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Wirtschaft: Wachstum mit Blubberblasen

Discounter wie Aldi sorgen bei Mineralwasser für einen harten Preiskampf. Nun setzt die Branche auf Gesundheit und Wellness

Berlin - Mit dem Kauf der Marke Apollinaris investiert Coca Cola in einen umkämpften Wachstumsmarkt. Während in Deutschland immer weniger Bier und Wein konsumiert werden, sind bei Mineralwasser inzwischen etwa 127,8 Liter pro Kopf der Durchschnitt. Seit Jahren steigt der Verbrauch. Besonders in Jahren mit einem heißen Sommer läuft das Geschäft gut. Dennoch machen den Anbietern Preiskämpfe zu schaffen, die auf die Umsätze drücken. 2005 wurde trotz steigender Nachfrage 1,3 Prozent weniger verdient als im Vorjahr.

Bislang war der Markt stark aufgeteilt. Doch das könnte sich unter anderem durch den Kauf von Apollinaris durch Coca-Cola ändern. Die 225 Unternehmen der Mineralwasserbranche bieten 500 teils sehr stark regionalisierte Marken an. Denn nach deutschem Lebensmittelrecht muss die Abfüllung in die Flaschen direkt an der Quelle erfolgen. Die schweren Glasflaschen machen den Transport teuer und aufwendig. Seit der Einführung der Plastikflasche Ende der 90er-Jahr versuchen die regionalen Anbieter ihren Markt zu erweitern. „Plötzlich kämpfen Unternehmen um Kunden, die sich sonst nur vom Namen kannten“, sagt Arno Dopychai, Sprecher des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen.

Ein besonderer Druck geht von den Discountern aus. Der Aldi-Lieferant Hansa-Heemann und die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH, deren Mineralwasser in Lidl-Supermärkten verkauft wird, konnten in den vergangenen Jahren ihre Marktanteile durch besonders günstiges Wasser stark ausbauen. Inzwischen gehören sie zu den größten Mineralwasserherstellern in Deutschland.

Die Branche setzt auf einen steigenden Verbrauch. „Die Bevölkerung legt mehr Wert auf Gesundheit“, sagt Verbandssprecher Dopychai. „Wellness und Entspannung sind große Themen. Die Hersteller gehen mit ihren Produkten auf diese Strömungen ein.“ Marken wie Gerolsteiner, Fachinger und auch Apollinaris drängen verstärkt auf den Markt der stillen Wasser, der traditionell den französischen Anbietern überlassen war. Evian, Volvic und Vittel sind die stärksten ausländischen Marken auf dem Deutschen Markt mit einem Anteil von etwa 15 Prozent. Gute Ergebnisse erzielt die Branche derzeit mit aromatisisertem Mineralwasser. Der Verkauf konnte hier 2005 um fast 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Manche Unternehmen sahen hierin auch eine gute Gelegenheit, das vorgeschriebene Dosenpfand zu umgehen. Wasser mit Aroma wurde davon bislang ausgenommen. Doch auch nach der Vereinheitlichung des Dosenpfandes am 1. Mai hat die Branche wieder eine Lücke im Gesetz gefunden, um die Pfandpflicht zu umgehen. Denn Diät-Getränke ohne Kohlensäure sind vom Pfand ausgeschlossen.

„Plötzlich kreieren die Unternehmen Getränke, die der Diätverordnung entsprechen. Manchmal muss nur der Zucker durch einen Süßstoff ersetzt werden, dann passt das“, sagt Verbandssprecher Dopychai. Doch wie bei allen Gesetzeslücken sei es auch hier nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder geschlossen werde.

Henning Zander

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