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Weltbank-Chef: Es wird einsam um Wolfowitz

Der affärenbelastete Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz gerät zunehmend unter Druck. Die Minister der Mitgliedsländer rückten bei ihrem Treffen am Sonntag demonstrativ von Wolfowitz ab. Zurücktreten will er trotzdem nicht.

Washington - "Die gegenwärtige Situation bereitet uns allen große Sorge", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss der Frühjahrstagung in Washington, die ganz im Zeichen der Debatte um Wolfowitz stand. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) wertete die Formulierung als "deutliches politisches Signal an Paul Wolfowitz". Der Bankchef lehnte trotz aller Kritik seinen Rücktritt ab. "Ich habe die Absicht weiterzumachen", sagte er in Washington.

Die Minister der Weltbank-Partnerländer setzten Wolfowitz in ihrem gemeinsamen Kommuniqué unter Handlungsdruck. "Wir erwarten von der Bank, dass sie hohen Führungsstandards gerecht wird", heißt es in dem Papier. Wieczorek-Zeul berichtete, bei den Gesprächen auf der Tagung sei "immer wieder die Sorge um den Zustand und das Ansehen der Weltbank geäußert worden". Am Rande der Beratungen seien auch Rufe nach einem Rücktritt von Wolfowitz laut geworden. Der spanische Wirtschaftsminister Pedro Solbes sagte, gerade die Weltbank müsse strengen Führungskriterien gerecht werden, weil sie "diese bei anderen Ländern selbst einfordert".

Wolfowitz betonte, dass er die "wichtige Arbeit" an der Spitze der Weltbank weiterführen wolle. Fragen nach einem möglichen Rücktritt wies Wolfowitz ab. Er wolle abwarten, dass das Exekutivkomitee der Weltbank die Untersuchung in der Affäre beende und Empfehlungen vorlege. Wie aus kürzlich veröffentlichten Unterlagen der Weltbank hervorgeht, hatte sich Wolfowitz bei seinem Wechsel vom Posten des stellvertretenden US-Verteidigungsministers an die Spitze der Weltbank im Jahr 2005 persönlich für eine deutliche Gehaltserhöhung seiner Freundin Shaha Riza eingesetzt, die damals bei der Bank arbeitete.

"Schaden von der Weltbank abwenden"

Die Sorgen um mögliche Auswirkungen der Affäre für die Finanzinstitution bestimmten die Beratungen am Sonntag. Vor allem von europäischer Seite wurde Kritik laut, während sich die USA, Japan und mehrere afrikanische Vertreter hinter Wolfowitz stellten. Das Signal an Wolfowitz "hat jeder gehört und jeder verstanden", sage Wieczorek-Zeul. "Eine Institution wie die Weltbank lebt von moralischer Integrität und Glaubwürdigkeit." Es gehe nun vor allem darum, "Schaden von der Weltbank abzuwenden". Auch der britische Entwicklungsminister Hilary Benn fürchtete Schaden für Weltbank. Nach seinen Worten hätte die Affäre "niemals passieren dürfen".

Wolfowitz bezeichnete die Frühjahrstagungen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) als "alles in allem sehr produktiv". Deutlich kritisierte er das Versäumnis der reichen Länder, ihre auf dem G-8-Gipfel 2005 gemachte Zusage einzuhalten und die Finanzhilfen für Afrika zu erhöhen. "Die Geberländer laufen leider Gefahr, ihre Versprechungen nicht einzuhalten", sagte er. Die G8 habe sich bereit erklärt, ihre Afrika-Hilfe "bis 2010 Schritt für Schritt zu verdoppeln". Ähnlich äußerte sich IWF-Chef Rodrigo Rato: "Ich bin besorgt angesichts des mangelnden Fortschritts bei der Erhöhung der Hilfen, insbesondere für Afrika". (tso/AFP)

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