008 noch eine gute Qualität hat“, sagte Weise. Für das Gesamtjahr rechnet Weise mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 3,5 Millionen nach voraussichtlich 3,8 Millionen in diesem Jahr. Unicredit-Analyst Koch stellt für einige Monate sogar einen Rekord in Aussicht. „Mit viel Glück könnten wir im Sommer sogar unter drei Millionen sinken.“

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