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Wirtschaft: Welteke lobt innere Stabilität und Potential des Euro

FRANKFURT (MAIN) (ro). Der Euro hat dem Finanzplatz Deutschland und insbesondere Frankfurt schon nach den ersten sechs Monaten einen gewaltigen Schub gegeben.

FRANKFURT (MAIN) (ro). Der Euro hat dem Finanzplatz Deutschland und insbesondere Frankfurt schon nach den ersten sechs Monaten einen gewaltigen Schub gegeben. "Der hiesige Finanzplatz kann den Verlust der DM mehr als ausgleichen, er ist in einer hervorragenden Position", meint Ernst Welteke, ab 1. September Präsident der Bundesbank und derzeit Chef der Landeszentralbank Hessen. Zwar räumt der Notenbanker ein, daß der Außenwert des Euro in den letzten Monaten gelitten habe. Viel wichtiger aber sei die innere Stabilität der neuen Währung. "Und da kann man dem Euro nach fünf Monaten nur ein positives Urteil ausstellen". Vor allem dank der Stabilitätspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) habe der Euro das Potential, neben dem Dollar zur wichtigsten Reservewährung der Welt aufzusteigen.

Noch allerdings dominiert der Dollar die Welt-Finanzmärkte, wie Welteke am Montag bei einer Veranstaltung des Fördervereins "Finanzplatz" in Frankfurt (Main) erläuterte. Im ersten Quartal wurden 49 Prozent der internationalen Anleihen in Dollar begeben, 36 Prozent in Euro. Im weltweiten Devisenhandel hat der Dollar einen Anteil von fast 50 Prozent, etwa ein Viertel entfällt auf den Euro. Zusätzlichen Schub für den Euro erwartet Welteke dadurch, daß immer mehr europäische Unternehmen an die Börse gehen und andererseits für die private Altersvorsorge mehr und mehr Kapital an die Finanzmärkte gespült wird.

Auch Werner Seifert, Vorstandschef der Deutsche Börse AG ist überzeugt, daß der "Euro zu einem Motor für den Wohlstand wird, wie es ihn in der Geschichte noch nicht gegeben hat." Allerdings könnte der Wachstumseffekt des Euro seiner Ansicht nach noch viel größer sein, wenn sich Deutschland und Europa insgesamt noch stärker als bisher um die Aktie kümmern und bedeutend mehr Unternehmen an den Aktienmarkt locken würden. Statt Kraft in wenig erfolgreiche Bündnisse für Arbeit zu investieren, sagte Seifert, müsse die Politik das freie Spiel von Kapital, Arbeitsmarkt und und Produktmarkt in Gang setzen. Auch die Altersvorsorge könne nach und nach über Börsenwerte abgesichert werden. Die Deutsche Börse AG denke auch darüber nach, ein neues Börsensegment für Dienstleistungsunternehmen einzurichten.

Die europäischen Börsen müßten in Zukunft auch viel effizienter arbeiten als in der Vergangenheit. Wenn sie seit 1976 so effizient agiert hätten wie die Börse in den USA, dann wäre, so der Vorstandschef der Deutsche Börse AG, das Bruttosozialprodukt pro Kopf in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr um 3400 DM höher gewesen. Nach Ansicht von Seifert gibt es in der europäischen Börsenlandschaft erhebliche Überkapazitäten. "Die Börsen arbeiten viel zu teuer." Die überflüssigen Kosten lägen bei rund elf Mrd. Euro. Seifert wirbt deshalb für weitere Fusionen und Kooperationen etwa nach dem Vorbild der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex oder entsprechend der unlängst festgezurrten Fusion der Abwicklungssparte der Deutsche Börse AG mit der internationalen Abwicklungsorganisation Cedel in Luxemburg zum größten Dienstleister für Aktien und Renten in Europa. Dadurch sollen die Kosten um 40 Prozent sinken. Auch die britische Banken- und Wertpapieraufsichtsbehörde sei ein Beispiel für hohe Effizienz im Börsenwesen, sagte Seifert, und kritisierte indirekt die hierzulande zwischen dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Berlin - demnächst in Bonn - und dem Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel in Frankfurt (Main) aufgesplittete Finanzmarktaufsicht.

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