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Wirtschaft: Vorwürfe gegen VW irritieren die Börse Möglicher Schadenersatz wegen Porsche-Deal

Berlin - Volkswagen-Vorzugsaktien sind am Montag ans Dax-Ende gefallen. Anleger trennten sich von dem Papier, weil auf den Wolfsburger Autohersteller möglicherweise milliardenschwere Schadenersatzklagen zukommen.

Berlin - Volkswagen-Vorzugsaktien sind am Montag ans Dax-Ende gefallen. Anleger trennten sich von dem Papier, weil auf den Wolfsburger Autohersteller möglicherweise milliardenschwere Schadenersatzklagen zukommen. Der Kurs fiel zeitweise um 2,2 Prozent.

Hintergrund der Nervosität am Aktienmarkt ist die Ankündigung der Münchner Kanzlei CLLB, Volkswagen im Zusammenhang mit der 2008 gescheiterten Übernahme durch Porsche auf Schadenersatz zu verklagen. Die Kanzlei vertritt mehrere Dutzend Fonds, darunter Hedge-Fonds, die viel Geld verloren hatten, nachdem Porsche die Übernahme von Volkswagen aufgeben musste. CLLB-Anwalt Franz Braun hatte dem „Spiegel“ gesagt, seine Kanzlei habe bereits Schadensersatzansprüche über 2,4 Milliarden Euro gegenüber der Porsche Automobil Holding SE angemeldet. Jetzt wolle die Kanzlei ihre Ansprüche auf VW ausweiten.

Die Rechtsexperten argumentieren, nicht nur Porsche habe Anleger bewusst getäuscht, auch VW habe mehr gewusst, dieses Wissen aber der Öffentlichkeit vorenthalten. Porsche hatte während der VW-Übernahme bis zum 26. Oktober 2008 bestritten, eine 75-Prozent-Mehrheit bei Europas größtem Autobauer anzustreben. Später erklärte der Sportwagenbauer hingegen in einer Ad-hoc-Mitteilung, über entsprechende Optionen Zugriff auf deutlich mehr Aktien zu haben. Die VW-Aktie war daraufhin auf mehr als 1 000 Euro explodiert. Auch im Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns müsste die Information frühzeitig bekannt gewesen sein, werfen die Anwälte dem Wolfsburger Unternehmen vor. Sowohl Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking als auch Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch seien Mitglieder des VW-Aufsichtsrats gewesen, ihr Wissen sei also VW zuzurechnen. Die Anwälte verweisen auf Paragraf 15 des Wertpapierhandelsgesetzes, nach dem ein Unternehmen verpflichtet ist, Insider-Informationen, die es unmittelbar betreffen, „unverzüglich zu veröffentlichen“. Laut Anwalt Braun hätte VW bekannt geben müssen, dass Porsche eine 75-Prozent-Mehrheit habe erwerben wollen.

In den USA laufen bereits entsprechende Schadenersatzklagen gegen Porsche. Zudem ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Käme es tatsächlich zu mehreren Verfahren, könnte sich die Integration von Porsche in den VW-Konzern verzögern. „Mögliche Schadenersatzforderungen belasten natürlich“, erklärte ein Händler am Montag die Kursverluste an der Börse. Nach Einschätzung der Commerzbank dürfte es allerdings schwierig werden, die Forderungen durchzusetzen. VW-Chef Martin Winterkorn hatte unlängst in einem Interview gesagt, VW werde sich „juristisch mit allen Mitteln wehren“. mot

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