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Wirtschaft: Weihnachts-Wunschzettel künftig übers Internet

SAN FRANCISCO .Computer in Spielzeugläden sind ein alter Hut, vor allem in den Vereinigten Staaten.

SAN FRANCISCO .Computer in Spielzeugläden sind ein alter Hut, vor allem in den Vereinigten Staaten.Jetzt stecken zwei amerikanische Unternehmen Spielzeuge in den PC: eToys und Toys "R" Us haben erstmals in dieser Weihnachtszeit in großem Rahmen online verkauft.Und die Firmen werden sich in den kommenden Monaten eine aufsehenerregende Schlacht liefern - ähnlich wie Amazon.com und Barnes & Noble, die beiden führenden Online-Buchhändler.

Puppen, Modelleisenbahnen oder Spiele im Internet feilzubieten, scheint zunächst eine schlechte Idee.Schließlich lieben es Kinder, durch den Spielzeugladen zu toben.Aber gerade deswegen könnten es viele gestreßte Eltern vorziehen, das Geschenk für den nächsten Kindergeburtstag mit ein paar Mausklicken online zu ordern.Und das ist nicht der einzige Vorteil der Netzhändler: Sie können mehr Produkte auf Lager halten als die Offline-Konkurrenz und zusätzliche Dienste anbieten.

EToys , der Pionier der jungen Branche, hat inzwischen über 7000 Spielzeuge im Programm.Das große Angebot, von dem allerdings bisher nur amerikanische Verbraucher profitieren können, läßt sich leicht mit einer kleveren Suchmaschine durchforsten - und etwa das passende Geschenk für ein zweijähriges Mädchen finden, das gerne mit Autos spielt und dessen Eltern nicht mehr als zehn Dollar ausgeben wollen.

Der Dienst will freilich mehr sein, als nur ein besserer Katalog: Er verschickt eine elektronische Notiz, wenn ein Geburtstag ansteht.Stammkunden können dort die Adressen all jener abspeichern, die sie regelmäßig beschenken.Und demnächst sollen Kinder sogar ihre Wunschliste für den Weihnachtsmann oder ihren nächsten Geburtstag eingeben dürfen, die Eltern und Verwandte dann nur noch abhaken müssen.

Die meisten Experten gehen davon aus, daß die Geschäftsidee Zukunft hat."Das Angebot ist perfekt für jenen Teil der Konsumenten in den USA, die online besonders gut vertreten sind", meint David Weisman, Analyst für elektronisches Shopping beim Marktforscher Forrester Research: Menschen, die viel Geld, aber wenig Zeit haben - und sie nicht in einem der riesigen Spielzeugsupermärkte verschwenden wollen.Nach Schätzungen von Forrester Research dürften virtuelle Spielzeugläden bald gutes Geld machen.Zwar setzen sie in diesem Jahr nur rund 68 Mill.Dollar um, wobei eToys mit Abstand der Marktführer ist.Aber schon 2003 sollen es 1,5 Mrd.sein - etwa fünf Prozent des gesamten US-Spielzeuggeschäfts.Die Margen der Branche liegen derzeit bei fetten 25 Prozent.

Klar, daß bei solchen Aussichten die weltgrößte Spielzeughandelskette Toys "R" U s auch einen Online-Laden aufgemacht hat.Doch er wirkt seltsam halbfertig: Er hat etwa nur 5000 Spielzeuge im Programm.Und er bietet kein sogenanntes affiliate program - ein Muß bei elektronischen Händlern: eToys zahlt anderen Websites eine Provision von 25 Prozent des Kaufpreises, wenn sie neue Kunden an das Unternehmen vermitteln.Für Marktbeobachter ist Toys "R" Us denn auch ein weiteres Musterbeispiel, wie schwer es alteingesessene Unternehmen haben, sich im Netz gegen Neulinge zu verteidigen.Der Spielzeuggigant hat vor allem deswegen kein affiliate program, weil er damit seinen realen Läden Konkurrenz machen könnte, mit denen er im vergangenen Geschäftsjahr weltweit fast zehn Mrd.Dollar umgesetzt hat.

LUDWIG SIEGELE

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