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Wirtschaft: Vorurteile und Cashflow

Vier Workshops zum Wachrütteln.

Berlin - Armgard von Reden trägt Pink. Das ist eigentlich nicht ungewöhnlich. Eine Frage des Geschmacks vielleicht. Aber sie ist eben auch eine Frau, zumal eine, die gerade in ihrem Workshop „Diversity by Design“ im Tagesspiegel Verlagsgebäude Unternehmer und Personaler davon überzeugen will, Produkte speziell für verschiedene Diversity Gruppen zuzuschneiden. Der Hersteller ihres Pullovers hat es sich einfach gemacht: Pink, das spricht Frauen an. Klar, oder?

Klar jedenfalls für viele Firmen. Von Asus bis Siemens designen Unternehmen Produkte für Frauen, die im Wesentlichen kleinere, pinkfarbene Versionen der gängigen Produkte sind. Damit wird die wichtigste Käufergruppe ignoriert, stellt von Reden fest, die an der Leibniz Universität Hannover lehrt und zuvor beim IT-Konzern IBM arbeitete. „98 Prozent aller Kaufentscheidungen werden von Frauen getroffen“, sagt sie. Zeit, sich von einigen Stereotypen zu verabschieden. Und einige beizubehalten: die Biermarke im Haushalt werde immer noch fast ausschließlich von Männern bestimmt.

Denn dass Vorurteile auch Vorteile haben, zeigten Matthias Spörrle und Prisca Brosi von der TU-München in ihrem Workshop zur Überwindung von Stereotypen. „Wir alle mögen Stereotypen. Sie beschleunigen unser Denken“, sagt Spörrle. Aber sie führen eben auch zu Fehleinschätzungen, die in Unternehmen viel Geld kosten können. „Wir alle werden nach diesem Workshop weiter diskriminieren“, sagt er. Jeder sei immer gleichzeitig Täter und Opfer. Dessen müsse man sich bewusst sein.

Wie viel Geld das wert sein kann, klärten Isabell Welpe und Gesche Lotzkat, ebenfalls von der TUM, die Tipps gaben, wie der Erfolg von Diversity am besten zu evaluieren sei und welchen Einfluss auf den Cashflow Diversity Management tatsächlich hat. Einfach ist das nicht zu sagen, denn nur bei einem ganzheitlichen Ansatz könne Vielfalt ihr Potenzial entfalten, erklärten Gaby Wilms, Gertraude Krell und Sieglinde Schneider.

Inzwischen hat der Workshop von Armgard von Reden Designideen erarbeitet, die wirklich auf die Diversitygruppen zugeschnitten sind. Pinkes ist nicht mehr dabei. Den Pulli trägt sie offenbar, obwohl sie eine Frau ist. Sidney Gennies

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