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Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender der Tui, dürfte sich künftig noch mehr freuen, wenn seine Mitarbeiter zufrieden sind.

© picture alliance / dpa

Vorstandsvergütung: Tui will Chefgehälter an Mitarbeiterzufriedenheit knüpfen

Der Reisekonzern Tui plant, ab 2016 die Gehälter seiner Vorstände an die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter zu knüpfen. Es ist bereits der zweite Versuch, so etwas einzuführen.

Zufriedene Mitarbeiter? Das wünscht sich manch ein Chef – vor allem dann, wenn sein Gehalt davon abhängt. Der weltgrößte Reisekonzern Tui will genau das nun einführen. Die Vergütung aller Vorstandsmitglieder soll künftig davon abhängen, wie zufrieden die Mitarbeiter sind. Das teilte der Konzernbetriebsrat Frank Jakobi am Dienstag mit. „Wir werden im Herbst konzernweit mit einem professionellen Institut eine Befragung durchführen, mit der wir die Mitarbeiterzufriedenheit messen wollen“, sagte er.

Angekündigt hatte der Konzern diesen Schritt bereits vor zwei Jahren. Damals war der Umsetzungsversuch allerdings an Fragen des Datenschutzes gescheitert. „Jetzt starten wir neu“, sagte Jakobi. „Die Zufriedenheit und Motivation von Beschäftigten ist ein Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens. Diesem Kriterium soll sich der Vorstand stellen.“

Beispiel Telekom: Teil der Langfrist-Vergütung

Ein solches Bezahlsystem ist aufwendig, aber nicht unmöglich. Das zeigt das Beispiel der Deutschen Telekom. Bei dem Konzern aus Bonn richtet sich die Bezahlung der Vorstände bereits seit 2010 nach der Zufriedenheit der Mitarbeiter. „Beim langfristigen Teil der Vorstandsvergütung, die alle vier Jahre fällig wird, macht die Mitarbeiterzufriedenheit neben anderen Parametern wie Ergebnissen pro Aktie oder Kundenzufriedenheit ein Viertel aus“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Die Telekom hat die Kennziffer im Zuge des Gesetzes zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung eingeführt. „Davon betroffen sind neben den aktuell sechs Vorständen auch einige hundert Führungskräfte“, heißt es bei der Telekom. Die Umstellung auf das neue Verfahren sei „ein erheblicher Aufwand“ gewesen.

Der Reisekonzern Tui plant die Umsetzung für frühestens 2016. Man brauche zunächst eine Datengrundlage, anhand derer man die Mitarbeiterzufriedenheit messen kann, heißt es. Nach Ansicht des obersten Arbeitnehmervertreters gibt es eine breite Unterstützung für das Projekt vonseiten des Vorstands. Jakobi spekuliert darauf, dass sich dieses System mittelfristig auch für das Management der zweiten und dritten Ebene durchsetzen wird.

"Zufriedenheit auch Leistung des Chefs"

„Dass Mitarbeiterzufriedenheit so eine größere Rolle spielen soll, ist gut“, sagte Günter Voß, Soziologieprofessor an der Technischen Universität in Chemnitz, dem Tagesspiegel. „Die Situation der Belegschaft und die Zufriedenheit der Mitarbeiter sind auch Leistungen des Chefs.“ Es sei wichtig, dies auch auf niedrigeren Hierachiestufen umzusetzen.

„In jedem Fall ist es ein wichtiges Signal, das auch auf die psychosozialen und gesundheitsbezogenen Zustände der Mitarbeiter aufmerksam macht.“ Allerdings müsse man mit Statistiken zur Zufriedenheit von Angestellten vorsichtig sein. „Es bleibt die Frage, wie man das misst“, sagte Voß. Wie Tui das handhaben will, ist noch unklar.

Thomas Walbröhl

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