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Wirtschaft: Welcher Fonds ist der beste?

Jacques Bopp hat für die von Anlegern häufig gestellte Frage nur eine Erklärung: "Viele verstehen recht wenig von der Fondsanlage."Ð FRANKFURT (MAIN).

Jacques Bopp hat für die von Anlegern häufig gestellte Frage nur eine Erklärung: "Viele verstehen recht wenig von der Fondsanlage."

Ð FRANKFURT (MAIN).Ins. Seit vielen Jahren ist der Schweizer Investmentexperte, Chef der 1985 gegründeten Bopp ISB AG in im Fondsresearch aktiv und muß die Anleger immer wieder auf den Boden der Realität zurückholen.Den "besten" Fonds gebe es schließlich nicht. Aber die Anleger meinten mit ihrer Frage auch etwas anderes: Welcher Fondsmanager ist der fähigste? Sie hätten sich meist auf die Fahnen geschrieben, eine bessere Rendite zu erreichen als der Index: "Aber dem Anspruch wird praktisch keiner gerecht." Die Hürde sei einfach zu hoch.Deshalb gibt Bopp den Rat: "Anleger, kaufe einen Indexfonds, sofern es ihn gibt." Der Schweizer, der seit kurzem auch Analysen für den deutschen Fondsmarkt anbietet, ist mit seiner Skepsis gegenüber aktivem Management in guter Gesellschaft (s.Handelsblatt vom 16.7.).Auch andere Wertpapierprofis halten es für unwahrscheinlich, daß ein Fondsmanager durch starke Abweichungen in der Zusammensetzung des Fondsvermögens im Vergleich zur Indexstruktur auf Dauer eine Mehrrendite für den Anleger erzielen kann.Bopp hat jetzt entsprechende Berechnungen für den schweizerischen und deutschen Investmentmarkt vorgelegt.Sein Ergebnis ist ernüchternd: "Je länger der Zeitraum, den man untersucht, um so geringer die Zahl der Fonds, die den Vergleichsindex schlagen." Bopp betrachtete über ein, drei und fünf Jahre im Aktien-, Renten- und Geldmarktbereich zugelassene Publikumsfonds und verglich die Wertentwicklung mit dem jeweils passenden Index.Als Vergleichsindex wählte er denjenigen, der in der Vergangenheit am besten zur Wertentwicklung des Fonds paßte.Deutschen Aktienfonds ordnete er beispielsweise den Dax (Meßlatte für die Aktien 30 großer Gesellschaften) oder MDax (für mittelgroße Gesellschaften) zu.In der Analyse berücksichtigte er außerdem die jährlich anfallenden Kosten wie Verwaltungsgebühren, aber nicht einmalige Posten wie Ausgabeaufschläge. Per Ultimo Juni 1997 schnitten bei den deutschen Publikumsfonds auf Einjahressicht rund 27 % besser ab als der Index.Auf Dreijahressicht fiel die Quote knapp unter die 27 %-Marke, in der Fünfjahresperspektive markant auf 16 %.Die Ergebnisse für den Investmentmarkt in der Schweiz, allerdings per Ultimo 1996 gerechnet, sind ähnlich. Prozent der Fonds schlagen den Index auf Jahressicht, über drei und fünf Jahre sind es nur noch 16 % bzw.18 %. Kurzfristig nehmen also laut der Auswertung noch über ein Viertel aller Fonds die Index-Hürde; auf längere Sicht schmilzt die Quote der Erfolgreichen zusammen.Dieser Trend ist für Bopp entscheidend, nicht so sehr die konkreten Zahlen.Sein Resümee: "Aktiv gemanagte Fonds haben hohe Kosten und bringen bestenfalls die Index-Performance." Das Kostenthema liegt dem Schweizer ohnehin am Herzen.Er rät den Anlegern zum Beispiel, auf die Ausgabeaufschläge zu achten.Entscheidend sei dabei die geplante Haltperiode der Fondsanteile."Für ein kurzfristiges Investment ist es wenig sinnvoll, einen 5 %-Aufschlag zu zahlen", meint er mit Blick auf den gängigen Aufschlag bei Aktienfonds.Daneben beschäftigt er sich intensiver mit den laufenden Kosten, die dem Fondsvermögen regelmäßig belastet werden und damit ebenfalls die Anlegerrendte schmälern.Er berechnet die sogenannten "totalen Aufwendungen", die Verwaltungs- und Depotbankgebühren ­ die in Deutschland bei Aktienfonds in der Regel bei etwas über einem Prozent liegen ­ sowie weitere Kostenposten beinhalten, etwa Ausgaben für Werbung oder Wirtschaftsprüfer. In diese Rubrik gehörten auch die immer beliebteren erfolgsabhängigen Gebührenpositionen, die der Anleger neben den fixen Posten zu bezahlen habe.Hier wird ein zusätzlicher Obolus fällig, wenn die Fondsperformance die des festgelegten Index übersteigt.Bopp kommt etwa beim europäischen Aktienfonds einer großen Gesellschaft für das abgelaufene Geschäftsjahr auf totale Aufwendungen von 7,8 %.Das habe natürlich die Rendite für den Anleger in überdurchschnittlichem Umfang gemindert.Für die Beurteilung der Mangementqualität sei die Nettorendite aber die falsche Abgrenzung.In solchen Fällen ist seiner Meinung nach eine "kostenadjustierte Performance" gefragt, die die nicht durch das Management verursachten Kosten auch nicht renditemindern veranschlage. Bopp rät dem Anleger darüber hinaus, bei der Fondauswahl zwei weitere Dinge in Augenschein zu nehmen: die Anlegerpolitik und das Risiko."Man sollte darauf achten, daß der Fondsmanager das tut, was er laut der festgeschriebenen Anlagepolitik auch tun soll", meint er.Das Thema Risiko sei allerdings recht kompliziert, weil viele Anleger es zu sorglos angingen."Oft interessiert doch nur die Performance."

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