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Wirtschaft: Wachstum: Der Export hält die Konjunktur auf Trab

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland hat nur auf den ersten Blick an Tempo verloren. Der boomende Export und die Investitionen bleiben die wichtigsten Triebfedern für das stärkste Wachstum seit zehn Jahren.

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland hat nur auf den ersten Blick an Tempo verloren. Der boomende Export und die Investitionen bleiben die wichtigsten Triebfedern für das stärkste Wachstum seit zehn Jahren. In den ersten neun Monaten 2000 hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 3,2 Prozent zugelegt. Dies teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Prognosen für die gesamtwirtschaftliche Leistung 2000 und 2001 liegen ebenfalls bei jeweils rund drei Prozent.

Die Entwicklung im dritten Quartal scheint dieses positive Bild allerdings zu trüben. Das BIP lag lediglich um 2,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. "Das wirtschaftliche Wachstum war damit etwas schwächer als im ersten (3,6 Prozent) und zweiten Quartal 2000 (3,3 Prozent)", berichteten die Statistiker. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Berichtszeitraum lediglich 64,8 Arbeitstage zur Verfügung standen. Ein Jahr zuvor waren es 66. Ohne diesen Kalendereffekt ermittelten die Statistiker für das dritte Quartal ein jährliches Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent. "Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal auf Wachstumskurs geblieben", resümierte der Konjunkturexperte der Dresdner Bank, Rolf Schneider. "Für das Gesamtjahr 2000 bedeutet dies, dass ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent nun weitgehend gesichert ist."

"Die harten Daten sind besser als die schwächelnde Stimmung", fasst der Chefvolkswirt der DG Bank, Michael Heise, die aktuelle Lage zusammen. Angesichts prall gefüllter Auftragsbücher, eines "klassischen Industrieaufschwungs" und voraussichtlich rückläufiger Ölpreise sprächen die ökonomischen Fakten "nicht für eine Abkühlung".

Auch die Deutsche Bundesbank hat bereits eindringlich vor Pessimismus gewarnt. Zwar habe die Verdreifachung der Ölpreise "Sand in das Konjunkturgetriebe" gebracht. Vieles spreche aber für einen anhaltend günstigen Wachstumsprozess. "Die konjunkturelle Grunddynamik und die vorliegenden Frühindikatoren bieten gegenwärtig keinen Anlass für pessimistische Perspektiven", hieß es bei der Bundesbank.

Die Wachstumszahlen bestätigen nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums auch die Prognose der Bundesregierung, wonach die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um drei Prozent zulegen wird. Das Ministerium erklärten, die Daten zeigten, dass sich der Wirtschaftsaufschwung im dritten Quartal fortgesetzt und an Breite gewonnen habe. Dabei habe das Wachstumstempo zwar wie erwartet nachgelassen. Insgesamt bestätigten die Wachstumszahlen in den ersten drei Quartalen jedoch die Herbstprojektion der Bundesregierung.

Entscheidender Motor der Konjunktur sind weiterhin der florierende Export und die davon angestoßenen Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen. Der Außenbeitrag, also der Saldo aus ex- und importierten Waren und Dienstleistungen, trug im dritten Quartal allein mit 0,5 Prozentpunkten zum Wachstum bei. Dahinter steht ein Plus von 11,3 Prozent bei den Ausfuhren, verglichen mit einem Zuwachs von 9,7 Prozent bei den Einfuhren. Die Ausrüstungsinvestitionen seit Jahresfrist um 8,8 Prozent zu.

Unveränderter Schwachpunkt im gegenwärtigen Konjunkturszenario ist der Bau. Dort hat sich die Krise im Sommer sogar noch verschärft. Im dritten Quartal fielen die Bauinvestitionen um fünf Prozent hinter das Vorjahresniveau zurück. "Der traditionelle Zusammenhang zwischen Ausrüstungen und Bau ist durchbrochen", sagte Heise.

Schleifspuren wegen der Ölpreisexplosion zeigen sich bislang nur im privaten Konsum. Er lag im dritten Quartal lediglich um 1,8 Prozent über Vorjahresniveau. Rückläufige Ölpreise und die im Januar startende Steuerreform dürften nach Einschätzung der meisten Experten aber bald die Verbrauchskonjunktur stimulieren.

Der Aufschwung wirkt sich auch positiv am Arbeitsmarkt aus. Im Zeitraum Juli bis September wurde die wirtschaftliche Leistung von 38,77 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 552.000 oder 1,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Die Produktivität erhöhte sich um 1,4 Prozent. Wegen der weniger Arbeitstage stieg die Produktivität je Arbeitsstunde sogar um 2,7 Prozent.

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