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Wirtschaft: Was Rubin gelernt hat

Am vergangenen Mittwoch regnete es reichlich Lobeshymnen auf Rubins und seinen designierten Nachfolger Lawrence Summers."Exzellente Arbeit", "intelligent", "außerordentliches Talent und hervorragende Urteilskraft", "glänzender Star dieser Regierung".

Am vergangenen Mittwoch regnete es reichlich Lobeshymnen auf Rubins und seinen designierten Nachfolger Lawrence Summers."Exzellente Arbeit", "intelligent", "außerordentliches Talent und hervorragende Urteilskraft", "glänzender Star dieser Regierung".

Nun ist die Behauptung, Rubin sei der glänzende Star der Clinton-Regierung gewesen, gewiß richtig.Allerdings ist die Frage, ob Rubins Glanz von seinen Taten herrührt, oder von dem, was er unterlassen hat.Denn was Rubin als Finanzminister am meisten geholfen hat, war sein Instinkt, die US-amerikanische Wirtschaft sich selbst zu überlassen.Sein Verdienst ist es, den Präsidenten der amerikanischen Notenbank Fed, Alan Greenspan, ungestört seinen Job machen zu lassen und damit eine sehr bedeutende Zutat für die amerikanische Wirtschaft der 90er Jahre zu liefern - Geldstabilität.

Ironischerweise verweist Rubin selbst aber auf seine Interventionen.Er nennt den Ausgleich des Haushaltsbudget "eine große Errungenschaft dieser Regierung".Doch ausschlaggebender für Amerikas künftigen Wohlstand ist sicherlich nicht, ob das Budget einen Überschuß oder ein Defizit aufweist oder ausgeglichen ist - sondern wieviel Prozent des Einkommens die Regierung nimmt und wieviel dem Bürger bleibt, um damit Wohlstand zu schaffen.

Das bringt uns zu dem Punkt von Rubins Amtszeit, den Historiker nicht so positiv bewerten dürften.Die von Summers und seinen Verbündeten im Internationalen Währungsfonds (IWF) im Ausland begangenen Fehler sind zu einem der teuersten On-the-Job-training der Welt geworden.Indem Summers Abwertungen forderte oder lobte, die eine nationale Wirtschaftskrise nach der anderen in Asien auslösten, die sich dann nach Rußland und später Brasilien ausbreiteten, haben der Finanzminister Rubin und der IWF die "developing markets" zu Trümmerfeldern werden lassen.Jüngste Äußerungen von Rubin lassen darauf schließen, daß er in diesem Punkt seine Meinung geändert hat.Indem er die Vorteile von Currency Boards und Dollarisierung hervorhebt, scheint Rubin sagen zu wollen, daß er aus all dem etwas über die Vorteile einer stabilen Währung gelernt hat.Doch der eigentliche Schuldige am Debakel war Summers, der 1997 und 1998 von einer zusammenbrechenden Wirtschaft in die andere geflogen ist - insbesondere nach Indonesien und Rußland -, wo er mit dem Geld der amerikanischen Steuerzahlern winkte und seinem eigenem Rat nachgab, was alles noch schlimmer machte.

Die Frage ist nun, ob Summers bereit ist, den orthodoxen Ansatz des IWF bei kriselnden Volkswirtschaften zu überdenken.Vor seiner Anhörung wird das Finanzkommittee des Senats möglicherweise einige der Personen konsultieren, die in den vergangenen Jahren Erfahrungen aus erster Hand hatten, sozusagen die Geister der Summers Vergangenheit.Wir denken an die thailändische Zentralbank, die vom IWF (mit der Zustimmung des amerikanischen Finanzministeriums) 1997 zur Abwertung der landeseigenen Währung gedrängt wurde.

Was die USA während der Amtszeit von Rubin offenbar gelernt hat, ist, daß eine stabile Währung zusammen mit wenig Einmischung der Regierung eine sehr gesunde Wirtschaft schafft.Wenn der designierte Minister Summers daraus folgert, daß eine solche Politik auch in allen anderen Ländern eine ähnliche Wirkung hat, dann wird auch er am Tage seines Rücktritts ein wenig Beifall hören.

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