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In der 1. Klasse steigen die Preise. Dafür gibt es dort ab 2015 kostenlos W-Lan

© picture alliance / dpa

W-Lan bei der Deutschen Bahn: Schneller surfen im ICE

Die Bahn macht ernst mit Gratis-Internet im Zug. Zunächst aber nur für die 1. Klasse. Zugleich lässt der Konzern die Preise für viele Kunden stabil – wegen der Fernbus-Konkurrenz.

Was für ein Zufall. Erst vergangene Woche hatte Alexander Dobrindt, der Verkehrsminister von der CSU, Gratis-Internet in den Zügen der Deutschen Bahn gefordert. Und schon wenige Tage später bewegt sich der Staatskonzern und kündigt das bislang Undenkbare an: Ab Dezember können Kunden in der 1. Klasse des Fernverkehrs umsonst schnelles Internet nutzen. Und in der 2. Klasse soll es „vermutlich“ 2016 kommen, wie Ulrich Homburg, Personenverkehrs-Vorstand, am Montag in Berlin sagte. Bislang müssen viele ICE-Kunden extra zahlen, wenn sie im Zug surfen wollen – etwa 4,95 Euro für einen Tages-Zugang.

Die Bahn verwies bislang stets auf den Partner Deutsche Telekom, der für den Aufbau des Netzes entlang der Strecken zuständig sei. Doch die Bahn-Leute mussten in den vergangenen Wochen erkennen, dass die Zeit drängt. Die Fernbusse schnappen dem Unternehmen immer häufiger Kunden weg. In diesem Jahr dürften der Bahn dadurch bis zu 120 Millionen Euro Gewinn entgehen, befürchtet der Vorstand Homburg. Nun gilt es, die Vorteile von ICEs und ICs herauszustellen. „Die Bahn ist bestimmt nicht das günstigste Verkehrsmittel“, sagt er. „Aber eines, das viele andere Vorteile hat.“

Zugfahren soll komfortabler werden – und das Hochpreis-Image verlieren. Erstmals seit vielen Jahren werden Zugtickets in diesem Jahr nicht teurer – zumindest in der 2. Klasse des Fernverkehrs. „Wir wollen unseren treuen Kunden vermitteln, dass die Wettbewerbssituation eine andere geworden ist“, bekannte Homburg. Auch die Bahncards bleiben im Preis stabil, und die Buchungsgebühr von fünf Euro für am Schalter gekaufte Sparpreis-Fahrscheine wird gestrichen.

Gratis-Sitzplatzreservierung in der 1. Klasse

Die Bahn greift stattdessen dort zu, wo sie es kann – oder wo es nicht so wehtut. Tickets im Nahverkehr werden um durchschnittlich 1,9 Prozent teurer. Dies gilt für Länder-Tickets oder das Schönes-Wochenende-Ticket. Viele Verkehrsverbünde hätten sich kräftigere Aufschläge genehmigt, befand Homburg. Der Verkehrsverband Berlin-Brandenburg will in den kommenden Tagen erklären, wie stark die Tarife erhöht werden sollen.

Wer seinen Fahrschein umtauschen will, muss künftig 17,50 Euro statt 15 Euro bezahlen. Und Kunden, die zum Bezahlen die Kreditkarte zücken oder Paypal nutzen wollen, bekommen ein „Zahlungsmittelentgelt“ aufgebrummt. Die Passagiere der 1. Klasse, oft Geschäftsreisende, dürften den Aufschlag von im Schnitt 2,9 Prozent verkraften können. Sie bekommen im Gegenzug auch etwas dafür – neben dem kostenlosen Internet eine Gratis-Reservierung von Sitzplätzen, die bislang mit 4,50 Euro zu Buche schlägt. Ungefähr einer von zehn Plätzen im Zug entfällt auf die 1. Klasse. Eine einfache Fahrt von Berlin nach Leipzig ohne Rabatt etwa kostet nach Bahn-Angaben in Zukunft 78 Euro statt bislang 76 Euro.

Gegen Kampfkreise der Fernbusse kommt die Bahn nicht an

Die große Frage ist: Geht die Strategie von Homburg und Bahn-Chef Grube auf? Gegen die Kampfpreise der Fernbusse kommt der Konzern nicht an – derzeit liegen sie bei vier Cent je Kilometer und darunter. Der Staatskonzern kann von einem solchen Betrag gerade einmal die Trassengebühren bezahlen, die Betriebs- und Personalkosten aber längst nicht.

Bleibt der Faktor Qualität. Homburg drückt es so aus: „Das Produkt muss in der Basisqualität stabil sein und reproduzierbar.“ Soll heißen: Die Züge müssen zuverlässiger werden. Komfortabler sowieso – deshalb der Vorstoß in Sachen Internet. Die Ausstattung der 1. Klasse damit soll ein Test sein. Das technische Problem war bislang stets, eine zuverlässige Verbindung im schnellen LTE-Standard auch bei Tempo 300 sicherzustellen. Denn ein ICE eilt dann so schnell von Funkzelle zu Funkzelle, dass Breitband-Verbindungen überfordert sein können. Zumal, wenn sie von bis zu 800 Leuten in einem Zug gleichzeitig genutzt werden. Weil er um die Probleme weiß, sprach Homburg mit Blick auf die Ausstattung der 2. Klasse nur von einem „Zeithorizont“ für 2016. Nach einer sicheren Ankündigung klingt das nicht. Aber es gibt ja immer noch Alexander Dobrindt – der Minister wird darauf achten, dass die Bahn pünktlich liefert.

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