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Wirtschaft: Wasserbetriebe sind begehrt

BERLIN (uwe).Richard Holbrooke, ehemals US-Botschafter in Deutschland und in jüngster Zeit glückloser Emissär seines Landes im ehemaligen Jugoslawien, war Anfang dieser Woche wieder in diskreter Mission unterwegs.

BERLIN (uwe).Richard Holbrooke, ehemals US-Botschafter in Deutschland und in jüngster Zeit glückloser Emissär seines Landes im ehemaligen Jugoslawien, war Anfang dieser Woche wieder in diskreter Mission unterwegs.Diesmal ging es neben einem Besuch im amerikanischen Generalkonsulat um eher profane Geschäfte wie den Erwerb der Berliner Wasserbetriebe (BWB).Im Namen unbekannter amerikanischer Interessenten bereiste Holbrooke die Stadt, besuchte die Wasserbetriebe und hinterließ, so berichten Eingeweihte, "erfreute Gastgeber" im Senat und bei den Wasserbetrieben.

Mit dem Besuch Holbrookes, dem erklärten Interesse des Thyssen/Krupp-Konzerns und der britischen Unternehmensgruppe Severn Trent, geht die geplante Teilprivatisierung der BWB in die heiße Phase.Die BWB müssen noch in diesem Jahr verkauft werden, damit der Haushalt des Landes Berlin gedeckt werden kann.Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) hat zwei Mrd.DM an Einnahmen aus dem Privatisierungserlös fest eingeplant.An diesem Freitag noch wird sich die SPD für ein Privatisierungsmodell entscheiden, spätestens Anfang Juli will der Senat das Privatisierungsverfahren konkret in Angriff nehmen.

In den kommenden Tagen wird die grundsätzliche Entscheidung gefällt, in welcher Form das Unternehmen verkauf werden soll: Bisher plädierte der Arbeitnehmerflügel der Berliner SPD für ein Integrationsmodell, nach dem die BWB als eigener Betrieb weitergeführt wird und die Unternehmensgewinne an das Land Berlin abliefert.Diesem Modell werden inzwischen jedoch keinerlei Chancen mehr eingeräumt.Ein zweites Privatisierungsmodell sah vor, einen externen Betreiber für die BWB zu gewinnen, das Unternehmen selbst jedoch nicht zu verkaufen: Dies lehnt nicht nur Wirtschaftssenator Elmar Pieroth ab, der Wert darauf legt, daß die unternehmerischen Entscheidungen in Sachen BWB weiterhin in Berlin getroffen werden.Auch SPD-Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing soll inzwischen das Betreibermodell zugunsten einer Holding-Lösung verworfen haben: Danach wird über den einzelnen Aktivitäten der BWB ein Unternehmensdach gegründet, das teilweise verkauft wird.Für dieses Dach wird ein Partner gesucht.Die vom BWB-Vorstand vorgeschlagene Lösung, die BWB an eine Bank zu verkaufen, die das Unternehmen selbst börsenreif macht und weiterverkauft, wird nur noch als Notlösung betrachtet.

Offensichtlich sind neben der Thyssen/Krupp-Tochter Eurawasser und der britischen Severn Trent weitere Interessenten auf den Plan getreten: So ist die britische Thames Water als BWB-Käufer im Gespräch.Analysten halten auch den Einstieg des US-Konzerns Enron in Berlin für denkbar.Enron unterhält enge Beziehungen zu Richard Holbrooke.Die Amerikaner wollen seit längerem ein unternehmerisches Standbein in Berlin aufbauen.Nachdem sie bei sowohl beim Bewag- als auch beim Gasag-Verkauf leerausgingen, könnten sie jetzt ihr Glück bei den Wasserbetrieben versuchen.

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