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Hello, Sir? Good morning, Your Royal Highness? Na, wäre Ihr Englisch gut genug, wenn Sie plötzlich Smalltalk mit Prince Charles halten müssten? Oder mit einem britischen Geschäftspartner? Es lohnt sich, spezielle Englischkurse auszusuchen, etwa für Ingenieure oder Geschäftsleute. Foto: dpa

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Warum sich Sprachkurse als Weiterbildung lohnen: How do you do?

Englisch – kann ich! Aber oft leider nicht gut genug. Vielen Berufstätigen täte es gut, ihre Sprachkenntnisse aufzupolieren.

Eigentlich wollte der Politiker nach seiner Rede nur sein Glas heben, um auf die anwesenden Frauen zu trinken. Doch das, was beim englischsprachigem Publikum ankam, war in etwa das: „Eins, zwei, drei rauf auf die Frauen.“ Denn anstatt, wie es richtig formuliert heißt: „I would like to drink to the gorgeous ladies“, verwechselte er die Präpositionen „on“ und „to“. Einer von vielen beliebten Fehlern, wenn Deutsche Englisch sprechen. Selbst wer ein gutes Alltagsenglisch beherrscht, ist vor Fehlern dieser Art nicht gefeit. Was auf einer privaten Feier die Stimmung lockern kann, wird auf einer öffentlichen Veranstaltung weniger leicht weggelacht.

Im harmlosesten Fall sorgt ein Versprecher für Irritation. Zum Beispiel, wenn bei einem Telefonanruf die Wörter „note“ und „notice“ verwechselt werden: „To give notice“ bedeutet: jemandem zu kündigen. Dabei wollte man eigentlich nur jemandem etwas mitteilen („to give a note“) wollte. „In so einer Situation sind wir Angelsachsen erst einmal baff“, sagt die Englischtrainerin Eveline Goodman. „Jetzt wird jemand entlassen, nur weil wir angerufen haben, fragen wir uns?“

Wer Englisch in seinem Berufsalltag anwendet, müsse „wichtige geschäftliche Floskeln einfach parat haben“, meint die englische Muttersprachlerin Goodman. Das kann vertragsentscheidend sein. Goodman coacht seit mehr als zehn Jahren Politiker, Journalisten und Führungskräfte. Sie macht sie verhandlungssicher, zeigt ihnen, wie sie sich besser vor englischsprachigem Publikum präsentieren können und was beim Kundenkontakt mit Angelsachsen zu beachten ist. „Engländer und Amerikaner haben eine ganz andere Herangehensweise an die Kommunikation als Deutsche“, sagt Goodman. Deutsche sind zu direkt. Sie sagen „Ich will das bis Freitag haben.“ Basta. Ein Angelsachse würde sagen „Do you happen to know when you can send it?“ („Wissen Sie schon, bis wann Sie es mir schicken könnten?“) oder „Could you be able to make it by Friday?” („Wäre es möglich, dass Sie es bis Freitag schaffen?“). So kann man auf eine Deadline hinweisen und gleichzeitig höfflich bleiben. „Direkte Fragen oder gar Ansagen sind für uns eher ungewöhnlich“, erklärt Goodman. Ein Nebensatz, der Verständnis signalisiert, dass der Geschäftspartner auch noch andere wichtige Termine und Aufgaben zu erledigen hat, sei dabei immer wichtig; etwas Humor oder ein Augenzwinkern ebenso.

Egal, ob als Ingenieur, Journalist oder Wirtschaftswissenschaftler, wer als Akademiker in den Beruf startet, muss damit rechnen, früher oder später im Berufsalltag Englisch zu sprechen. Dies gilt insbesondere, für jemanden, der eine Karriere bei einem großen Unternehmen oder international tätigem Konzern anstrebt. Die Fremdsprachenmesse Expolingua vom 21. bis 22. November in Berlin informiert über zahlreiche Weiterbildungsangebote. Rund 150 Anbieter stellen dort Angebote für Sprachreisen, Auslandspraktika, Business-Sprachkurse oder Fremdsprachen-Apps vor. Vorträge gibt es unter anderem über interkulturelles Training, Gedächtnishilfen beim Vokabeln lernen oder zu dem Thema „Wie bewerbe ich mich auf Englisch?“

Das Schwierigste beim Englischlernen ist, ein hohes Sprachniveau zu erreichen und es auch zu erhalten, sagen Sprachlehrer. Solides Schulenglisch reicht nicht unbedingt, um im Beruf mit Geschäftskunden oder Partnern zu kommunizieren. „In meinem Job ist verhandlungssicheres Englisch überlebenswichtig“, erzählt Markus Himpele. Der 38-Jährige Wirtschaftswissenschaftler hat schon bei mehreren Großkonzernen gearbeitet. Zuletzt war er Executive Service Manager bei Vodafone, wo er die wichtigsten Geschäftskunden betreut hat. Sie kamen unter anderem aus China. „Bei Vertragsverhandlungen musste ich meinem Gegenüber komplett auf Augenhöhe begegnen können“, sagt Himpele. Dafür müsse man alle Nuancen und Feinheiten einer Sprache beherrschen. Das sei etwas anderes als gutes Urlaubsenglisch. „Ohne Englischkenntnisse hätte ich an den interessantesten Projekten nicht mitarbeiten können“. Das könne schon einmal einen Karriereknick bedeuten, meint Himpele. Auch bei früheren Arbeitgebern war er in einem internationalen Umfeld tätig, ohne dies gezielt geplant zu haben. Seine Kollegen kamen aus Frankreich, Belgien, Holland oder Deutschland. „Drei Jahre habe ich einen Job gemacht, der zu 90 Prozent auf Englisch stattgefunden hat“, erzählt Himpele. Denn sobald ein Unternehmen global tätig ist, wird Englisch schnell zur Unternehmenssprache, selbst wenn der Unternehmenssitz in Deutschland ist. Das bedeutet unter anderem, dass Computersysteme, E-Learning-Programme oder Dokumente nicht mehr auf Deutsch übersetzt werden. Schulungen finden auf Englisch statt. So werden schlechte Fremdsprachenkenntnisse zunehmend zu einer Barriere. Himpele hat sogar neben einem Bachelor für International Management und einem Master of Business Administration Englisch studiert und für neun Monate als Student in England gelebt . Doch auch für ihn war anfangs das Business-Englisch, das in den Unternehmen gesprochen wird, ungewohnt. „Ich musste viel dazu lernen. Einige ärgerliche Missverständnisse habe ich erst viel zu spät bemerkt“ – etwa, dass mit „quotation“ nicht ein Zitat sondern ein Angebot gemeint ist, oder dass „invoice“ die Rechnung ist.

Selbst wer berufsbedingt weniger mit Kunden oder Kollegen auf Englisch kommunizieren muss, kommt um gute Englischkenntnisse kaum herum. Eveline Goodman würde insbesondere vielen Ärzten, zu einem Coaching raten: „Sie halten Vorträge auf internationalen Medizinkongressen. Das kann aus sprachlicher Sicht schon mal katastrophal laufen, wie ich gehört habe“, sagt sie.

Gute Englischkenntnisse benötigen auch Absolventen technischer Berufe, weiß Pressesprecherin Sabine Lehmann von der Firma Franke und Pahl, die sich auf technische Dienstleistungen spezialisiert hat und rund 700 Facharbeiter, Techniker und Ingenieure beschäftigt. Ein Beispiel, warum ein Monteur oder anderer Facharbeiter Englisch können muss, ist weil Maschinenanlagen international eingesetzt werden. „Die Anleitungen und Dokumente gibt es häufig nur auf Englisch“, sagt Lehmann.

Außerdem sende das Unternehmen regelmäßig Montage- oder Projektleiter ins Ausland. „Sie müssen dort lokale Mitarbeiter anweisen und leiten, außerdem smalltalken können, um sich mit den ausländischen Kollegen zu unterhalten.“ Bei Bedarf bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern einen Sprachkurs an. Lehmanns Erfahrungen nach bringe jedoch ein Auslandsaufenthalt am meisten. „Man müsse zunächst die Scheu überwinden, zu sprechen“, sagt Sabine Lehmann.

Auch zu Eveline Goodmans erfolgreichste Klienten zählen die, die neu gelerntes sofort im Alltag anwenden können. Himpele rät Studenten sowie Berufsanfängern viel englische Literatur zu lesen und Filme zu gucken. „Das sollte jedoch anspruchsvoller Stoff sein und über Hollywood hinausgehen“. Einige Fachvokabeln musste auch er pauken, doch eine Sprache können man nur lernen, indem man unverkrampft und mit Spaß an die Sache herangehe.

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