zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Weberbank-Spitze will Verkauf nicht behindern

Gesellschafter weisen Vorwürfe zurück / Verhandlungen fortgesetzt / Heute legt der Mutterkonzern Bankgesellschaft seine Bilanz vor

Berlin - Die Gesellschafter der Weberbank stehen nach eigenen Angaben einem Verkauf des Geldinstituts nicht im Wege. Das Geschäft setze allein eine Einigung zwischen der Bankgesellschaft Berlin als Eigentümerin und dem Interessenten voraus, heißt es in einem Brief der drei persönlich haftenden Gesellschafter an den Tagesspiegel. Im Umfeld der Verhandlungen hatte es dagegen an verschiedener Stelle geheißen, die rechtliche Stellung der Gesellschafter sei auch nach dem entscheidenden Hauptversammlungsbeschluss noch unklar und gefährde den Verkauf.

Am Mittwoch wurden die Verhandlungen zwischen der Bankgesellschaft und dem derzeit einzigen Interessenten für die Weberbank, der Westdeutschen Landesbank (WestLB), fortgesetzt, um die Unklarheit auszuräumen und einer Einigung näher zu kommen. Bis Redaktionsschluss wurde kein Ergebnis bekannt. Die Bankgesellschaft stellt am heutigen Donnerstag ihre Bilanz vor – die Nachricht vom Verkauf der Bank würde Bankgesellschaft-Chef Hans-Jörg Vetter gut ins Konzept passen. Eine Woche später stellt auch die WestLB ihre Bilanz vor, wiederum ein guter PR-Termin.

Die bisherige starke rechtliche Stellung der Manager sei „einvernehmlich aufgehoben worden“, bekräftigten die Gesellschafter Andreas Bödecker, Christian Grün und Michael Graf Strasoldo in dem Brief. „Jeder Interessent kann also die Weberbank erwerben, ohne dass hierfür die Zustimmung oder eine Weiterbeschäftigung der persönlich haftenden Gesellschafter erforderlich sind.“

Auch die Weiterbeschäftigung war ein schwieriges Thema in den Verhandlungen. Dass die WestLB im Falle des Erwerbs der Weberbank mit allen drei Gesellschaftern weiter zusammenarbeitet, gilt in Verhandlungskreisen als unwahrscheinlich.

Das Land, das gut 80 Prozent der Anteile an der Bankgesellschaft hält, bekräftigte die Darstellung der Gesellschafter. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) äußerte sich am Mittwoch im Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses ähnlich und erklärte, die Verkaufsverhandlungen seien so schwierig, weil die WestLB, Zentralinstitut für die rund 130 Sparkassen in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg, „Nachforderungen“ gestellt habe.

Schwierigkeiten gibt es offenbar auch mit der Trennung der Berliner Bank von der Bankgesellschaft. Bisher ist geplant, zunächst zum Jahresende eine LBB AG zu gründen, die das operative Geschäft der Bankgesellschaft und damit auch die Sparkasse mit der Berliner Bank übernimmt. Die Bankgesellschaft wäre dann eine reine Finanzholding. Aus dieser LBB AG müsste die Berliner Bank vor einem Verkauf ausgegliedert werden. Der EU-Kommission in Brüssel liegt nun ein Brief vor, in dem auf Paragraf 141 Umwandlungsgesetz hingewiesen wird. In dieser Rechtsvorschrift heißt es: „Eine Aktiengesellschaft (...), die noch nicht zwei Jahre im Register eingetragen ist, kann nicht gespalten werden.“ Detlev Schuster, Gesellschaftsrechtsexperte bei der Kanzlei Linklaters, Oppenhoff&Rädler, sieht dies auch so. Die Berliner Bank könne nicht als neu gegründete Kapitalgesellschaft („Share Deal“) von der LBB AG getrennt werden, sagte er dem Tagesspiegel. Sehr wohl möglich wäre aber ein Verkauf im Rahmen eines „Asset Deal“, wie er auch bei der Weberbank geplant ist. Dabei werden beispielsweise nur Gebäude, Filialen und Kundenverbindungen verkauft. Pikant wird die Angelegenheit dadurch, dass einer der Interessenten für die Berliner Bank, der Chef der Berliner Volksbank, Karl Kauermann, noch in der vergangenen Woche erklärt hatte, er wolle einen Share Deal.

Angesichts dieser Probleme drohen die Bilanzzahlen der Bankgesellschaft in den Hintergrund zu geraten. Vetter hatte die Eckdaten bereits Ende März vorgestellt. Für das Geschäftsjahr 2004 wird unterm Strich ein Gewinn von 107 Millionen Euro ausgewiesen, nach einem Verlust von 316 Millionen Euro im Vorjahr. Die Risikovorsorge erreichte netto 200 (Vorjahr 344) Millionen Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false