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Wirtschaft: Welteke stärkt den Euro

BERLIN / FRANKFURT (MAIN) (rtr/Tsp). Der Kurs des Euro hat sich am Dienstag erholt.

BERLIN / FRANKFURT (MAIN) (rtr/Tsp). Der Kurs des Euro hat sich am Dienstag erholt. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt stellte den Referenzkurs mit 1,0385 (Vortag: 1,0316) Dollar fest. Für den US- Dollar ergibt sich damit ein Kurs von 1,8833 (1,8959) DM. Im europäischen Handelsverlauf hatte der Kurs zeitweise sogar die Marke von 1,04 Dollar überschritten. Händler machten für die Kurserholung die über den Erwartungen liegende deutsche Wachstumsrate für das erste Quartal sowie Äußerungen des designierten Bundesbankpräsidenten Ernst Welteke verantwortlich. Schließlich stärkten die Fortschritte bei den Kosovo-Verhandlungen den Euro-Kurs.

Welteke betonte in einer Rede in Berlin, daß er nach dem Ende des Kosovo-Krieges und etwas höheren Wachstumsraten in Europa deutliches Potential für den Euro sehe. Die Talfahrt der europäischen Währung sei kein Argument gegen den Euro, da sie unter anderem Spiegelbild der unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklung in den USA und Europa sei.

Welteke sprach sich dagegen aus, den derzeitigen Euro-Kurs mit den vergleichsweise hohen Kursen zu Jahresbeginn von 1,16 Dollar zu vergleichen, als der Euro noch von einer gewissen Anfangsbegeisterung getragen worden sei. Angemessener erschienen ihm Wechselkurse zu Beginn des Jahres 1998, als der damalige Ecu 1,08 Dollar gekostet habe. "Stellt man in Rechnung, daß sich die Konjunktur damals deutlich im Aufwind befand, die Rußland-Krise noch nicht in voller Schärfe ausgebrochen war und auf dem Balkan noch kein Krieg herrschte, dann rückt der aktuelle Euro-Kurs in eine andere Relation", sagte Welteke.

Dagegen meinte der Wirtschaftsweise Rolf Peffekoven, die Euro-Schwäche gebe Anlaß zur Sorge. Peffekoven, Mitglied des Sachverständigenrates der Bundesregierung, sagte im Südwestrundfunk, bisher habe man gerade in Deutschland mit dem aktuellen Wechselkurs noch leben können. Die daraus resultierende Export-Verbilligung sei konjunkturpolitisch durchaus wünschenswert. Es bestehe aber auch die Gefahr, daß mit dem Kursverfall verbundene Preissteigerungen für importierte Güter auch auf das Preisniveau innerhalb des Euro-Gebietes insgesamt durchschlagen könnten - insofern seien Ängste um die Stabilität des Euro berechtigt. Hinzu komme, so Peffekoven, daß die eigentlichen Ursachen für die Kursentwicklung des Euro weiterbestünden - namentlich die unterschiedliche konjunkturelle Entwicklung zwischen den USA und dem Euro-Raum sowie die Zinsdifferenz, die für eine Anlage in Dollar spräche. Vor allen Dingen aber seien Zweifel aufgekommen an einer soliden Finanzpolitik im Euro-Land, insbesondere in Deutschland. In diesem Zusammenhang forderte Peffekoven Strukturreformen in Deutschland: "Gerade die stärkste Volkswirtschaft im Euro-Raum kränkelt vor sich hin." Dagegen hatte der Peffekoven-Kollege im Rat der Weisen, der Berliner Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Kromphardt, angesichts des Eurokurses Gelassenheit gefordert. Hauptursachen für die Kursschwäche seien die starke US-Konjunktur sowie der Kosovo-Krieg, hatte Kromphardt gegenüber dem Tagesspiegel (Dienstagsausgabe) gesagt.

Unterdessen scheint in Großbritannien die Opposition gegen den Euro so stark zu sein wie nie zuvor. Nach einer Umfrage im Auftrag der Euro-freundlichen Zeitung "The Guardian" würden sich in einem Referendum jetzt 61 Prozent der Briten gegen einen Beitritt zur Währungsunion aussprechen. Vor einem Monat waren es noch 53 Prozent. Die Zahl der Euro-Befürworter schrumpfte um sieben Prozentpunkte auf 27 Prozent. Unentschlossen waren zwölf Prozent.

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