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Wirtschaft: Wachsendes Bildungsdefizit bei jungen Ausländern

BERLIN (uwe).Die Integration der ausländischen Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 20 Jahren in das deutsche Schul- und Ausbildungssystem ist weitgehend zum Stillstand gekommen.

BERLIN (uwe).Die Integration der ausländischen Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 20 Jahren in das deutsche Schul- und Ausbildungssystem ist weitgehend zum Stillstand gekommen.Noch bis in die neunziger Jahre hinein hatten immer mehr ausländische Kinder und Jugendliche einen Schul- und Berufsabschluß gemacht.Nach einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin kommt die Integration dieser Kinder nun aber "kaum noch voran".Rückschritte gebe es vor allem bei der Ausbildung junger Männer.Bei der Berufsausbildung sind junge Frauen nach wie vor unterrepräsentiert.

Ende 1996 lebten fast 7,5 Millionen Ausländer in Deutschland, davon waren über 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche, die überwiegend Westdeutschland wohnen.Das DIW rechnet damit, daß die Zahl ausländischer Schüler an den deutschen Schulen mittelfristig weiter steigen wird.Bisher besuchen nur 84 Prozent der ausländischen Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 15 Jahren in Deutschland eine Schule.Im Vergleich: Von den deutschen Kindern und Jugendlichen in diesem Alter besuchen 95 Prozent eine Schule.Das DIW erklärt die Differenz damit, daß Kinder von Asylbewerbern und Kriegsflüchtlingen nicht schulfpflichtig sind, und nicht alle Asylbewerber von der Gelegenheit Gebrauch machen, ihre Kinder auf Antrag einzuschulen.

Dramatisch ging die Zahl ausländischer Auszubildender in den Betrieben zurück: Während immerhin zwei Drittel der deutschen Auszubildenden auch eine Lehrstelle haben, dürfen nur ein Drittel der ausländischen Berufsschüler auch im Betrieb lernen.In Berufs- und Fachschulen sowie in den Schulen für das Gesundheitswesen dominieren die Deutschen, dagegen sind ausländische Jugendliche in Berufsfachschulen und Kollegschulen stärker vertreten.

Dazu kommt, daß Ausländer sich vor allem im Handwerk und in Industrieberufen ausbilden lassen, jedoch nur selten eine Lehrstelle in Dienstleistungsberufen oder technischen Büros finden.Überproportional hoch ist der Ausländeranteil in sterbenden Branchen wie dem Bergbau.Ein Drittel der ausländischen Jugendlichen verließ 1996 die Berufsschule ohne einen Berufsabschluß - bei deutschen Jugendlichen war diese Quote nur halb so hoch, berichtet das DIW.

Gute Schulbildung und eine solide berufliche Qualifikation seien "wichtige Voraussetzung für eine leistungsfähige Volkswirtschaft und eine offene Gesellschaft", schreibt das DIW.Das Institut rät in seinem jüngsten Wochenbericht, die Bildungsmaßnahmen für ausländische Schüler unbedingt zu verstärken.Dazu zähle eine gezielte Förderung in der beruflichen Bildung durch eine intensivere Kooperation der beteiligten staatlichen Stellen, wie sie Anfang des Jahres zwischen den Bundesländern, der Bundesanstalt für Arbeit, kommunalen Spitzenverbänden, Gewerkschaften und Arbeitgebern vereinbart wurde.Damit die Zahl ausländischer Schulabgänger ohne Abschluß deutlich verringert und der Übergang in weiterführende Bildungs- und Ausbildungsgänge verstärkt wird, müßten allerdings zusätzliche Förder- und Sprachkurse an Schulen eingerichtet werden.

Des weiteren empfiehlt das Institut, die Berufswahl junger Ausländer auf die ganze Breite der Ausbildungsberufe zu lenken.Dazu müßten vor allem Lehrstellen in Dienstleistungsberufen geschaffen werden.Hierbei sollte verstärkt das Instrument von Ausbildungsverbünden, die auch staatliche Förderung genießen könnten, eingesetzt werden, empfiehlt das Berliner Forschungsinstitut.

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