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Bilanz. Gazprom-Germania-Chef Hans-Joachim Gornig in Berlin. Foto: dpa

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Wirtschaft: Vorsicht zum Abschied

Der scheidende Gazprom-Germania-Chef hinterlässt einen Millionengewinn – und ein wenig Optimismus

Berlin - Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, heißt es. Und so stellte Hans-Joachim Gornig am Donnerstag zum letzten Mal die Bilanz des Unternehmens Gazprom Germania vor – einer Gesellschaft, deren vornehmlichste Aufgabe es ist, Gas aus Russland und Zentralasien in ganz Europa zu verkaufen. Das klappte im Krisenjahr 2009 noch relativ gut. Der Absatz stieg um 30 Prozent von 35 Milliarden auf rund 44 Milliarden Kubikmeter. Dass es auch in diesem Jahr wieder so gut läuft, daran glaubt der Manager nicht.

Er rechne in diesem wie schon im vergangenen Jahr mit einen schrumpfenden Gewinn. Grund dafür seien „stark rückläufige Margen“, sagte Gornig. Der Gewinn war 2009 wegen stark gefallener Gaspreise um 7,6 Prozent auf 496,5 Millionen Euro geschrumpft, berichtete er. Trotzdem war es unterm Strich das zweitbeste Ergebnis in der 20-jährigen Geschichte des Unternehmens. Gazprom Germania konnte Erlöse von 8,03 Milliarden Euro verbuchen, 44 Prozent mehr als 2008. Allerdings sind die Zahlen nicht komplett vergleichbar, da erstmals neue Bilanzierungsmethoden angewandt worden sind.

Acht Milliarden Euro Umsatz. An solche Größenordnungen war 1990 nicht zu denken, als der ostdeutsche Ingenieur den Auftrag bekam, in Berlin eine Vertriebstochter für den russischen Gasmonopolisten aufzubauen. Damals hatte das Unternehmen keine 20 Mitarbeiter. Heute beschäftigt Gazprom Germania allein 200 in Berlin und insgesamt 500 in 20 Ländern Europas und Zentralasiens.

In dem Zustand übergibt der 67-Jährige Gornig das Unternehmen an den früheren russischen Botschafter in Deutschland, Wladimir Kotenjow. Der gilt, anders als der eher zurückhaltende Gornig, als eher extrovertiert. In seinen sechs Jahren als Moskauer Gesandter hatte er die Botschaft zur heimlichen Partyzentrale der feineren Gesellschaft verwandelt. Ob er das Unternehmen, das gemessen am hohen Umsatz und Steueraufkommen in der öffentlichen Berliner Wahrnehmung eher eine kleine Rolle einnahm, jetzt offensiver nach außen vertreten wird, bleibt abzuwarten. Noch ist es nicht so weit. Einen genauen Termin für den Wechsel an der Spitze gebe es noch nicht, da Kotenjow noch auf seine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für Deutschland warte, sagte Gornig.

Er spricht auch lieber über das Gasgeschäft an sich. Und es klang ein wenig wie eine Gesamtabrechnung seiner 20 Jahre Dienstzeit. „Durch Erschließung neuer Märkte, die Diversifizierung der Geschäftsfelder und vielfältige Investitionen in Infrastrukturprojekte arbeiten wir für die Ziele von Gazprom, vor allem zur Verstärkung des Europageschäftes sowie zur Gewährleistung einer zuverlässigen und umweltfreundlichen Energieversorgung“, sagte er.

Mit vielen europäischen Abnehmern habe das Unternehmen langfristige Lieferverträge geschlossen, bei denen der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt ist. Zunehmend macht Gazprom aber auch Geschäfte auf den Spotmärkten, deren Preisniveau sich zuletzt unter dem der langfristigen Verträge bewegte.

Für 2010 erwartet Gornig auch wegen der anziehenden Konjunktur ein Umsatzplus um rund ein Viertel auf etwa zehn Milliarden Euro. Zum Gewinn sagte er: „Das Ergebnis von 2009 werden wir 2010 nicht wieder erreichen können.“ Das erste Quartal fiel schwach aus. Ein zurückgehendes Handelsgeschäft in Zentralasien und sinkende Preise drückten den Umsatz im Vergleich zum ersten Quartal 2009 um 40 Prozent auf 1,98 Milliarden Euro.

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