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Plötzlich umkämpft. Jahrelang versuchte Metro-Chef Eckhard Cordes die Kaufhof-Warenhäuser loszuwerden – ohne Erfolg. Nun gibt es gleich zwei Interessenten.

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Warenhäuser: Zwei Milliardäre bieten für Kaufhof

Am Dienstag hatte bereits der griechische Unternehmer George Economou für Kaufhof geboten. Nun will auch Karstadt-Investor Berggruen die Kette. Metro-Chef Cordes hätte ein Problem weniger.

Für Eckhard Cordes hätte es nicht besser laufen können. Wenn der scheidende Metro-Chef am heutigen Donnerstag die Geschäftszahlen des Handelskonzerns vorlegt, kann er gleich zwei Interessenten für die Warenhaustochter Galeria Kaufhof präsentieren. Wie am Mittwoch bekannt wurde, will Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen offenbar für den Wettbewerber bieten. Am Dienstag hatte bereits der griechische Unternehmer George Economou ein Angebot für die Warenhäuser vorgelegt. Erfolgsmeldungen im Zusammenhang mit dem Verkauf von Kaufhof, mit dem sich Cordes schon seit dreieinhalb Jahren herumschlägt, kommen dem angeschlagenen Metro-Chef gelegen.

Am Mittwoch bestätigte Metro, dass Berggruen Interesse an Kaufhof hat. „Es gibt zwei Interessenten, mit denen wir Gespräche führen und das sind Berggruen und Signa“, sagte ein Konzernsprecher. Signa ist eine österreichische Investmentfirma, hinter der der griechische Milliardär Economou steht. Es seien aber eher Sondierungsgespräche als Verkaufsverhandlungen, fügte der Metro-Sprecher hinzu. Bindende Angebote lägen noch nicht vor. Eine Berggruen-Sprecherin wollte sich zu einem möglichen Angebot für Galeria Kaufhof nicht äußern. Agenturen berichteten aus Verhandlungskreisen, Berggruen wolle Karstadt und Kaufhof unter einem Dach vereinen. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge soll über den Verkauf der Metro-Tochter bis Weihnachten entschieden sein.

Dass es nun gerade Berggruen sein soll, der die Idee einer Deutschen Warenhaus AG wiederbelebt, dürfte Cordes weniger gefallen. Der Metro-Chef wollte sich nach der Karstadt-Insolvenz einen Teil der Häuser sichern und eine Warenhaus-Allianz mit Kaufhof schmieden. So hätte Cordes das Kaufhof-Filialnetz um gut laufende Häuser wie das KaDeWe in Berlin oder das Oberpollinger in München erweitern können. Der Markt sei nicht groß genug für zwei Warenhauskonzerne, sagte Cordes damals. Doch der Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg wollte keine „Rosinenpicker“, er wollte Karstadt nur als Ganzes hergeben. Der charismatische Investor Nicolas Berggruen versprach, alle 115 Häuser zu erhalten und schnappte Cordes Karstadt vor der Nase weg – für 70 Millionen Euro.

Zur rechten Zeit. Heute legt Metro-Chef Cordes die Geschäftszahlen vor. Foto: dpa
Zur rechten Zeit. Heute legt Metro-Chef Cordes die Geschäftszahlen vor. Foto: dpa

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Seitdem wird im Karstadt-Konzern, der derzeit rund 22000 Mitarbeiter beschäftigt, modernisiert und poliert, sowohl am Image, als auch an den Geschäften. Für die dringend nötigen Filialmodernisierungen nahm das Unternehmen 400 Millionen Euro in die Hand. Bei Karstadt liegt der Schwerpunkt künftig stärker auf Mode, dafür holte der Konzern neue Designer und Marken ins Haus. Bei den Zahlen gibt sich das Unternehmen verschwiegen. Finanzchef Harald Fraszczak hatte im August aber verkündet, Karstadt werde das Geschäftsjahr 2011 mit mehr Umsatz und Gewinn abschließen.

Doch auch Kaufhof entwickelte sich gut. Metro-Chef Cordes wollte die Warenhäuser, für die rund 20 000 Menschen arbeiten, nach der gescheiterten Fusion mit Karstadt eigentlich loswerden, denn die Expansionschancen im Ausland waren gering, zudem band die Tochter durch die teuren Immobilien viel Kapital. „Kaufhof bringt im Metro-Konzern derzeit die höchste Rendite“, sagt Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe. 2010 stieg der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 16,5 Prozent auf 138 Millionen Euro. „Kaufhof ist in der stärkeren Position als Karstadt“, sagt Schlienkamp.

Wie viel Berggruen für Kaufhof zahlen würde, ist nicht bekannt. Signa soll dem „Handelsblatt“ zufolge 2,4 Milliarden Euro angeboten haben. Analysten taxieren den Wert der Metro-Tochter eher auf zwei Milliarden Euro. Dabei wird der Wert der Immobilien – die Mehrheit der 140 Warenhäuser gehört Kaufhof selbst – auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt, der Wert des Geschäfts auf rund 700 Millionen Euro. In Deutschland gibt es neben 109 regulären Häusern noch 16 Sportartikel-Läden („Sport-Arena“), dazu kommen 15 Standorte in Belgien. In Berlin ist Karstadt doppelt so stark vertreten wie Kaufhof. Der Essener Warenhauskonzern betreibt elf Warenhäuser, darunter das KaDeWe, und beschäftigt in der Stadt knapp 3300 Mitarbeiter. Kaufhof, das seine Mitarbeiterzahlen in der Hauptstadt nicht preisgibt, hat fünf Häuser in Berlin.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zeigte sich am Mittwoch überrascht über das Interesse an Kaufhof. „Wir kennen die Angebote nicht“, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller. Ursprünglich habe dies auch nicht auf der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch gestanden. Die mögliche Zusammenführung von Karstadt und Kaufhof sieht Verdi kritisch: „Einer Warenhaus-Allianz stehen wir seit langem skeptisch gegenüber“, sagte Scheller. „Wir haben keinen Grund, von dieser Skepsis abzurücken – auch im Hinblick auf drohende Arbeitsplatzverluste.“ Denn an etlichen Standorten liegen Kaufhof- und Karstadt-Häuser direkt nebeneinander, die Gewerkschaft fürchtet Filialschließungen und Entlassungen.

Analysten sehen einen Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt hingegen positiv. „Die Deutsche Warenhaus AG ist eine sinvolle Lösung“, sagt Analyst Schlienkamp. Bei den Kaufhof-Standorten müsse einzeln geprüft werden, bei welchen sich der künftige Erhalt lohne.

Die Anleger zeigten sich erfreut über das rege Interesse an Kaufhof und griffen zu: Die Metro-Aktie gewann am Mittwoch im Dax 1,5 Prozent.

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