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Wirtschaft: Vorstandsvorsitzender Wolfgang Rupf nennt Risiken "beherrschbarer"

Auch die Bankgesellschaft Berlin ist von der bedrohlichen Schieflage des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann betroffen. Wie der Vorstandsvorsitzende der Bankgesellschaft, Wolfgang Rupf, anlässlich der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen am Dienstag erklärte, sei man unter den größeren Kreditgebern des Konzerns, allerdings nicht unter den ersten Fünf.

Auch die Bankgesellschaft Berlin ist von der bedrohlichen Schieflage des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann betroffen. Wie der Vorstandsvorsitzende der Bankgesellschaft, Wolfgang Rupf, anlässlich der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen am Dienstag erklärte, sei man unter den größeren Kreditgebern des Konzerns, allerdings nicht unter den ersten Fünf. Grundsätzlich halte er Holzmann für "sanierungsfähig". Das Verhalten der Hauptgläubiger im Kreditgewerbe bezeichnete Rupf als "noch nicht ausgewogen". Zu einer möglichen Belastung der Ergebnisentwicklung infolge eines Konkurses sagte er: "Sollte hier etwas auf uns zukommen, haben wir Spielraum geschaffen." In jedem Falle werde die Risikovorsorge des Bankkonzerns im laufenden Jahr nicht über einer Milliarde Mark liegen. In den ersten neun Monaten konnte das Institut die Risikovorsorge und den Verwaltungsaufwand senken. Während sich das Ergebnis vor Steuern aufgrund von Beteiligungsverkäufen beinahe verdoppelte, sank das Betriebsergebnis wegen geringerer Erträge im Finanzgeschäft. Für das laufende Jahr sollen die Aktionäre, die zuletzt leer ausgegangen waren, wieder eine Dividende erhalten. Dabei gehe man von einer ähnlich hohen Ausschüttung wie in den Vorjahren aus. Für 1997 hatten die Anteilseigner pro Aktie 1,10 Mark erhalten.

Offensichtlich tragen die intensiven Arbeiten an der Verbesserung des Risikomanagements und der so genannten Risikoqualität im Hause Bankgesellschaft erste Früchte. Selbst Kredite im Umfang von 100 000 Mark würden inzwischen einem hausinternen Kreditrating unterzogen, betonte Rupf. Nachdem der Bankkonzern in den ersten Jahren wegen gravierender Probleme im Firmenkunden- und Immobiliengeschäft milliardenhohe Wertberichtigungen vornehmen musste, zeichne sich nun erstmals eine Stabilisierung der Risikostruktur ab; die Risiken, so Rupf, würden "beherrschbarer". Sowohl für den Firmen- als auch den Immobilienbereich habe man über alle Teilbanken hinweg konzernweit je eine Risikomanagement-Einheit organisiert, die sich mit den erhöhten Risikobeständen befassen. In drei Jahren wolle man diese Bestände bearbeitet haben. Nach einer zur Jahresmitte abgeschlossenen Analyse des Gesamtportfolios der Kundenforderungen von rund 102 Milliarden Euro sei ein Volumen von knapp zwei Prozent als erhöht risikobehaftet eingestuft worden. Die insgesamt schwierige Lage bezeichnete der Vorstandsvorsitzende als "Spiegelbild der Lage in der Region".

Der Risikovorsorgebestand im Kreditgeschäft entspricht mit 3,5 Milliarden Euro knapp drei Prozent des gesamten Kreditvolumens. Im Berichtszeitraum (Januar bis September 1999) betrug die Kreditrisikovorsorge 384 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum anteiligen Vorjahresgeschäft - die Bankgesellschaft vergleicht die Quartalszahlen mit dem Durchschnittswert des Vorjahreszeitraums - ein Rückgang um 41 Prozent. Dabei gebe es eine spürbare Entlastung im Firmenkundengeschäft. Die Risikovorsorge im Immobiliengeschäft sei "noch auf hohem Niveau". Von der aktuellen Kreditrisikovorsorge entfielen 60 Prozent auf Immobilien, der Rest auf das Firmenkundengeschäft. Bei dem Gesamtbestand sei die Risikovorsorge für das Immobiliengeschäft etwa doppelt so hoch wie beim Firmenkundengeschäft. Beispielhaft für die Schwierigkeiten sei die Lage bei den Büroimmobilien: So sei das Angebot seit 1990 in Berlin um gut 40 Prozent gestiegen. Zehn Prozent davon stünden leer. Rupf wies außerdem darauf hin, dass infolge der offenbar gewordenen Bewertungsrisiken bei der HypoVereinsbank die Bewertungen von Risiken in Zukunft wohl grundsätzlich marktnäher erfolgen würden.

Als "Ergebnis harter Arbeit" bezeichnete Bankvorstand Rupf den kontinuierlichen Abbau des Verwaltungsaufwandes. So sank der Sachaufwand um elf Prozent, der Personalaufand um rund drei Prozent. Auf betriebsnotwendige Kündigungen werde nach wie vor bis auf weiteres verzichtet. Auch die Neuausrichtung geht ihren Gang. Für die Allbank Allgemeine Privatkundenbank AG, Hannover, werde noch ein Käufer gesucht. Es werde mit zwei bis drei Interessenten verhandelt. Rupf schränkte jedoch ein: "Wir verschenken nichts." Außerdem bemühe man sich beim Internet-Banking um qualifizierte Erfolge. So will die Bankgesellschaft nach dem Verkauf der Direktbank-Tochter GiroTel an die älteste deutsche Direktbank, die Frankfurter Diba, ein eigenes Call-Center in Berlin aufbauen. An den Erwerb einer eigenen Internet-Bank sei nicht gedacht. In einigen Jahren wolle man beim Electronic-Banking den Anschluss geschafft haben.

mo

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