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Aus dem Büro in die Uni. Die Freie Universität hat ein besonders großes Angebot an speziellen Weiterbildungskursen.

© Thilo Rückeis

Weiterbildung: Zurück an die Uni

Von Excel über Stressreduktion bis zu Tibetisch: An Berliner Hochschulen können sich auch Nicht-Studenten weiterbilden.

Das eingerostete Englisch aufpolieren, die Excel-Skills verbessern, die Kompetenzen im Projektmanagement ausbauen? Von Sprach- und Computerkursen bis hin zu Seminaren für Nachwuchsführungskräfte bieten die Berliner Universitäten ein breites Spektrum an Kursen zur beruflichen und wissenschaftlichen Weiterbildung an – auch für Nicht-Studierende. Man muss lediglich wissen, wo es welche Angebote gibt. Doch den Überblick zwischen den unzähligen Weiterbildungskursen, Zertifikatsprogrammen und Gasthörer-Angeboten zu behalten, ist leichter gesagt als getan. Eine einheitliche Weiterbildungsdatenbank für Unis fehlt, und selbst an den einzelnen Hochschulen sind oft verschiedene Abteilungen zuständig.

Häufig haben sich die Weiterbildungsangebote der Berliner Universitäten aus den Fortbildungskursen für die eigenen Beschäftigten entwickelt. An der Freien Universität etwa, so erklärt Karin Abel, Teamleiterin des Weiterbildungszentrums der FU, seien die ersten Veranstaltungen 1972 für Angehörige der Uni angeboten worden, und erst Schritt für Schritt für Beschäftigte anderer Forschungs- und Kultureinrichtungen geöffnet worden. Heute stehen die meisten Weiterbildungskurse an der Freien Universität allen Interessierten zur Verfügung, die nicht an der Hochschule eingeschrieben sind.

Rund 7000 Externe nutzen die 750 Weiterbildungskurse an der FU

An der Freien Universität nutzen jährlich rund 14 000 Menschen die Weiterbildungsangebote, gut die Hälfte davon sind Externe. Knapp dreiviertel der 1000 Kurse stehen für sie offen, lediglich ein erhöhter Teilnahmebeitrag wird für Nicht-Universitätsangehörige fällig. Für einen wöchentlich stattfindenden Englisch-Kurs beispielsweise beträgt die Gebühr für FU-Beschäftigte 125 Euro, Externe zahlen für die 13 Sitzungen 174 Euro. Das entspricht den marktüblichen Konditionen, zu denen die Kurse auch von Universitäten angeboten werden müssen, so wollen es die gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Mit der Öffnung ihrer Angebote reagieren deutsche Hochschulen auf die erhöhte Nachfrage von Berufstätigen, die ihre eigenen Kompetenzen ausbauen möchten. „Weiterbildung ist für viele Fach- und Führungskräfte der Schlüssel, um auf dem Arbeitsmarkt mitzuhalten und beruflich voranzukommen“, sagt Sabine Remdisch, Professorin für Personal- und Organisationspsychologie an der Leuphana Universität Lüneburg und Expertin zum Thema Quartäre Bildung. In der Ausweitung der Angebote sieht Remdisch für Hochschulen eine Chance, ihr Profil zu schärfen.

Sprach- und Computerkurse sind beliebt

Neben Sprachkursen sind an der FU vor allem Computerkurse beliebt. Besonders Excel-Schulungen, in denen der professionelle Umgang mit dem Tabellenkalkulationsprogramm erlernt werden kann, sind regelmäßig gut besucht. Gleiches gelte auch für Seminare, die sich mit Methoden zur Arbeitsorganisation oder Stressreduktion auseinandersetzen, so Abel. Während Sprach- und Computerkurse nicht an bestimmte Berufsgruppen adressiert sind, richtet sich die FU mit ihren Zertifikatsprogrammen explizit an spezielle Berufe, etwa an Museumsbeschäftigte, angehende Galeristen oder Bibliothekare. Letztere können sich beispielsweise fit machen lassen für die Anforderungen, die durch die Digitalisierung des Bibliothekswesens auf sie zukommen.

Spätestens bei den Zertifikatsprogrammen tritt der Vorteil von universitären Weiterbildungsangeboten gegenüber privaten Anbietern deutlich hervor. Neben dem Versprechen der Hochschulen, Forschungsergebnisse und Knowhow aus der Wissenschaft in die Gesellschaft zu tragen, spielt es natürlich auch eine Rolle, dass die Teilnehmer im Anschluss ein Zertifikat von einer renommierten Universität erhalten, das sie gegenüber potentiellen Arbeitgebern vorweisen können.

Die HU hat Tadschikisch für Fortgeschrittene im Angebot

Auch an der Humboldt-Universität gibt es Weiterbildungsangebote. Angefangen von umfangreichen Zertifikatsstudien wie dem einjährigen Programm zur Internationalen Entwicklungszusammenarbeit bis hin zu einem großen Pool von Gasthörer-Veranstaltungen – die HU bemüht sich darum, Nicht-Studenten als Kunden anzusprechen. Vor allem Vorlesungen zu juristischen und historischen Themenkomplexen seien unter Gasthörern beliebt, sagt Rosmarie Schwartz-Jaroß, Leiterin des Referats Beruf und Wissenschaft an der Humboldt-Universität. Aber auch an Tibetisch oder Tadschikisch für Fortgeschrittene kann man sich im kommenden Wintersemester an der Humboldt-Universität versuchen.

Für die berufliche Weiterbildung ist an der HU, wo streng zwischen wissenschaftlicher und beruflicher Weiterbildung unterschieden wird, die Abteilung für Personal und Personalentwicklung zuständig. Das Kursangebot umfasst viele hochschulspezifische Themen. Doch auch für Externe gibt es eine Vielzahl von interessanten Veranstaltungen. Kurse, die nur HU-Angehörigen offen stehen, sind die Ausnahme. Besonders frequentiert werden an der HU Seminare zur Kompetenzentwicklung sowie Kurse in den Bereichen Kommunikation, IT oder Fremdsprachen. Einen Vorteil gegenüber der Freien Universität hat die HU vor allem für ALG-Empfänger und Auszubildende: Für alle Kurse bietet sie ihnen eine um die Hälfte reduzierte Teilnahmegebühr an.

An der TU sind nicht mehr alle Sprachkurse für Externe offen

Bis zum Jahr 2012 wurden von der studentisch organisierten „Sprach- und Kulturbörse“ an der Technischen Universität noch zahlreiche Sprachkurse für Nicht-Universitätsangehörige angeboten. Heute ist das anders: Inzwischen steht interessierten Externen nur noch eine geringe Zahl von Plätzen in den regulären Sprachkursen der TU offen, die von der „Zentraleinrichtung Moderne Sprachen“ angeboten werden. Nur wenn die Kapazitäten in einzelnen Kursen nicht vollständig durch TU-Angehörige ausgelastet sind, dürfen Dozenten Externen die Zulassung als Gasthörer erteilen. Wer also Englisch oder Spanisch lernen möchte, hat an der TU eher schlechte Karten. Glück dagegen könnte haben, wer noch die letzten sprachlichen Feinheiten des bereits auf hohem Niveau beherrschten Französisch herausholen möchte.

In ihrem Weiterbildungsangebot konzentriert sich die TU auf Ältere: Sie bietet das „Berliner Modell: Ausbildung für nachberufliche Aktivitäten" (kurz BANA) an. Der Gasthörer-Studiengang richtet sich gezielt an Menschen ab 45, die sich nach dem Berufsleben gesellschaftlich engagieren möchten. Zu Beginn des viersemestrigen Programms, für das keine Hochschulzugangsberechtigung erforderlich ist, können sich die Teilnehmer zwischen den drei Schwerpunktbereichen Stadt, Umwelt oder Gesundheit und Ernährung entscheiden. Ziel des Studiengangs, der mit einem Zertifikat abgeschlossen wird, ist es, den Teilnehmern Kompetenzen für bürgerschaftliches Engagement zu vermitteln. So können die Studierenden, von denen viele bereits um die 65 Jahre alt sind, etwa den richtigen Umgang mit verschiedenen Computerprogrammen lernen. In vielen anderen Kursen sitzen sie zusammen mit den regulären TU-Studierenden. Bei der Universität verspricht man sich, dass so auch die Jüngeren vom Erfahrungsschatz der Älteren profitieren können. Angesichts der Alterung der Gesellschaft und dem steigenden Bedarf an bürgerschaftlichem Engagement überrascht es nicht, dass laut der wissenschaftlichen Leiterin des Studiengangs, Elke Beyer, ein Ausbau des Weiterbildungsangebots geplant ist.

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