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Wirtschaft: Weg vom Whiskey: Seagram kauft Polygram

NEW YORK .(pf).

NEW YORK .(pf).Der kanadische Spirituosen- und Unterhaltungskonzern Seagram Co.übernimmt das Musikunternehmen Polygram N.V.und wird damit zum größten Musikkonzern der Welt.Wie Seagram-Präsident Edgar Bronfman Jr.am Donnerstag kurz vor Börsenschluß mitteilte, werde er Polygram für 10,6 Mrd.Dollar, umgerechnet rund 18,7 Mrd.Dollar, vom niederländischen Elektronikkonzern Philips übernehmen und mit der konzerneigenen Film- und Musiktochter Universal zusammenlegen.Seagram, weltweit durch Marken wie Chivas Regal und Absolut Vodka ein Begriff, werde durch die Polygram-Übernahme "eines der weltweit führenden Unternehmen im Unterhaltungsgeschäft", sagte Bronfman in New York.Dieser Bereich wird künftig mehr als zwei Drittel zu Seagrams geschätztem Jahresumsatz von 17 Mrd.Dollar beitragen.Die Übernahme muß noch von den Kartellbehörden genehmigt werden.

Die Finanzierung soll teilweise mit dem Verkauf des Polygram-Filmbereichs sichergestellt werden.Als mögliche Käufer werden in der Branche die französische Canal Plus, die deutsche Kirch-Gruppe sowie Bertelsmann genannt.Der Verkauf - Polygram besitzt die Filmrechte an rund 1500 Titeln wie "Harry und Sally" oder "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" - wird annähernd eine Mrd.Dollar einbringen.Bronfman will außerdem den Fruchtsafthersteller Tropicana ausgliedern und an der Börse plazieren.Geschätzter Erlös: 3,5 bis vier Mrd.Dollar.

Die Übernahme schafft ein gemeinsames Dach für Polygram-Künstler wie Elton John, Luciano Pavarotti oder die irische Rock-Gruppe U2 und Seagrams Universal-Besetzung, zu der Reba McEntire und die Wallflowers gehören.Von der Zusammenführung von Polygram und Universal verspricht sich Bronfman Kosteneinsparungen von bis zu 300 Mill.Dollar im Jahr.Universal ist vor allem in den USA engagiert, während Polygram mehr als drei Viertel seines Umsatzes außerhalb der USA bezieht.Harold Vogel, Analyst bei Cowen & Co., sagte, Seagrams Erfolg sei weitgehend von der Wachstumsrate des Musikgeschäfts abhängig.

Seagram will alle Anteile an Polygram erwerben.Philips hält 75 Prozent, der Rest ist Streubesitz.Seagram kündigte an, die Aktien für 117 Gulden oder umgerechnet 59 Dollar pro Stück erwerben zu wollen.Zu Börsenschluß am Donnerstag waren Polygrams ADRs in New York um 1,75 auf 56,87 Dollar gestiegen.Die Aktionäre können zwischen Bargeld und einer Mischung von Bargeld und Aktien wählen.Der Deal soll in sechs bis acht Wochen unter Dach und Fach sein.

Ingesamt muß sich Seagram für den Kauf acht Mrd.Dollar besorgen.Der Verkauf von Polygrams Filmgeschäft und Tropicana dürfte höchstens fünf Mrd.Dollar bringen.Seagram will sich den Rest durch Kredite und durch die Veräußerung weiterer Unternehmensteile oder Beteiligungen besorgen.Seagrams verbleibende Time Warner-Aktien sind beim derzeitigen Börsenkurs knapp eine Mrd.Dollar wert.

Der 42 Jahre alte Hollywood-Fan Bronfman hat mit seinen bisherigen Käufen und Verkäufen keine sonderlich glückliche Hand gezeigt.Tropicana hatte er 1988 für 1,2 Mrd.Dollar übernommen.Doch die Ergebnisse waren unbefriedigend.Über den Verkauf der 45 Mill.Time Warner-Anteile im Mai 1993 für etwa 2,4 Mrd.Dollar haben sich Seagram-Aktionäre sicher geärgert.Die Papiere sind beim heutigen Kurs fast das Doppelte wert.Im März 1995 trennte sich Seagram von seinen DuPont-Aktien für 8,8 Mrd.Dollar; sie wären heute 25,5 Mrd.Dollar wert.Doch Bronfman brauchte das Geld, um dem japanischen Matsushita-Konzern das Musikunternehmen MCI abzukaufen.Er bezahlte damals 5,7 Mrd.Dollar in bar.

(PF).

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