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Wirtschaft: Wellness: Öl für den Körper und Balsam für die Seele

Regentropfen prasseln auf den Asphalt. Der Himmel ist genauso grau wie die Straße.

Regentropfen prasseln auf den Asphalt. Der Himmel ist genauso grau wie die Straße. Menschen unter Regenschirmen hasten vorbei, genervt von Nässe und Kälte. Auf der Flucht vor dem trüben Tag, möchte auch ich dem hektischen Großstadtleben für ein paar Stunden entkommen. Ich suche Entspannung und Erholung, neudeutsch: Wellness.

In einem tristen Hinterhof in Berlin-Schöneberg, inmitten alter, heruntergekommener Gemäuer liegt der Wellness-Tempel Luxor. Ein Ort, der gestressten Großstädtern Ruhe und Wohlgefühl verspricht. Auf dem Weg nach oben mischen sich schon im Treppenhausmief süße, fremde Gerüche. Sie führen direkt in den Empfangsraum des Wellness-Studios. Die Gechäftsführerinnen Monira Wasmuth und Silvia Göbert warten schon. Auf Strümpfen laufen wir über den flauschigen Teppich und nehmen auf einer tiefroten Samtcouch Platz. Beim Tee erzählt Silvia Göbert von der Lebens- und Körperkultur im alten Ägypten, von Ölen, Farben und Wärme, von Riechen und Fühlen. "Mit dem ägyptischen Ambiente wollen wir ein Stück dieser Badekultur wieder lebendig werden lassen", erklärt ihre Partnerin Monira. Antiker Badespaß im modernen Berlin.

Morina empfiehlt Lomi Lomi-Nui. Das klingt nach einem japanischen Nationalgericht, entpuppt sich aber als althawaianische Massagekunst, die ursprünglich von den Kahunas, den Schamanen der Karibikinsel, praktiziert wurde. Kneten auf karibisch, Abspannen auf ägyptisch, warum nicht? Im Wellness-Bereich des Luxor zieren ägyptische Wandmalereien die okkergelb getünchten Wände, Liegen aus Bambus umreihen eine Insel aus Grünpflanzen in deren Mitte ein Brunnen plätschert, und warmes Licht fällt wie Sonnenstrahlen von der Decke. In einem weißen Zelt wartet Michaela, die Masseurin. Sie ist klein und zierlich, doch ihr fester Händedruck ist vielversprechend.

Michaela verteilt warmes, nach Kräutern duftendes Öl auf dem Körper des Gastes und beginnt mit der Massage. Sie fängt bei den Fußsohlen an, arbeitet sich in fließenden Bewegungen Zehe für Zehe Richtung Waden vor, weiter über den Rücken, die Arme bis hin zum Nacken - und wieder zurück. Ihre wellenartige Grifftechnik überträgt sich auf den Körper. Das ist Lomi Lomi-Nui: Öl für den Körper und Balsam für die Seele. Die Termine der nächsten Woche, der nahende Zahnarztbesuch und die ungebügelte Wäsche sind vergessen. Es macht sich angenehme Gedankenlosigkeit breit. Nach einer Stunde ist der hawaianische Zauber zu Ende. Michaela wickelt mich in Leinentücher ein. Wie eine Mumie bleibe ich im Zelt liegen, döse entspannt vor mich hin, atme den Duft orientalischer Kräuter ein und lausche den Klängen altägyptischer Tempelmusik. "Wellness ist Wohlfühlen", hatte Silvia Göbert am Empfang zu mir gesagt - jetzt weiß ich, was sie damit gemeint hat.

Michaela bringt Tee und Obst. Dann geht es in die Sauna. Durch die Hitze werden die Öle freigesetzt und dringen tief in die Haut ein. Nach dem Schwitzen lasse ich mich auf einen Bambusstuhl fallen und tauche meine Füße in ein Bad, das mit Salz aus dem Toten Meer angereichert ist. Neben mir Juliana, eine Producerin. "Ein echt stressiger Job", sagt sie. Sie zählt schon seit zwei Jahren zur Stammkundschaft im Luxor. "Das hier ist wie Urlaub", schwärmt sie. "Und ich muss nicht weit fahren, sondern nur einmal um die Ecke gehen."

Dagmar Rosenfeld

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