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Warenhaus: Karstadt: Zuversicht vor leeren Reihen

Der große Ansturm ist ausgeblieben. Nur einer Hand voll kritischer Fragen musste sich der Insolvenzverwalter von Karstadt am Dienstag in einer gespenstisch leeren Essener Grugahalle erwehren. Sechs Häuser werden geschlossen – eines in Berlin.

Essen - Karstadt darf weitermachen – zumindest vorerst. Die Gläubiger der insolventen Warenhauskette gaben am Dienstagnachmittag grünes Licht für eine Fortführung des Konzerns. Mehr als 99 Prozent von ihnen beauftragten den Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, einen Insolvenzplan für Karstadt zu erarbeiten und damit die Sanierung der Warenhäuser fortzusetzen. Für Görg lief die Gläubigerversammlung nach Plan. Lediglich einer Handvoll kritischer Fragen musste er sich erwehren.

Für das Weiter-so bei Karstadt zahlen die derzeit 26 500 Mitarbeiter einen hohen Preis. Eine entsprechende Einigung mit Verdi hatte Görg am Wochenende erzielt. Damit verzichtet die Belegschaft auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre und es wird über die Zukunft von bis zu 17 der 126 Filialen verhandelt. Bei sechs der Häuser ist die Schließung bereits beschlossene Sache, wie ein Mitarbeiter von Görg am Dienstag erklärte. Dazu zählen Karstadt-Häuser in Hamburg, München und Dortmund sowie Fachmärkte von Karstadt in Berlin, Stuttgart und Braunschweig mit insgesamt 400 Mitarbeitern. In der Hauptstadt trifft es den Multimedia-Markt in Biesdorf mit 18 Angestellten. Den Mitarbeitern wurde die schlechte Nachricht bereits am Montagabend überbracht.

Die Stellen sollen zum Ende des Jahres wegfallen, die Details werden bis Donnerstag verhandelt. Dies erklärte der Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt am Rande der Versammlung. Dabei machte er den betroffenen Mitarbeitern Hoffnung. „Wir werden nach Wegen suchen, die Beschäftigten in anderen Filialen unterzubringen“, sagte Patzelt dem Tagesspiegel. Das erscheint jedoch eher unwahrscheinlich, da weitere elf Häuser auf dem Prüfstand stehen. Um welche es sich dabei handelt, blieb am Dienstag unklar. Gerüchte, wonach eine weitere der heute zehn Berliner Filialen von Karstadt und Karstadt-Sport darunter sind, bestätigten sich nicht. „Wir werden uns zu keinem anderen der Standorte äußern, weil wir sie nach Möglichkeit fortführen wollen“, sagte der Sprecher von Görg.

Dieser nutzte am Dienstag die Chance, um für die angestrebte Sanierung mit harten Einschnitten zu werben. Insbesondere verbreitete er die Hoffnung auf einen finanzstarken Investor. „Uns liegen mehrere ernsthafte Anfragen für einzelne Häuser und auch für die gesamte Kette vor“, sagte Görg. Neben den Beschäftigten seien auch die Verhandlungen über die Beiträge der Vermieter und der Dienstleister weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen, sagte er. Auch die teuren Mietverträge mit den Oppenheim-Esch-Fonds werden nachverhandelt.

Formell ging es am Dienstag darum, die Fortführung von Karstadt zu bestätigen. Da musste Görg keinen Widerstand erwarten. Patzelt als Vertreter der Mitarbeiter und ein Sprecher des Immobilienkonsortiums Highstreet, dem die meisten Karstadt-Häuser gehören, sprachen sich früh für den eingeschlagenen Kurs aus. Lediglich die Vertreter von einigen Lieferanten kritisierten Görg. Sie hatten sich konkrete Aussagen über die zu erwartenden Zahlungen an die Gläubiger erwartet.

Nur etwa 200 Gläubiger kamen am Dienstag in einen für 7700 Gäste ausgerichteten Saal der Grugahalle. Zwar hatten rund 33 000 Gläubiger Forderungen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro gegen Karstadt angemeldet. Doch die allermeisten von ihnen vertrauten den entsandten Vertretern. Zur Überraschung der Veranstalter. „Wir hatten damit gerechnet, dass der Saal voll ist“, sagte ein Ordner.

Vor leeren Reihen zeichnete Görg ein positives Bild der Warenhäuser. Seit dem Insolvenzantrag habe Karstadt etwa 150 Millionen Euro Gewinn gemacht. Zudem steht das Weihnachtsgeschäft bevor. „Da muss man sich schon ganz schön dämlich anstellen, um Geld zu verlieren“, erklärte ein Mitarbeiter von Görg.

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