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Sarkozy

© AFP

Weltwirtschaftsforum: "Wir sind noch nicht über den Berg"

Gespaltene Meinungen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: Nach der schlimmsten Wirtschaftskrise seit mehr als sechs Jahrzehnten erwarten Manager und Politiker rund um den Globus eine Erholung der Konjunktur, andere warnen vor Rückschlägen.

Frankreich strebt im kommenden Jahr eine umfassende Reform des globalen Währungssystems an. Präsident Nicolas Sarakozy sagte am Mittwoch in der Eröffnungsrede des Weltwirtschaftsforums von Davos, sein Land habe 2011 den Vorsitz der G8- und der G20-Staaten inne und werde „die Reform des Währungssystems auf die Tagesordnung setzen“. Ohne den chinesischen Yuan ausdrücklich zu nennen, mahnte er, dass die „Unterbewertung mancher Währungen“ einen fairen Welthandel verhindere. Ein neues Bretton-Woods-System sei nötig – also so etwas wie das System fester Wechselkurse mit dem Dollar als Leitwährung, das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde und bis in die 70er Jahre galt.

Anders als der Finanzinvestor George Soros, der den Bankenplan von US-Präsident Barack Obama in Davos als nicht ausreichend verwarf, stellte sich Sarkozy hinter die Vorschläge. „Man muss die Wurzel des Übels ausrotten“, sagte er. „Der Beruf des Bankiers ist nicht zu spekulieren, sondern Kreditrisiken zu bewerten.“ Soros dagegen sieht eine Trennung in Geschäfts- und Investmentbanken als wenig hilfreich an, da manche Investmentbanken selbst dann immer noch zu groß seien. Das alte System habe versagt, nun sei ein neues nötig.

Sarkozy warb dafür, dass Werte eine größere Rolle in der Wirtschaft spielen müssten. „Die Globalisierung der Finanzen hat dazu geführt, dass fast alles den Kapital zugesprochen wurde und fast nichts mehr der Arbeit.“ In den letzten Jahren sei es normal geworden, mit dem Geld der anderen zu spielen. Die Wirtschaft müsse wieder in den Dienst des Menschen gestellt werden; sie sei kein Selbstzweck.

Ausdrücklich wandte sich Sarkozy aber gegen einen Antikapitalismus. „Es ist nicht eine Krise des Kapitalismus, sondern die Krise eines entarteten Kapitalismus.“ Unverhältnismäßig hohe Gewinne und Gehälter seien nicht akzeptabel. Manager dürften nicht nur Boni in Anspruch nehmen, sondern sollten auch ein Malus-System für Verluste akzeptieren – sie müssten stärker wie wirkliche Unternehmer denken. „Ein Unternehmen ist eine Gemeinschaft und schafft Wohlstand. Ein Unternehmen hat einen Zweck und ein Ziel, und nicht nur einen Börsenkurs.“

Eindringlich forderte Sarkozy, die Beschlüsse der G20-Gipfel für eine stärkere Regulierung des Finanzsystems umzusetzen, selbst wenn sich eine wirtschaftliche Erholung andeute. „Zu viele Regeln töten die Dynamik, aber zu wenige Regeln töten den Kapitalismus.“ Internationale Regeln seien auch für soziale Fragen oder in der Klimapolitik erforderlich. Als die versammelten Wirtschaftsvertreter Sarkozy am Ende stehend Applaus spendeten, wehrte er ab und bat sie, sich wieder zu setzen: „Lassen Sie sich nicht in die Karikatur des Kapitalismus hineinzwängen“, forderte er in einem zweiten Schlusswort. Moritz Döbler

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