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Nächster Halt Rüsselsheim. Der künftige Opel-Chef Neumann kennt sich als ehemaliger VW-Regionalchef gut in China aus.

© dpa

Wechsel zur Konkurrenz: Neumann will Opel-Chef werden - aber darf er auch?

VW-Manager Karl-Thomas Neumann wird als Chef bei der angeschlagenen GM-Tochter gehandelt. Doch der alte Arbeitgeber hat Vorbehalte.

Berlin - Die Suche nach einem neuen Opel-Chef könnte länger dauern als erwartet. Zwar ist der VW-Manager und frühere Continental-Chef Karl-Thomas Neumann offenbar bereit, einen der schwierigsten Jobs in der Automobilindustrie zu übernehmen. Dies wurde am Freitag in Branchenkreisen bestätigt. Unterschrieben ist allerdings noch nichts. Vor allem gibt es aber Vorbehalte in den Aufsichtsräten der angeschlagenen General-Motors-Tochter und des Volkswagen-Konzerns. „Es wird noch über ein paar andere Namen gesprochen“, hieß es am Freitag im Opel-Gremium.

Opel wird vorübergehend von Strategievorstand Thomas Sedran geführt, der als Sanierungsexperte gilt – ohne aber über die nötigen technischen Detailkenntnisse zu verfügen. Ein Nachfolger soll das Unternehmen neu positionieren und profitabel machen. General Motors (GM) erwartet, dass Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall allein in diesem Jahr einen Verlust von bis zu 1,4 Milliarden Euro machen. GM hatte diese Woche erklärt, 2600 Stellen würden 2012 bei Opel gestrichen. Die Chancen für einen Erhalt des Werks in Bochum stehen schlecht. Opel will dort nach dem Auslaufen des Vans Zafira kein Nachfolgemodell produzieren.

In der extrem schwierigen Lage des Unternehmens sind offenbar nicht nur einige Opel-Aufseher unsicher, ob Neumann die richtige Wahl ist. Der Aufsichtsrat des VW-Konzerns will den früheren China-Chef dem Vernehmen nach nicht vor Mitte 2013 gehen lassen. In der Branche ist eine mehrmonatige Sperrfrist üblich, wenn ein Automanager den Arbeitgeber wechseln will. Neumann ist als technisch versierter Ingenieur in Ungnade gefallen. Er galt einst als möglicher Nachfolger von VW-Chef Martin Winterkorn. Qualitätsprobleme in China, die Neumann zu lange auf die leichte Schulter genommen haben soll, machten ihm aber – trotz unbestrittener Erfolge – einen Strich durch die Rechnung. Nun fürchtet man in Wolfsburg offenbar, dass Neumann sein Wissen bei Opel zum Nachteil von VW einsetzen könnte. Branchenkenner schlossen am Freitag nicht aus, dass der Name Neumanns als Opel-Chef gezielt so früh in die Öffentlichkeit lanciert wurde, um seine Chancen zu verringern.

Dabei wäre der 51- Jährige nach Meinungs von Weggefährten eine gute Besetzung für den Chefsessel bei Opel. „Wenn jemand das hinbekommt, dann ist es Neumann“, sagte ein ehemaliger Kollege des Managers dem Tagesspiegel. Er sei nicht nur erprobt im Krisenmanagement, sondern erkenne auch früher als andere technologische Trends. „Neumann kann auch kommunikativ überzeugen.“ Viel hänge allerdings vom Gestaltungsspielraum ab, den die GM-Zentrale in Detroit dem künftigen Opel-Chef lasse. „Neumann unterschreibt nicht, wenn GM sich weigert, ihm entsprechende Freiheiten vertraglich zuzusichern“, sagte der Ex-Kollege.

Neumann hatte sich als Vorstandschef des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental von 2007 bis 2009 einen Ruf als ausgezeichneter Techniker und Ingenieur erworben, der – schon als Technikvorstand seit 2004 – früh auf die Hybridisierung und Elektrifizierung des Automobilantriebs gesetzt hatte. Conti ist heute ein führender Lieferant von Elektromotoren. Dass Neumann den Posten als Conti-Chef schließlich im Streit mit Großaktionär Schaeffler verlassen musste, hat seiner Karriere nicht geschadet. Anschließend stieg er schnell beim VW-Konzern auf, für den er schon seit 1999 tätig gewesen war.

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