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Wirtschaft: Weihnachtsgeschenke: Faire Gaben unter dem Baum

Schön, wenn sich Kinder über einen Teddy unterm Weihnachtsbaum freuen. Noch schöner ist es, wenn die Eltern das Plüschtier mit gutem Gewissen unter den Baum legen können.

Schön, wenn sich Kinder über einen Teddy unterm Weihnachtsbaum freuen. Noch schöner ist es, wenn die Eltern das Plüschtier mit gutem Gewissen unter den Baum legen können. Es gibt eine Reihe von Gaben, mit denen man nicht nur den Beschenkten eine Freude machen, sondern auch noch etwas Gutes tun kann. "Max Wunderbär" gehört dazu. Vom Verkaufspreis des Plüschtiers in Höhe von 30 Mark gehen zwei bis drei Mark an die Kinderschutzorganisation Unicef. Wer den Bären kauft, unterstützt damit nicht nur die Arbeit von Unicef, er kann auch sicher sein, dass das Spielzeug nicht unter ausbeuterischen Arbeitsmethoden und vor allem ohne Kinderarbeit hergestellt wurde. "Wir prüfen jedes Produkt, das unser Logo trägt, auf Herz und Nieren", sagt Andrea Floß von Unicef. "Uns werden sehr viele Musik-CDs angeboten, und viele lehnen wir ab. Das Produkt muss einfach zu uns passen."

Im vergangenen Jahr hat die Kinderschutzorganisation in Deutschland 142,5 Millionen Mark eingenommen, 40 Millionen Mark davon durch den Verkauf von Grußkarten, den Rest durch Spenden. Verkaufen darf Unicef als gemeinnützige Organisation - außer den Grußkarten - nichts. Für "Max Wunderbär" und anderes Spielzeug, Textilien und CDs vergibt sie lediglich Lizenzen. Der Anteil der Lizenzgebühren an den Gesamteinnahmen ist verschwindend gering.

Die Agentur Max AG aus Worpswede vermarktet diese Lizenzen für Unicef. Nur etwa 15 Unternehmen in Deutschland dürfen das Logo an ihre Produkte heften. "Die Lizenzvergabe treiben wir sehr behutsam voran", sagt Holger Priess von Max. Er sieht im Merchandising Potenzial für die Hilfsorganisation. Mit Unicef-Produkten könne man auch Menschen in Kontakt mit der Organisation bringen, die nicht zur klassischen Zielgruppe der Spender gehören. Doch Unicef taste sich langsam an das Thema Merchandising heran und wolle nicht nur bei Produkten, sondern auch beim Preis mitreden. "Unicef-Produkte sollen keine Luxusgüter sein, sondern für jeden erschwinglich."

Etwas mehr als normalerweise im Handel üblich, muss man dagegen zum Beispiel für Fußbälle bezahlen, die aus dem fairen Handel kommen. Seit der Fußballweltmeisterschaft 1998 bietet die Handelsorganisation Gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) Bälle an, die nicht nur ohne Kinderarbeit hergestellt werden. Das pakistanische Unternehmen, von dem die Gepa die Bälle bezieht, zahlt den Arbeitern auch Löhne, die bis zu 50 Prozent über dem durchschnittlichen Niveau liegen. Das soll den Familien ermöglichen, auf Dauer auf die sonst übliche Mitarbeit der Kinder verzichten zu können. Darüber hinaus werden ein Sozialversicherungsfonds und ein Dorfentwicklungsprogramm finanziert. Insgesamt beträgt der Mehrpreis des fairen Handels zwischen drei und vier Mark pro Ball.

Bei der Gepa fing 1975 alles mit dem Kaffee an. Heute gibt es eine Vielzahl von Lebensmitteln und anderen Produkten aus dem fairen Handel. Damit setzte die Handelsorganisation im vergangenen Geschäftsjahr 58 Millionen Mark um. Gepa-Produkte - Spielzeug, Kunsthandwerk und Körbe - bietet bereits im dritten Jahr auch das Versandhaus Otto in seinem Weihnachtskatalog an. Das Angebot von Gepa-Produkten sei nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen Otto als global agierendes Unternehmen seine soziale Verantwortung wahrnehme. Der Katalog macht die Gepaprodukte einem Massenpublikum bekannt, auch wenn der Umsatz gering ist: zwischen 200 000 und 300 000 Mark.

Wer an Weihnachten lieber etwas aus heimischer Produktion verschenken will, kann sich im Laden der Blindenanstalt in der Kreuzberger Oranienstraße 26 umsehen. Auch ein Laden in der Neuen Schönhauser Straße 19 verkauft die Produkte aus der Blindenwerkstatt. Die seit 1878 bestehende Institution hat vor zwei Jahren bei der Gestaltung ihrer Bürsten, Besen und Schrubber Unterstützung von jungen Designern bekommen. Einen schönen neuen Namen für die Produktion gab es auch gleich dazu: DiM, die imaginäre Manufaktur. "Wir sind Weg von den ganz langweiligen Sachen", sagt die Leiterin der Blindenanstalt, Roswitha Hensel. Jetzt hat eine Bürste auch schon mal die Form von einem Gebiss. 47 Blinde und behinderte Menschen arbeiten in der Werkstatt. Um ihnen den Arbeitsplatz zu erhalten, hat man nach neuen Wegen gesucht, das Angebot attraktiv zu gestalten. "Wir wollen nicht, dass die Waren nur aus Mitleid gekauft werden. Sie sollen den Leuten auch gefallen und eine gute Qualität haben", sagt Hensel. Als Renner hat sich eine Flaschenbürste in Form eines Weihnachtsbaums herausgestellt - leider fast ausverkauft.

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