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Zauberwürfel. So wird der Rubik’s Cube auch genannt. Aber eigentlich geht es bei dem Spielzeug um Logik. Wer es schafft, die sechs Seiten und 26 bunten Einzelsteinchen so zu drehen, dass die Quadrate auf den Seiten wieder dieselbe Farbe zeigen, hat sein logisches Denkvermögen trainiert.

© Patrick Pleul/picture-alliance/ dpa

Weiterbildung: Einfach schlüssig

Logik ist nicht nur die Basis für IT und technische Berufe. Die alte Disziplin des vernünftigen Schlussfolgerns hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren und schneller Lösungen zu finden.

Sie kennen das vielleicht: Da ist diese Aussage – vielleicht fällt sie in einer Teamsitzung, vielleicht kommt sie in einer schriftlichen Anfrage einer Kollegin, vielleicht stammt sie von einem Politiker und man liest es in der Zeitung – und man denkt sich: Irgendetwas ist da doch faul! Aber so richtig benennen kann man es leider nicht.

Wenn es um Überzeugungskraft geht, dann lenken viele berufliche Weiterbildungen den Blick auf rhetorische Mittel, oder man verbessert seine Präsentationstechniken, vielleicht noch die Körpersprache. Was aber, wenn man rein auf der Sachebene, mit logischem Denken, faulen Argumenten eher auf die Schliche käme – und selbst dadurch überzeugender wäre?

Logik gehört zur Buchhaltung ebenso wie zur Philosophie

Logik, die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns, ist eine eigene Disziplin in Philosophie und Mathematik und kommt in vielen beruflichen Aus- und Weiterbildungen vor: Sie gehört zum Beispiel zum Brückenkurs Mathematik für mehrere Studiengänge, wenn man an der Hochschule für Technik und Wirtschaft studieren will. Für die Grundsätze von Programmiersprachen ist Logik zum Beispiel eine wichtige Basis. Sie steht auf den Seminarplänen für die Weiterbildung zum „Microsoft Excel Spezialist“ genauso wie für den Kurs zur Finanzbuchhaltung. Auch in Einstellungstests werden die Bewerber gerne zusätzlich zu schriftlichen Aufgaben vor logische Herausforderungen gestellt. Logik kann aber auch einfach den ganz normalen Arbeitsalltag erleichtern.

„In der Philosophie ist der logische Ansatz sehr gängig“, sagt Malte Engel. Er hat in Berlin an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert und arbeitet heute selbstständig als Trainer für Führungskräfte, Studierende und Wissenschaftler. Immer wieder habe er beobachtet, wie ihm das logische Handwerkszeug in vielen Alltagssituationen, in denen man mit Argumenten konfrontiert ist, Vorteile bringt, erzählt Engel.

So hat er begonnen Logik auch in Seminaren für ein breites Publikum zu vermitteln. Selbst Informatiker, die die Grundsätze der Logik beim Programmieren anwenden, seien über die Anwendungsmöglichkeiten im Alltag teilweise überrascht. Wer in den USA Jura studieren will, muss zur Zugangsprüfung häufig Aussagen auf logische Schlüssigkeit prüfen. Das Training in logischem Denken quer durch die Berufsfelder sei im anglosächsischen Raum überhaupt stärker verbreitet als in Deutschland.

Was macht eine logische Schlussfolgerung aus?

In der Weiterbildung „Schlüssig argumentieren mit Logik“ lernen die Teilnehmer zuerst mal die Grundelemente von Aussagen kennen und lernen wie Argumente aufgebaut sind. Da ist zum einen die so genannte Conclusio: die Schlussfolgerung, die es zu begründen gilt. Und dann gibt es eine oder mehrere Prämissen, das sind die Argumente, die – hoffentlich logisch schlüssig – zu dieser Aussage führen.

Aber was macht eine logisch gültige Schlussfolgerung aus? Die Teilnehmer üben Schwachstellen und Stärken von Argumenten zu erkennen, selbst „wasserdicht“ zu argumentieren und auch auf unsachliche Argumente zu reagieren. Besonders geeignet ist das für die Arbeit mit schriftlichen Argumenten in Texten, Projektbeschreibungen oder Emails. Hier kann man mit Logik am Besten punkten.

Aber Logik hilft anscheinend nicht nur auf rationaler, sondern auch auf emotionaler Ebene: Manche Teilnehmer beobachteten an sich selbst, dass sie in Diskussionen ganz schnell auf 180 sind, erzählt Engel. Das Logik-Training hilft ihnen, Argumente nicht so emotional an sich herankommen zu lassen. Sie trainieren genau hinzusehen, was genau denn das Argument ist. Denn häufig wird in eine Aussage viel mehr hineininterpretiert als eigentlich gesagt oder geschrieben wurde. Jemand der sagt, dass die Ergebnisse von Tierversuchen nicht immer eins zu eins auf Menschen übertragbar sind, wird dann zum Beispiel gleich zum Aktivisten, der alle Tierversuche verbieten will. Doch eigentlich hat er das gar nicht gesagt.

Das Argument von der Beurteilung trennen

Für Engel hat viel von diesen Interpretationen mit uns selbst zu tun. Viele können gar nicht mehr unterscheiden, was sie vermuten, interpretieren, möglicherweise befürchten – und was tatsächlich gesagt wurde. Doch das kann man üben, etwa beim „Speed-Debating“: in Zweierpaaren wird diskutiert. Dabei gilt die Regel: Vor jedem eigenen Argument muss das Argument des Gegenübers zusammengefasst werden. Das Gegenüber darf korrigieren. Das sei aber gar nicht so oft nötig, allein die Aufgabenstellung den anderen richtig wiederzugeben verändere in vielen Fällen die Diskussion.

Logik hilft auch, bewusste rhetorische Strategien schneller zu erkennen. Zum Beispiel in dem Fall, den Malte Engel „die Strohmann-Taktik“ nennt: Dabei wird das Argument einer anderen Person bewusst übertrieben wiedergegeben. Im Seminar lernt man auch das Wiedergeben eines Arguments von dessen Beurteilung zu trennen. Dadurch werden Argumente des Gegenübers in der Regel besser verstanden, dadurch gibt es weniger Missverständnisse und es wird leichter zu einer Übereinkunft zu kommen.

Das kritische Denken schärfen

Gleichzeitig schärft Logik das kritische Denken und Urteilen. Denn was passiert genau in einem Text? Ist die Conclusio schlüssig? Häufig wird zum Beispiel mit impliziten Prämissen, also versteckten Hintergrundannahmen, gearbeitet. Etwa in dem Satz: „Das Kopftuch unterdrückt Frauen, deshalb sollte es an Schulen verboten werden.“ Rein logisch, wäre auch die gegenteilige Schlussfolgerung möglich: Etwas unterdrückt Frauen, deswegen muss es noch lange nicht verboten werden. Erst mit der impliziten Annahme, dass an Schulen verboten werden soll, was Frauen unterdrückt, ist die Aussage logisch vollständig. Das Beispiel zeigt aber auch klar die Grenzen der Logik auf. Denn stimmt es überhaupt, dass das Kopftuch Frauen unterdrückt? Viele Frauen mit Kopftuch sagen eindeutig „Nein!“.

Die Logik helfe nur, Beziehungen von Aussagen zu verstehen, erklärt Trainer Malte Engel. Ob einzelne Prämissen richtig sind oder nicht, das sei Aufgabe von anderen Disziplinen. Beobachtung zum Beispiel oder Wissenschaft. Oder anders ausgedrückt: Nur weil Inhalte logisch schlüssig argumentiert sind, müssen sie mit der Realität noch nicht viel zu tun haben. Deswegen spricht man auch von „formaler“ Logik.

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