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Im goldenen Kampfkäfig. Harvey Schwartz und David Solomon hoch über den Dächern von Manhattan.

© GUERIN BLASK/The New York Times//Redux/laif

Wall Street: Brutaler Machtkampf bei Goldman Sachs

Goldman Sachs hat zwei Männer in einen Machtkampf um die Nachfolge von Chef Lloyd Blankfein geschickt. Wer warum gewinnt, und was das mit Karate und Dancefloor-Musik zu tun hat.

Von Andreas Oswald

Wenn der eine einen schwarzen Gürtel als Karatekämpfer hat und der andere nachts als DJ arbeitet, wer gewinnt? Der Brutalere natürlich. Und der heißt David Solomon. Nachts begeistert er unter dem Künstlernamen DJ D-Sol die Dancefloor-Szene von New York, tagsüber ist er ein knallharter Verhandler, der Firmen zerschlägt oder zusammenschließt.

Sieger Solomon gilt als barsch, ruppig, grob und zornig – ein überlegenes Konzept, zumindest in diesem Fall. Aber offenbar kann er auch Kunden für sich einnehmen, sie davon überzeugen, dass er ihnen viel Geld leiht und ihnen bei Übernahmen hilft.

David Solomon ist nun der einzige Kandidat als Nachfolger von Lloyd Blankfein als Chef von Goldman Sachs. Sein Konkurrent Harvey Schwartz hat jetzt das Handtuch geworfen.

Solomon und Schwartz, beide leuchtende Glatzköpfe, 56 und 54 Jahre alt, hatten zuvor gemeinsam das Tagesgeschäft geleitet. Die beiden wurden in letzter Zeit von der Bank in eine Art „blutigen Käfigkampf“ geschickt, wie die „Financial Times“ beschreibt. Bankchef Lloyd Blankfein hatte im vergangenen Jahr erklärt, noch etwa zwei Jahre bleiben zu wollen, damit die beiden Konkurrenten zeigen können, was sie können. Er beobachtete genau, wer es besser macht, wer die höheren Profite bringt und wer die Mächtigen im Hause um sich scharen kann. Schließlich empfahl er Solomon als Nachfolger, worauf Schwartz seinen Rücktritt für April ankündigte.

Die legendären Trader hatten Superprofite gemacht

Die Empfehlung war nicht selbstverständlich, schließlich kam der unterlegene Schwartz aus derselben Trading-Einheit wie einst Blankfein. Die legendären Trader, die unter anderem mit Rohstoffen handeln, aber auch mit Staatsanleihen und Währungen (FICC), hatten der Bank einst unsägliche Profite beschert, aber in den vergangenen Jahren waren sie zurückgegangen. 2017 sank der Gewinn dieser Einheit auf 5,3 Milliarden Dollar. 2016 waren es noch 7,6 Milliarden gewesen. Vor allem schiefgegangene Wetten auf Benzin sollen erhebliche Verluste gebracht haben, berichtet die „Financial Times“.

Zugelegt hat dagegen das Investmentbanking unter David Solomon, dem es gelang, die Einnahmen aus seinem Geschäft innerhalb von zehn Jahren um 70 Prozent zu steigern und den Anteil an Goldmans Gesamtprofit zu verdoppeln. 7,4 Milliarden betrug der Gewinn 2017, der zweithöchste jemals in dieser Einheit.

Gekämpft wie ein Löwe

Mitleid mit dem Unterlegenen Harvey Schwartz muss keiner haben. Wer einen schwarzen Gürtel in Karate hat, den wirft so schnell nichts um. Und wer die Nummer zwei bei Goldman war und das überlebt hat, kann immer noch Nummer eins bei einer normalen Großbank werden.

Noch-Chef Lloyd Blankfein, über dessen frühzeitigeren Abgang zuerst das „Wall Street Journal“ berichtete, geht gerne in Ruhe angeln. Das ist sein Hobby. Er setzt gelegentlich Twitter-Meldungen ab und da geht es darum, wie schön entspannt es auf dem Lake George ist, wenn er da alleine in der Abendsonne im Boot liegt und die Angel ausgeworfen hat.

Blankfein hat die Ruhe verdient. Hat er doch einst selber gekämpft wie ein Löwe. Ihm war es zu verdanken, dass Goldman während der Finanzkrise sagenhafte Profite machte, damals, als die Märkte zusammenbrachen.

Lloyd Blankfein hatte vor einigen Jahren etwas Bemerkenswertes über Geldanlage gesagt. "Das Einzige, was ich weiß, ist, dass niemand irgendetwas weiß. Wir sind darauf vorbereitet, wenn die Märkte steigen und wir sind darauf vorbereitet, wenn die Märkte sinken."

Einen erklärenden Artikel des Autors, wie sich der Anleger mit sogenanntem Rebalancing vor Crashs schützen kann, lesen Sie hier.

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