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Vorwürfe der Umwelthilfe: Dieselskandal erreicht auch BMW

Der Dieselskandal weitet sich aus: Auch BMW soll Abschalteinrichtungen in seine Abgasreinigungen eingebaut haben. Das hatte der Chef stets bestritten.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft jetzt auch dem Automobilhersteller BMW vor, illegale Abschalteinrichtungen in die Abgasreinigung seiner Fahrzeuge eingebaut zu haben. Messungen der DUH ergaben, dass die Emissionen von Stickoxiden (NOx) bei einem neuen BMW 320 Diesel bei Fahrten auf der Straße bis zu sieben Mal so hoch lagen wie im Labortest nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ).

Bei Überprüfungen der Motorsteuerung auch mithilfe von externen Experten stellte sich heraus: Die Software war offenbar so programmiert, dass die Abgasrückführung bereits ab einer Drehzahl von 2000 Umdrehungen pro Minute reduziert und ab 3500 Umdrehungen komplett abgeschaltet wird. Das ergibt sich aus den Untersuchungsergebnissen der DUH, die dem Tagesspiegel und dem ZDF-Magazin „Wiso“ exklusiv vorliegen.

EU-Verordnung verbietet Abschalteinrichtungen

Die Vorwürfe sind für BMW besonders brisant. Als ähnliche Anschuldigungen gegen VW, Audi und Daimler erhoben wurden, hatte BMW stets erklärt, man baue grundsätzliche keine Abschalteinrichtungen ein, die in der englischen Fachsprache Defeat Device genannt werden. Noch auf der Internationalen Automobilausstellung IAA im September hatte BMW-Vorstandschef Harald Krüger versichert: „Wir haben an den Fahrzeugen nicht manipuliert. Wir haben Diesel, die sind sauber. Und die sind die besten dieser Welt. Es gibt kein Defeat Device bei der BMW Group.“ Die Messungen der DUH ergaben hingegen, dass fünf Diesel-Pkw von BMW, davon vier mit dem gleichen Motor, alle das auffällige Abgasverhalten zeigten. Die NOx-Werte schossen auf einer Testrunde immer dann hoch, wenn die Drehzahl etwas erhöht wurde oder dem Motor ein Drehmoment von sehr gemäßigten 200 Newtonmetern abgefordert wurde. Dabei lag die Geschwindigkeit im Autobahnteil nur bei höchstens 120 Stundenkilometern. Der BMW 320d kam im Durchschnitt dieser Messungen auf einen Wert von 470 Milligramm pro Kilometer. Der Grenzwert liegt bei 80 Milligramm. Die Messungen wurden vom Tüv Nord bestätigt.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sagte dazu dem Tagesspiegel: „Die vorliegenden Messergebnisse sind sehr klare Indizien dafür, dass hier Abschalteinrichtungen in der Motorsteuersoftware vorhanden sind.“ Diese müssten komplett entfernt werden. „Autos müssen in allen normalen Betriebssituationen eine voll funktionstüchtige Abgasreinigung haben.“ Nach der Europäischen Verordnung EGV 715/2007 müssen Abgasreinigungsanlagen beim „normalen Gebrauch“ des Autos funktionieren. Abschalteinrichtungen sind grundsätzlich verboten und können nur ausnahmsweise erlaubt werden. Eine solche Ausnahmegenehmigung liegt bei BMW nicht vor.

Kritik an Kraftfahrt-Bundesamt

Der Münchner Autohersteller erklärte auf Anfrage des ZDF schriftlich, „vergleichbare Fahrzeugtypen“ hätten bei einer von BMW veranlassten Untersuchung des Tüv Süd NOx-Werte erzielt, die „innerhalb der technisch erklärbaren sowie erwartbaren Toleranz“ lägen. Weiter erklärte BMW, „dass Fahrbedingungen, die von der gesetzlich vorgeschriebenen NEFZ-Rollenprozedur abweichen, auch zu höheren Emissionen führen können und dürfen“. Zu einer etwaigen Abschalteinrichtung sagte BMW nichts.

Weder der Tüv Nord noch der Tüv Süd hatten jedoch die Software der Motorsteuerung ausgelesen. Das hat dann im Zuge der DUH-Untersuchung das Unternehmen DS Motorsport übernommen, das sich seit mehr als 30 Jahren mit der Leistungssteigerung von BMW-Modellen befasst. Der Tüv Nord beklagt, dass er keinen Zugang zur Software erhält. Axel Friedrich, bei der DUH zuständig für die Emissionsmessung, kritisierte auch, dass das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) „nicht richtig hingeschaut“ habe. Das KBA gab dazu keine Stellungnahme ab.

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