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Wirtschaft: VW-Bilanz: Volkswagen verdient wieder mehr Geld

Trotz rückläufiger Absatzzahlen in Deutschland hat der Volkswagen-Konzern im ersten Halbjahr 2000 mehr umgesetzt und verdient. In den ersten sechs Monaten habe VW sein Ergebnis vor Steuern um 15,5 Prozent auf 2,546 Milliarden Mark gesteigert, teilte das Wolfsburger Unternehmen am Freitag mit.

Trotz rückläufiger Absatzzahlen in Deutschland hat der Volkswagen-Konzern im ersten Halbjahr 2000 mehr umgesetzt und verdient. In den ersten sechs Monaten habe VW sein Ergebnis vor Steuern um 15,5 Prozent auf 2,546 Milliarden Mark gesteigert, teilte das Wolfsburger Unternehmen am Freitag mit. Das Ergebnis nach Steuern sei um 48,4 Prozent auf 1,254 Milliarden Mark gestiegen. Der Konzernumsatz ist um zwölf Prozent auf 83,3 Milliarden Mark gewachsen.

Der neuerliche Erfolg von Volkswagen hat einen Namen: Ferdinand Piëch. Selbst die Kritiker des Vorstandsvorsitzenden von VW werden wohl zähneknirschend einräumen, dass der geborene Wiener auch in seiner zweiten Amtszeit Europas größten Autokonzern geschickt lenkt. Dabei kommen dem Freund schneller und PS-starker Sportwagen drei Eigenschaften zugute: Ehrgeiz, Härte und Machtbewusstsein. Piëchs Ziel war und ist es, Volkswagen an die Weltspitze zu führen, koste es, was es wolle.

Die vorliegenden Halbjahreszahlen geben ihm recht: Beim Ergebnis liege man im Plan, teilten die Wolfsburger mit. Für das Gesamtjahr rechne man mit einem deutlichen Gewinnwachstum. Im Geschäftsjahr 1999 hatte der Konzern noch einen Gewinnrückgang um gut ein Viertel auf 1,6 Milliarden Mark verbucht, der von VW auf die Absatzkrise in Südamerika und hohe einmalige Steuerlasten zurückgeführt wurde. Bis Ende Juni lieferte VW weltweit 2,59 Millionen Fahrzeuge aus, was einem Rekordwert und einer Steigerung von 3,6 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 1999 entspricht. In Deutschland habe der weiterhin rückläufige Pkw-Markt allerdings zu einem Rückgang um gut elf Prozent auf rund 543 000 ausgelieferte Fahrzeuge geführt. Negativ wirkte sich der Rückgang im Inland vor allem deshalb aus, weil der deutsche Markt traditionell ein starkes Ergebnispotenzial habe. Vor allem ein Auslieferungs-Plus von 27,8 Prozent in Nordamerika habe diesen rückläufigen Inlandsabsatz aber ausgleichen können. Im Inland habe VW zudem seine Marktführerschaft mit einem Anteil von 29,6 (Vorjahr 1999: 29,5) Prozent behaupten können.

Die deutschen Automobil-Analysten bedachten VW am Freitag vor allem mit Lob, mahnten Konzernchef Piëch allerdings, seine geplanten Kostensenkungsprogramme nicht aus dem Auge zu verlieren: Die Zahlen seien "exakt wie erwartet", sagte Georg Stürzer, Analyst bei der HypoVereinsbank. Auch Arndt Ellinghorst von der WestLB-Panmure sagte, die Zahlen stimmten grundsätzlich mit seinen Erwartungen überein. Frank Laser von der Vereins- und Westbank sagte dagegen am Freitag, die VW-Zahlen seien "durchwachsen". Er habe vor allem beim Ergebnis nach Steuern mit einem stärkeren Wachstum von rund 65 Prozent gerechnet. Ein deutlicher Überschuss-Anstieg sei allein schon wegen des Basis-Effekts, also der schlechten Zahlen von 1999, wahrscheinlich. Möglicherweise hätten von VW angekündigte Programme zur Kostenreduzierung noch nicht ausreichend gegriffen.

Dass es Vorstandschef Piëch gelingen wird, weiter an der Kostenschraube zu drehen, daran zweifeln Kenner des "Automanager des Jahrhunderts" indes nicht. Allein seine Vergangenheit im Konzern spricht dafür: Er begann nach dem Maschinenbaustudium 1963 in dem Unternehmen, das sein Großvater gegründet hatte: bei Porsche in Stuttgart. Innerhalb weniger Jahre brachte der als genial geltende Konstrukteur es weit nach oben. Aber nicht bis ganz an die Spitze. Damals wurde vermutet, sowohl innerhalb der Familie Porsche als auch beim Betriebsrat habe es Vorbehalte gegen seine Mitarbeiterführung gegeben. Daraufhin stieg der Freund japanischer Kultur bei Audi ein und auf, wurde 1988 Vorstandsvorsitzender. Unter seiner Ägide ging Audi auf Sparkurs. Die Kosten wurden gesenkt, die Geschäftsergebnisse stiegen. So empfahl sich Piëch aus Sicht des VW-Aufsichtsrats für noch Höheres. Am 1. Januar 1993 übernahm er bei Volkswagen den Chefsessel. Zu einem Zeitpunkt, als auch dieses Unternehmen herbe Verluste hinnehmen musste.

Ähnliche Sanierungserfolge erwarten von dem Mann, der nun Aufsichtsratsvorsitzender bei VW werden will, zumindest die VW-Aktionäre auch jetzt: Nachdem die Aktie Anfang 1999 noch fast 80 Euro gekostet hatte, rutschte sie bis zum 3. Januar auf 57,25 Euro ab. Und auch diese Marke wurde im Jahresverlauf nur unterlaufen - bis zum Tiefpunkt von 39,00 Euro am 22. Juni. Am Freitag stieg der Wert immerhin wieder - um 2,96 Prozent auf 46,90 Euro.

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