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Wirtschaft: Welthandels-Konferenz in Katar: T-Shirt bleibt T-Shirt

In einem deutschen Kaufhaus kostet ein T-Shirt aus Indien vielleicht 14,95 Mark. Bis es in die deutsche Filiale kommt, muss es viele Prüfungen bestehen.

In einem deutschen Kaufhaus kostet ein T-Shirt aus Indien vielleicht 14,95 Mark. Bis es in die deutsche Filiale kommt, muss es viele Prüfungen bestehen. Einige davon sollen in der nächsten Welthandelsrunde, über die in wenigen Tagen verhandelt wird, wegfallen. Doch ob das T-Shirt aus Indien dadurch noch billiger wird, ist unwahrscheinlich. "Wir sind völlig entspannt", sagt Friedhelm Sartoris, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Bekleidungsindustrie.

Eigentlich haben sich die 142 WTO-Mitgliedsländer schon bei der letzten Welthandelsrunde in Uruguay darauf geeinigt, bis zum Jahr 2005 schrittweise alle Einfuhrbeschränkungen für Textilien abzubauen. Doch davon sind die meisten Länder noch weit entfernt. Das stört nicht nur den indischen Handelsminister Murasoli Maran, der aus Wut darüber gedroht hat, eine neue Welthandelsrunde zu blockieren. Die Einfuhrquoten machen es vor allem Billigproduzenten aus den Entwicklungsländern schwer, ihre Produkte auf westlichen Märkten zu verkaufen.

Bis ein T-Shirt, das zum Beispiel im südindischen Textilzentrum Tirupur hergestellt worden ist, im deutschen Laden an den Kunden gebracht werden kann, muss der T-Shirt-Produzent in Indien viel Geduld aufbringen. Da ist zunächst einmal die Einfuhrquote, die jedes EU-Land individuell mit den Exportländern aushandelt. Wegen der Quote darf Indien nur eine begrenzte Menge von T-Shirts nach Deutschland einführen. Darum muss der Hersteller in Tirupur bei der zuständigen Behörde in Indien zunächst einmal eine Exportlizenz beantragen. Diese Exportlizenz muss weitergeschickt werden an den Importeur in Deutschland. Das Kaufhaus beantragt dann seinerseits eine Einfuhrlizenz beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft in Eschborn.

Ob das klappt oder nicht, hängt auch noch von anderen Faktoren ab. "Das T-Shirt muss natürlich unseren Normen entsprechen", sagt Bekleidungs-Experte Sartoris. "Das macht vielen Entwicklungsländern das Leben schwer." Wenn das T-Shirt etwa mit einem Farbstoff eingefärbt wurde, der nicht deutschen Normen entspricht, dann bleibt die Tür nach Deutschland zu.

Doch selbst, wenn das T-Shirt eine Einreiselizenz bekommt, darf es zwar von Tirupur nach Deutschland reisen. Sobald es die deutsche Grenze überquert, wird nach Angaben des Gesamtverbandes der Textilindustrie aber noch ein Zoll in Höhe von zwölf Prozent fällig. Und natürlich die Mehrwertsteuer, die zurzeit bei 16 Prozent liegt. Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. "Die Liberalisierung sieht nur die Beseitigung der Einfuhrquoten vor, nicht aber die der Zölle", sagt Sartoris. Der indische Produzent wird zwar nach 2005 so viele T-Shirts einführen dürfen, wie er liefern kann, aber Zölle und Qualitätsstandards bleiben mindestens genauso hoch. Am Preis des T-Shirts wird sich daher auch nach dem WTO-Ministertreffen kaum etwas ändern.

pet

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