zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Vorsicht beim Policen-Ausstieg

Durch vorzeitig Auflösung von Kapitallebensversicherungen verdienen die Lebensversicherer etliche Milliarden.Denn bei vorzeitiger Auflösung wird nicht das gesamte eingezahlte Geld, sondern nur der Rückkaufswert ausgezahlt.

Durch vorzeitig Auflösung von Kapitallebensversicherungen verdienen die Lebensversicherer etliche Milliarden.Denn bei vorzeitiger Auflösung wird nicht das gesamte eingezahlte Geld, sondern nur der Rückkaufswert ausgezahlt.Der Rest geht Kunden verloren und verbleibt bei den Versicherern.Generell gilt: Kapitallebensversicherungen gleichen einer Ehe, die nur schwer und mit hohen Kosten wieder aufgelöst werden kann.Der vorzeitige Ausstieg kann für Kunden teuer werden.Denn auf Kapitallebensversicherungen lasten besonders in den ersten Jahren hohe Verwaltungskosten und Vetreterprovisionen.Entsprechend niedrig ist daher der Rückkaufswert in den ersten Jahren der Laufzeit.Dies ist der Beitrag, den die Lebensversicherer zurückzahlen, wenn Kunden die Police vorzeitig kündigen.

Trotzdem wird nach Schätzungen von Verbraucherschützern hierzulande jede zweite Kapitallebensversicherung vorzeitig gekündigt.Gründe sind meist Verschuldung, Einkommenseinbußen durch Arbeitslosigkeit, Trennungen oder Scheidungen.Ein solcher Schritt ist nicht nur mit dem vollständigen Verlust des erreichten Versicherungsschutzes verbunden, sondern bringt oft auch finanzielle Verluste mit sich.Eine Rückzahlung der eingezahlten Beiträge kann der Versicherte nie verlangen.

Dies wurde von Verbraucherschützern immer wieder kritisiert.Die SPD-Bundestagsfraktion hat daher nach der Verabschiedung von Ex-Postminister Wolfang Bötsch kurz vor Weihnachen 1997 einen Gesetzesentwurf zur Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes in den Deutschen Bundestag eingebracht.Bisher gilt jedoch beim vorzeitigen Ausstieg aus der Police die Devise: Keine Panik und Ruhe bewahren.Jeder der seine Lebensversicherung vorzeitig aufheben will, sollte sich erst einmal an einen Experten, etwa einem gerichtlich zugelassenen Versicherungsberater oder die Verbraucherzentralen wenden und sich Alternativen aufzeigen lassen.Denn die Lebensversicherer bieten Alternativen zur Kündigung an; beispielsweise die Folgenden.

Beitragsstundung: Für sechs Monate, bei Arbeitslosigkeit sogar für ein Jahr, stunden viele Lebensversicherer ihren Kunden bei Zahlungsschwierigkeiten die Beiträge.Während dieser Zeit fallen aber Zinsen an.Die ausgefallenen Beiträge können aber in aller Regel mit der Gesamtauszahlung bei Vertragsablauf verrechnet werden.

Beitragsfreistellung: Außerdem können Versicherungskunden die Police beitragsfrei stellen lassen.Bei einer Beitragsfreistellung wird der Vertrag in eine beitragsfreie Versicherung umgewandelt.Die eingezahlten Beiträge bleiben jedoch beim Lebensversicherer.Kunden müssen aber keine Beiträge mehr zahlen.Der Versicherer teilt den Kunden dann die beitragsfreie Versicherungssumme mit.Das ist der Betrag, zu dem bis zum vereinbarten Vertragsablauf ohne weitere Beitragszahlung Verischerungsschutz besteht.Die beitragsfreie Versicherungssumme ist natürlich geringer, als die ursprüngliche Versicherungssumme.Sie wird Kunden aber bei Ablauf der Police einschließlich der Überschußanteile ausgezahlt.

Laufzeitverkürzung: Bei einer Laufzeitverkürzung wird die ursprüngliche Laufzeit des Vertrages einfach verkürzt und die Versicherungssumme entsprechend herabgesetzt.Auch die prognostizierte Ablaufleistung fällt in diesem Falle niedriger aus.

Vertrag ruhen lassen: Wenn die Police bereits ein oder zwei Jahre besteht, können Kunden sie für ein oder zwei Jahre ruhen lassen.Dabei wird der Vetragsbeginn einfach verlegt.Es fallen keine Zinsen an.Die Beiträge müssen später nicht nachentrichtet werden.

Policendarlehen: Viele Versicherer vergeben aber auch bis zur Höhe des jeweiligen Rückkaufswertes ein Policendarlehen.Dieses Policendarlehen muß nicht zurückgezahlt werden.Denn es wird am Ende der Laufzeit mit der Ablaufleistung verrechnet.Es fallen allerdings Zinsen an.Diese Zinsen sind jedoch meist niedriger als für ein Darlehen von der Bank.

Ganz so einfach dürfen es sich Kunden, die die Wahl haben, aber nicht machen.Sie müssen genau überprüfen, ob sich eine Kündigung oder eine Vertragsänderung lohnt.HELMUT ZERMIN

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false