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Wirtschaft: VW-Arbeiter in Brasilien drohen mit Streik

Widerstand gegen Entlassungspläne des Konzerns

Berlin - Dem Volkswagenkonzern drohen massive Arbeitskämpfe in Brasilien. Die dortigen Gewerkschaften kündigten Widerstand gegen die Kürzungspläne der Konzerntochter VW do Brasil an. Das Unternehmen will Tausende Arbeiter entlassen, Löhne kürzen und Arbeitnehmerrechte beschneiden. Man werde auf keinen Fall den vorgeschlagenen Umstrukturierungen zustimmen, sagte der Chef der traditionsreichen Metallarbeitergewerkschaft José Lopez Feijóo.

Zwar sind die Pläne von VW schon seit Mai bekannt, doch erst jetzt hat der Konzern konkrete Zahlen genannt. So sollen insgesamt 5800 Arbeiter innerhalb der nächsten zwei Jahre entlassen werden. Besonders betroffen ist die Fabrik Anchieta, Brasiliens größtes und ältestes VW-Werk in der Stadt São Bernardo do Campo südlich von São Paulo. 3700 Arbeiter sollen hier entlassen werden. Stimmt die Gewerkschaft dem Plan nicht bis Freitag dieser Woche zu, droht Volkswagen, das gesamte Werk zu schließen. 12 400 Menschen wären dann arbeitslos. Insgesamt arbeiten in den fünf brasilianischen Volkswagenfabriken rund 24 000 Menschen.

Neben den Entlassungen macht Volkswagen drastische Einkommenskürzungen zur Voraussetzung für ein weiteres Engagement in São Bernardo. Bis zu 200 Überstunden würden nicht mehr bezahlt, so VW; neu eingestellte Arbeiter müssten sich mit 35 Prozent weniger Lohn zufriedengeben als bereits Beschäftigte. Arbeiter, die Fehler begingen, müssten bis zu acht Stunden zusätzlich ohne Lohn arbeiten.

Nachdem sie von den Plänen erfahren hatten, versammelten sich rund 10 000 Arbeiter der Fabrik in São Bernardo. Sie beschlossen, dass die Gewerkschaftsführung mit dem Konzern verhandeln solle, den Vorschlag von VW jedoch unter allen Umständen ablehnen müsse. Falls die Verhandlungen bis Freitag zu keinem Ergebnis führten, so Arbeiterführer Feijóo, würde die Gewerkschaft am Samstag erste Streiks planen. Die Furcht ist groß, dass VW bereits im November die ersten Arbeiter entlassen könnte, weil dann eine sechsjährige Arbeitsplatzgarantie ausläuft.

Als Grund für die Kürzungen gab VW neben gestiegenen Lohnkosten den Einbruch bei den Exporten an. Tatsächlich hat das Erstarken der brasilianischen Landeswährung Real dazu geführt, dass VW 2008 voraussichtlich rund 90 000 Autos weniger ausführen wird als 2005 – ein Rückgang um 40 Prozent. Die Gewerkschaft macht jedoch die Konzernspitze für die Krise verantwortlich.

In Mexiko ist der Streik im Volkswagenwerk Puebla dagegen beendet. Konzern und Gewerkschaften einigten sich auf eine Lohnsteigerung von 5,5 Prozent. Seit Freitag vergangener Woche hatten knapp 10 000 Arbeiter in der Fabrik gestreikt und 8,5 Prozent mehr Lohn verlangt. In der Puebla wird der VW Beetle hergestellt.

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