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Wirtschaft: Warnung vor Ostseehering und Paprikaschoten

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit hat in einem Produkttest viele Giftstoffe gefunden

Berlin - Der Präsident des Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, gab sich kurz vor Beginn der Grünen Woche in Berlin optimistisch: „Es ist uns gelungen, das Verbrauchervertrauen zurückzuholen“, sagte er am Mittwoch. In diesem Jahr steht die Ernährungsmesse vor allem unter einem Zeichen: Die Lebensmittelsicherheit. Nach dem Gammelfleisch-Skandal und der Angst vor der Vogelgrippe fragen sich die Verbraucher zunehmend, wie gesund und sicher das Essen in Deutschland ist.

Die Unsicherheit der Verbraucher ist offenbar berechtigt, denn viele Obst- und Gemüsesorten sowie Fischarten enthalten Giftstoffe. Das hat eine Studie des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ergeben, die am Mittwoch in Berlin präsentiert wurde. Getestet wurde ein ganzer Korb von Produkten. Auf der Giftliste der Tester standen Pflanzenschutzmittelrückstände, Schwermetalle, Nitrat, Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen und andere organische Kontaminante.

Besonders schlecht schnitten Barsche und Lachse aus Südostasien ab. „Wegen der hohen Quecksilberkontamination sollte man den Verzehr vor allem größerer und älterer Fische einschränken“, sagte Rainer Binner, Mitverfasser der Studie. Auch im Hering wurden Giftstoffe gefunden, vor allem bei Ostseehering konnten die Tester fast immer Duft- und Farbstoffe nachweisen. Letztere stammen von Farbanstrichen der Fangschiffe. Auch viele Obst- und Gemüsesorten fielen bei den Verbraucherschützern durch. So wiesen 83 Prozent der getesteten Gemüsepaprikaschoten Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln auf, bei 37 Prozent lag der Gehalt sogar über den gesetzlich zugelassenen Höchstmengen. Dazu zählten vor allem Paprika aus der Türkei und aus Spanien. Kopfsalate und Rucola hatten meist einen zu hohen Nitratgehalt: Bei Kopfsalaten lagen 25 Prozent der Proben über den Höchstwerten, bei Rucola waren es sogar 100 Prozent. Bei allen Salatarten fanden die Tester Anteile mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln. Gleiches gilt auch für Erdbeeren und Äpfel.

Angesichts der Studienergebnisse forderte Binner den Lebensmittelhandel auf, schon vor der Ernte und vor dem Verkauf die Produkte auf Giftstoffe zu kontrollieren. Zudem rät er Verbrauchern zum Kauf von Bioware. Für Tests wurden konventionelle Produkte benutzt. Der Ökomarkt scheint jedenfalls von der Verunsicherung der deutschen Verbraucher schon 2005 profitiert zu haben. Er hat sich nach Berechnung der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf vier Milliarden Euro vergrößert.

Eine gute Nachricht beinhaltete die Studie des Bundesamtes für Verbraucherschutz dann doch noch: Ausgerechnet an den Lebensmitteln, die viele für weniger gesund halten, gab es nichts zu beanstanden. In Brühwürsten – egal ob Bockwurst, Wiener, Bratwurst oder Bierschinken – wurden keine Giftstoffe entdeckt. Auch Brot und Pizza schnitten bei dem Test gut ab.

Flora Wisdorff

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