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Warnstreiks: IG-Metall macht Druck auf Arbeitgeber

In der Tarifrunde der Stahlindustrie hat die IG Metall mit Warnstreiks begonnen. Angesichts "sprudelnder Gewinne" in der Branche wollen die Beschäftigten eine Einkommenserhöhung von acht Prozent durchsetzen.

Unmittelbar nach dem Ende der Friedenspflicht um Mitternacht legten in Salzgitter rund 700 Beschäftigte der Nachtschicht in vier Betrieben des Stahlkonzerns Salzgitter die Arbeit nieder. Auch bei der Ilsenburger Grobblech GmbH in Sachsen-Anhalt gab es Streiks, wie ein Gewerkschaftssprecher mitteilte. Weitere Warnstreiks sollen folgen.

Mit Blick auf die seit langem boomende Branche fordert die IG Metall in der Tarifrunde für die rund 85.000 Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen acht Prozent höhere Einkommen. Zudem will die Gewerkschaft eine um 100 Euro höhere Ausbildungsvergütung im Monat und eine Arbeitszeitverkürzung für Ältere. "Mit uns geht keine Hinhaltetaktik auf. Sprudelnde Gewinne gehören auch den Beschäftigten", sagte Robert Sadowski von der IG Metall Bezirksleitung NRW.

Kein Angebot der Arbeitgeber

Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche die Forderungen als "nicht akzeptabel" zurückgewiesen und auch in der zweiten Runde am vorigen Dienstag kein Angebot vorgelegt. Die angekündigten Warnstreiks der IG Metall nannten sie "nicht nachvollziehbar". Der IG Metall sei in Aussicht gestellt worden, dass die Arbeitgeber in der dritten Runde ein Angebot machen wollten. Ein Sprecher von Salzgitter sagte, obwohl man die Forderungen der IG Metall für "teilweise etwas problematisch" halte, sei das Unternehmen zuversichtlich, dass es gelingen werde, partnerschaftliche Lösungen zu finden.

IG-Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer kündigte im ZDF-Morgenmagazin weitere Arbeitsniederlegungen und - falls die Verhandlungen erfolglos blieben - auch reguläre Streiks an. Die Stahlindustrie erlebe seit Jahren einen "Boom", begründete sie die Forderungen der Gewerkschaft. In den vergangenen vier bis fünf Jahren sei der Umsatz in der Stahlindustrie um 85 Prozent gestiegen. Nach vier Verhandlungsrunden müsse ein entscheidungsfähiges Ergebnis vorliegen. "Wenn es das nicht gibt, werden die Kolleginnen und Kollegen bereit sein, über eine Urabstimmung in den Streik zu gehen", sagte Schwitzer. In der kommenden Woche werde es weitere Warnstreiks in Düsseldorf, Dortmund und Duisburg geben. "Wir wollen von den guten Entwicklungen in der Stahlindustrie partizipieren."

Warnstreik als Ritual

Ein regulärer Streik wäre nach Angaben der Gewerkschaft der erste in Westdeutschland seit 1978/79. Damals ging es um eine Verkürzung der Arbeitszeit. Im Tarifgebiet Ostdeutschland gab es im Frühsommer 2003 einen Streik, um die Einführung der 35-Stunden-Woche durchzusetzen. Die Gewerkschaft scheiterte damit allerdings. Warnstreiks gibt es dagegen häufiger, sie gehören schon beinahe zum Ritual bei Tarifverhandlungen. (ut/küs/dpa)

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