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Wirtschaft: WAZ will Murdoch offenbar den Vortritt bei Springer lassen Essener Konzern bietet 960 Millionen Euro für Kirchs Aktien

Berlin (mot/jhb). Die WAZ-Gruppe bietet für Leo Kirchs 40-Prozent-Beteiligung am Axel Springer Verlag 960 Millionen Euro.

Berlin (mot/jhb). Die WAZ-Gruppe bietet für Leo Kirchs 40-Prozent-Beteiligung am Axel Springer Verlag 960 Millionen Euro. Dies erfuhr der Tagesspiegel am Freitag aus Verhandlungskreisen. Das Angebot kann allerdings dem Vernehmen nach noch von dem australo-amerikanischen Medieunternehmer Rupert Murdoch übertroffen werden. Nach Tagesspiegel-Informationen will Murdoch die WAZ überbieten und 1,1 Milliarden Euro für die Springer-Aktien bezahlen.

Kirch kann die vinkulierten Springer-nsaktien bis zum 10. September selbst verkaufen. Danach fallen sie der Deutschen Bank zu, die einen Kredit über 720 Millionen Euro an Kirch mit der Beteiligung besichert hat. Verlegerin Friede Springer und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hatten sich zuletzt vehement gegen eine „feindliche Übernahme“ des Aktienpaktes durch die WAZ-Gruppe ausgesprochen. In einer in der deutschen Presselandschaft einmaligen Aktion sprachen sich am Freitag die Zeitungs-Chefredakteure des Verlags in einer gemeinsamen Erklärung gegen den geplanten WAZ-Einstieg aus. In der von „Welt“-Chefredakteur Wolfram Weimer angeregten Erklärung heißt es: „Die Ankündigung der Essener WAZ-Gruppe, mit zielstrebigen Schritten Einfluss im Axel Springer Verlag zu gewinnen, betrachten wir mit Sorge.“

Murdoch bietet 1,1 Milliarden Euro

Diese Sorge könnte jedoch unbegründet sein. Nach Tagesspiegel-Informationen ist das WAZ-Angebot nur ein taktisches Manöver. So soll sich die WAZ, die sich nicht auf eine juristische Auseinandersetzung mit Friede Springer einlassen will, bereit erklärt haben, Murdoch den Vortritt zu lassen. Im Gegenzug soll der Essener Zeitungs-Konzern jenen Teil des Murdoch-Gebots kassieren, der die WAZ-Offerte übersteigt – bis zu 150 Millionen Euro. Käme das Geschäft so zustande, könnte Kirch mit den verbleibenden 960 Millionen Euro den Kredit der Deutschen Bank und nachrangige Forderungen anderer Gläubiger bedienen.

Ein möglicher Einstieg Murdochs in den Springer-Gesellschafterkreis hatte vor Monaten bereits für Aufregung gesorgt. Politiker und Medienexperten hatten auf die politisch motivierten Medienkampagnen des Tycoons in Großbritannien verwiesen, wo dem Unternehmer Boulevardblätter wie die „Sun“ gehören. Inzwischen scheint sich die Aufregung gelegt zu haben. Wie bei Springer zu hören ist, zieht Großaktionärin Friede Springer, die zusammen mit den Springer-Enkeln die Mehrheit am Verlag hält, Murdoch dem WAZ-Konzern vor.

Doch noch ist ein Einstieg Murdochs nicht ausgemacht. Die Zeit drängt. Wenn Leo Kirch sein Aktienpaket bis zum 10. September nicht verkauft hat, entscheidet das Münchner Landgericht darüber, ob die Springer-Aktien an die Deutsche Bank fallen. Sollten die Richter gegen Kirch stimmen, wären die Pläne, die WAZ, Kirch und Murdoch offenbar in diesen Tagen schmieden, Makulatur. Denn: Die Deutsche Bank hat angekündigt, sie werde das Aktienpaket an der Börse platzieren. Weder die WAZ noch der Axel Springer Verlag wollten sich am Freitag zu den Verhandlungen äußern.

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