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Messebesucher stehen auf der Baumaschinenmesse Bauma in München vor den Rädern eines "Dumpers"

© Andreas Gebert/dpa

Weltgrößte Baumaschinen-Messe Bauma: Die wollen doch nur spielen

Die Maschinen-Messe Bauma zeigt Bagger, Kräne und Bohrmaschinen in jedweder Dimension. Vor allem die männlichen Besucher bringt das ins Schwärmen.

Am Stand der Firma Stihl animiert der Moderator Felix. Alle duzen sich hier auf dem Münchner Messegelände. Felix lässt Christoph mit orangener Schutzweste ein neues Sägeblatt vorführen, das zehn Mal länger hält als andere. Christoph zersägt einen Holzklotz, dazu läuft schneller Country-Rock. „Ein sauberer Schnitt, ich bin sehr zufrieden“, lobt Christoph. Es folgen Denny und Peter, die als „Sportler“ vorgestellt werden. Mit gewaltigen, mehr als zwei Meter langen Sägen machen sie sich in Handarbeit an zwei Baumstämme. In einer halben Minute sind die durch. „Applaus für die beiden“, ruft Felix ins Mikrofon. Die Zuschauer klatschen.

Szenen wie diese spielen sich zuhauf ab, wenn in München die Bauma-Messe auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Riem stattfindet. Sie ist weltweit die größte Fachmesse. Es geht um Baumaschinen, Baufahrzeugen, Kräne. Das zieht ein bestimmtes Klientel an: Männer. Männer etwa, die gerne Bagger fahren möchten. Oder Männer, die Kräne mögen – sehr große Kräne. Aber auch Männer, die gerne sägen. Sie alle kommen in dieser Woche, bis am Sonntag Schluss ist, zur Bauma. 3400 Aussteller, geschätzte 530.000 Besucher.

Ein Liebherr T 264 Muldenkipper steht auf der Bauma 2016 Messe in München.
Ein Liebherr T 264 Muldenkipper steht auf der Bauma 2016 Messe in München.

© imago/Lukas Barth

Während die Bauma offiziell als „Internationale Fachmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte“ firmiert, handelt es sich in Wahrheit um ein Oktoberfest für das Kind im Manne. Auf der Bauma stehen Kräne, die 100 Meter in den weiß-blauen Himmel ragen, und Bagger, die jede Erde greifen. Volvo etwa zeigt den kleinen, wendigen Kurzheckbagger oder den monströsen Abbruchbagger. Bei der Volvo-Show wird Karl- Heinz vorgestellt, der die neue „Top- Walze“ fährt – auch fast jeden Berg hinauf. Passend läuft „Flintstones“, das Lied von der Steinzeitfamilie mit ihrem Oberhaupt Fred Feuerstein. Die Bauma, die alle 16 Messehallen sowie das komplette Freigelände belegt, ist größer als das Oktoberfest. Ihre Fläche misst 85 Fußballfelder, die Wiesn kommt lediglich auf 69. Junge Männer tragen hier Stroh- oder auch Jägerhüte. Eine Gruppe jodelt. Ein Mann in einem T-Shirt mit dem Schriftzug „Motörhead 2015“ auf dem Rücken steht für Bier an. Das Shirt zeigt, dass er den Meister Lemmy Kilmister noch auf der Bühne erlebt hatte, bevor dieser am 28. Dezember vergangenen Jahres starb.

Die Messe, erstmals 1954 am alten Standort nahe der Theresienwiese abgehalten, steht für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Alle drei Jahre findet sie statt, die Aufbauarbeiten beginnen schon im November des Vorjahres. Neben den Männern, die so aussehen wie im Baumarkt, kommen viel internationales Publikum und Aussteller aus 57 Länder. Chinesen ziehen über das Gelände, Afrikaner, Französisch und Spanisch sind häufig zu hören.

Moritz aus Ulm, 66 Jahre alt, pensionierter Berufsschullehrer, ist mit drei Freunden da. Andächtig sehen sie zu, wie ein weißer Liebherr-Kran langsam eingefahren wird. „Mich interessiert die Technik“, sagt Moritz. „Es ist unglaublich, allein schon die Dimension hier zu sehen.“ Gerade ist die Abrissbranchen ein boomender Markt, so hört man. Von Caterpillar gibt es einen neuen Bagger, mit dem alte Gebäude von oben nach unten abgetragen werden. Der Bagger kommt zum Einsatz, wenn eine Sprengung nicht möglich ist.

Die Bauma – ein ultimativer Männertraum also. Allein schon die Namen, die Bezeichnungen der Dinge, entfalten eine betörende Ästhetik. Die Firma Peri etwa ist ein Schalungs- und Gerüstspezialist aus dem bayerisch-schwäbischen Weißenhorn. Peri bietet an: Brückenschalungen, Tunnelschalungen und Freiformschalungen. Ein paar Schritte weiter lässt sich die größte Betonzange der Welt bewundern: 14.500 Kilogramm ist sie schwer und drei Meter breit.

Die Tischtennisspieler Timo Boll (l) aus Deutschland und Werner Schlager aus Österreich spielen in einem Muldenkipper T264 der Firma Liebherr auf der Baumesse Bauma ein Match.
Die Tischtennisspieler Timo Boll (l) aus Deutschland und Werner Schlager aus Österreich spielen in einem Muldenkipper T264 der Firma Liebherr auf der Baumesse Bauma ein Match.

© Sven Hoppe/dpa

In München ist in diesen Tagen kein Hotelbett frei, die U-Bahnen rattern unaufhörlich von der Stadt zur Messe, die Taxifahrer leisten Überstunden. Auch in den Nachtclubs und Bordellen herrscht Hochbetrieb, erzählt ein Betreiber der lokalen Presse. Manch ein erfolgreicher Geschäftsabschluss werde dort gefeiert. Höhere Preise müssten die Kunden aber nicht befürchten. Der Geschäftsführer beteuert: „Ausgenommen wird keiner.“

Die Blicke über das Gelände fangen einen Rausch aus Bonbonfarben ein. Es gibt Schwertransportcontainer, Kräne, Bohr- und Abrissmonster in rot, blau oder gelb. Beim Stand des Bau- und Landmaschinenherstellers JCB führen orangefarbene Bagger akrobatische Tänzchen vor. Dazu lärmender, aufgemotzter Classic-Rock: „Eye of the Tiger“, „Money for nothing“ oder „We will rock you“.

Messebesucher stehen am Eröffnungstag der Bauma, in einem der größten Schauffelbagger der Firma Komatsu.
Messebesucher stehen am Eröffnungstag der Bauma, in einem der größten Schauffelbagger der Firma Komatsu.

© Peter Kneffel/dpa

Die Maschine wird hier zum besten Freund des Mannes. Alle fotografieren und filmen mit ihren Smartphones, alles wird dokumentiert. Es gibt Warteschlangen bei den Baggern, wenn die Besucher für kurze Zeit hinein und sie steuern dürfen – Legoland für Große. 32 Euro kostet die Bauma-Tageskarte, 22 Euro per Vorbestellung im Internet.

Liebherr, die große Unternehmensgruppe mit weltweit 40.000 Mitarbeitern, scheint eine besondere Wertschätzung unter den Besuchern zu genießen. Bekannt sind etwa die riesigen Muldenkipper, in die 13 Autos hineinpassen. Ein junger Mann schwärmt: „Den Liebherr- Stand sehen – und dann sterben.“

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