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Jobs am Flughafen. Von den Luftverkehrskaufleuten, die die Flüge abwickeln, auf Fluggeräte spezialisierte Elektroniker und Mechaniker bis hin zum Sicherheitspersonal, das auf Flughäfen tätig ist, gibt es viele Berufe, in denen es darum geht, Menschen in die Luft zu bringen.

© picture alliance / dpa

Weiterbildung: Alles außer fliegen

Wer nicht gerade Pilot werden will, hat in der Luftfahrtbranche gute Chancen als älterer Quereinsteiger – nach einer Umschulung.

Was für ein Flugzeugtyp gerade auf dem Rollfeld in Berlin-Schönefeld gelandet ist, erkennt Ulrike Grüner oft, ohne nachzuschlagen. Wenn sie richtig liegt, freut sie sich. Die Fähigkeit ist aber nur ein Nebenprodukt ihres eigentlichen Jobs: Sie ist für die Abfertigung von privaten Flugzeugen zuständig – vom Betanken über die Reinigung bis zum Catering. Sie holt die Passagiere, meist Geschäftsleute, wohlhabende Privatreisende und Prominente, auf dem Flughafen-Vorfeld ab und winkt die Flugzeuge in ihre endgültige Parkposition ein. „Vom Zweisitzer mit Propeller bis zur Maschine mit 30 Meter Flügelspanne ist alles dabei“, sagt Grüner. Sie ist Luftverkehrskauffrau für die Firma ExecuJet, einen internationalen Dienstleister für Privat- und Businessflüge am Flughafen Schönefeld. Erst mit 40 kam sie zur Luftfahrt. Vorher hat sie in der Gastronomie als Kellnerin gearbeitet und für eine Berliner Binnenschifffahrtsfirma Personal koordiniert.

Wenn das Wort „Flugbranche“ fällt, denken viele sofort an Piloten, Stewardessen und vielleicht noch Fluglotsen. Doch es gibt ein breites Spektrum an kaufmännischen und technischen Berufen, die den Flugverkehr erst möglich machen. Im Passagierverkehr wie wir ihn aus dem Urlaub oder von der Geschäftsreise kennen, aber auch im Frachttransport und im privaten Fluggeschäft: Luftverkehrskaufleute, die die Flüge abwickeln, auf Fluggeräte spezialisierte Elektroniker und Mechaniker bis hin zum Sicherheitspersonal, das auf Flughäfen tätig ist.

Ein Einstieg ist oft rasch möglich

Was alle genannten Berufe gemeinsam haben: im Gegensatz zur Piloten-Ausbildung oder einem Studium für Flugzeugingenieure ist der Einstieg relativ rasch möglich. Gerade für Quereinsteiger wie Ulrike Grüner. Zwei Jahre etwa dauert die Umschulung zum Flugverkehrskaufmann, davon ist ein Jahr als Praktikum in einem Unternehmen vorgesehen. Wer in die Luftfahrt umschulen will, hat auch jenseits der 40 und auch Anfang 50 noch gute Chancen. Besonders gesucht sind Frauen für den technischen Bereich. Wer einen Berufsumstieg überlegt, sollte aber auch die Rahmenbedingungen in der Flugbranche kennen.

„Die Flughäfen in Berlin sind im deutschlandweiten Vergleich nicht so groß“, sagt Leonie Jürges, Ansprechpartnerin für kaufmännische Berufe bei dem Weiterbildungsanbieter Trainico in der Nähe von Berlin, bei dem jedes Jahr 1200 Personen eine Aus- oder Weiterbildung für die Branche abschließen. Die Teilnehmer unterschreiben eine „Mobilitätserklärung“, in der sie sich verpflichten deutschlandweit für Angebote zur Verfügung zu stehen. Die größten Flughäfen, um die herum viele Dienstleister ansiedeln, sind Frankfurt am Main und München und der Frachtverkehrsflughafen in Leipzig. Auch in Dresden gibt es mit dem Standort von Airbus, dem größten europäischen Flugzeughersteller, viele Jobs – sowie in Fabriken im Ausland, etwa in Toulouse oder Sevilla.

Selbst gerne in den Urlaub zu fliegen, ist laut Leonie Jürges, nicht die richtige Motivation, in die Branche zu wechseln. Auf einem Flughafen arbeitet man zwar in internationaler Atmosphäre und als Flugverkehrskaufmann hat man mit vielen unterschiedlichen Passagieren zu tun. Für Luftverkehrskaufleute ist der Flughafen aber eben der Arbeitsplatz: Sie sorgen dafür, dass andere in den Urlaub fahren können. Oder sie kümmern sich um Geschäftsreisende, die wegen einer Flugzeugverspätung einen wichtigen Termin verpassen.

Auch im kaufmännischen Bereich unterscheidet sich der Arbeitsplatz Flughafen von dem in einem Büro: Beschäftigte passieren mehrmals am Tag Sicherheitschecks etwa mit Handlesegeräten. Auch mit Kerosingeruch und Maschinenlärm ist man berufsübergreifend konfrontiert. Trotz Nachtflugverboten in verschiedenen Städten, läuft der Betrieb im Frachtverkehr und Privatverkehr rund um die Uhr. Interessenten müssen bereit sein, im Schichtdienst auch nachts und an Wochenenden zu arbeiten. Ulrike Grüner zum Beispiel hat ein Mal pro Monat eine Woche lang Nachtschicht. Dann beginnt sie fünf Tage in Folge um 21.45 Uhr ihren Dienst und arbeitet bis 6.15 Uhr.

Aufgabenbereiche sind hoch spezialisiert

Der Zeitdruck ist je nach Beruf unterschiedlich: Bei der Abfertigung der Flüge sind die Abläufe bis in das kleinste Detail durchgetaktet. „Jede kleinste Verzögerung bringt den Ablaufplan durcheinander“, sagt Jürges. Bei den Dienstleistern für die Abwicklung am Boden, die von den großen Fluglinien beauftragt werden, sind die Aufgabenbereiche deswegen oft hoch spezialisiert: man arbeitet entweder beim Check-In der Passagiere oder in der Abfertigung von Frachtflugzeugen. Ein so übergreifendes Tätigkeitsfeld wie das von Ulrike Grüner ist etwas Besonderes und eher in kleinen Unternehmen und auf Flughäfen für den privaten Flugverkehr üblich. ExecuJet beschäftigt in Schönefeld 25 Mitarbeiter.

Bei den Fluggerätelektronikern und Fluggerätemechanikern ist der zeitliche Druck geringer, hier steht hundertprozentige Einhaltung der Sicherheitsstandards der Luftfahrtbehörde im Vordergrund. Hier ist für Teilnehmer gerade die Spezialisierung oft reizvoll, sagt Antje Suslow, Referentin für Arbeitsmarktprojekte bei Trainico. So spezialisieren sich KFZ-Mechaniker häufig auf die Turbine und das Triebwerk, Tischler eher auf die Flugzeug-Karosserie. Später kann man sich für bestimmte Flugzeugtypen weiterbilden. Laufende Weiterbildung zu internationalem Luftfahrtrecht oder Neuerungen in der Luftfahrttechnik sind von der Luftfahrtbehörde vorgesehen.

Die Luftfahrtbehörde prüft Teilnehmer elf Jahre zurückgreifend auf polizeiliche Einträge, Schulden und Suchterkrankungen. Lebensumstände, die Personen erpressbar machen könnten, lassen sich nicht mit den hohen Sicherheitsanforderungen auf einem Flughafen vereinbaren, so die Begründung. Wird etwas Negatives gefunden, wird der konkrete Fall jeweils genau geprüft. Interessenten wird deswegen empfohlen, mögliche kritische Punkte in der Biographie gleich im Beratungsgespräch offen anzusprechen.

Für Gerüstbauer, die auf einen technischen Beruf in der Flugbranche umschulen, besteht die Herausforderung oft darin, die nötigen fein abgestimmten Handgriffe einzuüben – nachdem sie lange eher mit grobmotorischen Arbeiten beschäftigt waren. Dass vieles möglich ist in der Branche, zeigt die Berufsbiographie der 43-jährigen Andrea Piesker. Sie arbeitete acht Jahre lang auf einem Flughafen als Reinigungskraft. „Wie diese Maschinen wohl funktionieren?“, fragte sie sich dabei immer häufiger. Letztes Jahr hat sie ihre Weiterbildung zur Fluggerätemechanikerin begonnen. Gerade absolviert sie in Berlin das darin vorgesehene einjährige Praktikum.

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