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VW: Ferdinand Piëch ist der König von Wolfsburg

Fairness soll in Zukunft die Beziehung von VW und Porsche bestimmen. Bis dato regiert VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch allerdings absolutistisch.

Berlin - Der Alte schweigt – und genießt. Auch am Freitag, dem Tag danach, ist von Ferdinand Piëch nichts zu hören und zu sehen. Warum auch? Der VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer muss nichts erklären. Alle Welt weiß, dass er seinem Lebensziel, Porsche und Volkswagen unter einem gemeinsamen Konzerndach zu vereinen, nie näher war. In anderthalb Jahren, so hat es der VW-Aufsichtsrat am Vortag verkündet, soll der „integrierte Autokonzern“ mit Porsche als zehnter Marke fertig sein. Nach dem dramatischen Machtkampf mit Wendelin Wiedeking, den der Porsche- Chef am frühen Donnerstagmorgen verlor, hat Piëch jetzt freie Hand. Aber wie wichtig ist der 72-Jährige noch für VW?

Die Verschmelzung mit Porsche sei ohne Piëch schwer zu machen, heißt es in Aufsichtsratskreisen. Auch wenn der Vorstand um VW-Chef Martin Winterkorn operativ das Sagen hat – Piëch zieht die Fäden. 2011, wenn der Kraftakt der Porsche-Integration geschafft sein soll, wird Piëch 74. „Dann muss er sich entscheiden, ob er noch fit ist“, heißt es.

Doch was ist, wenn Piëch erkrankt, wenn er stirbt? „Damit haben wir uns noch nicht beschäftigt“, heißt es bei VW. Zyniker werfen sich auf den Wolfsburger Fluren eine nicht ganz ernst gemeinte Antwort zu: „Dann macht Uschi das.“ Piëchs Frau Ursula verstehe mehr von Autos als Piëchs Vetter und Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche.

Auf der Tagesordnung steht freilich anderes. „Fairness“, sagt ein Insider. Die sei in den vergangenen Jahren in der Kommunikation zwischen Porsche und VW zu kurz gekommen.

Das verwundert nicht. Schließlich war „Fairness“ keine Vokabel, die in Piëchs Verständnis von Konzernführung eine besonders große Rolle gespielt hätte. Kritikern gilt der heute 72-Jährige Österreicher als ruhmessüchtiger Regent. Als zwar genialer Ingenieur, aber auch gnadenloser Machtmensch, der jeden abserviert, der sich ihm in den Weg stellt: Mehr als 20 Topmanager hat Piëch im Laufe seiner Karriere bereits gefeuert.

Der Porsche-Enkel kommentiert das in seiner „Auto.Biografie“ mit staubtrockenen Worten: „Aus tiefster Überzeugung habe ich lieber einen für die betreffende Situation unpassenden Topmanager gefeuert, als eine Schwächung des Unternehmens zu riskieren.“

Bereits 2001 sägte Piëch den Audi-Chef Franz-Josef Paeffgen ab. In einem Interview ließ er den Satz fallen, bei Audi „herrscht Stillstand“. Insider munkelten, der Manager sei Piëch zu erfolgreich geworden. Ein paar Monate später fand sich Paeffgen bei der VW-Tochter Bentley wieder. Strafversetzung.

Nicht viel besser erging es Bernd Pischetsrieder. 2002 übernahm der bärtige Bayer den Chefposten bei VW und verordnete dem Konzern einen Sparkurs. VW verkaufe zu teure Autos, befand der ehemalige BMW-Mann. Schuld daran seien nicht zuletzt aufwendige technische Sperenzchen, wie etwa eine Mehrlenkerhinterachse beim Golf. Beim technologievernarrten Piëch stießen solche Reden auf wenig Gegenliebe. Als dann noch Piëchs Lieblingsprojekte, die Wolfsburger Autostadt und die Gläserne Manufaktur in Dresden, in der Sparliste auftauchten, war Schluss. Pischetsrieder durfte gehen. Gleich mit abserviert wurde dessen rechte Hand, der damalige VW-Markenchef Wolfgang Bernhard.

Unter die Räder von Piëch, der zwölf Kinder mit vier Frauen hat, geriet auch José Ignacio Lopez. Der Baske kam 1993 als Einkaufschef von General Motors zu VW. Seine Aufgabe: Kosten sparen, was er auch kräftig tat. 1998 dann kam der Verdacht auf, Lopez habe stapelweise Geheimunterlagen seines Ex-Arbeitgebers an VW weitergereicht. Piëch selbst geriet in die Kritik. Er hatte Lopez in die Firma geholt. Doch nicht der Porsche-Enkel nahm seinen Hut, sondern Lopez. Piëch einigte sich mit GM auf einen Vergleich.

Nach dem Sieg über Porsche sitzt Ferdinand Piëch fester im Sattel denn je. Ein Gegner ist nicht in Sicht. Allzu sicher, das zeigt die Vergangenheit, sollte sich aber kein Manager im Volkswagenreich fühlen. Der Daumen des Autokönigs könnte schon bald wieder nach unten zeigen.

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