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Wirtschaft: Weltwirtschaftsgipfel Davos: WTO-Chef fordert offene Grenzen und Schuldenerlass

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat am Donnerstag abend das 31. Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos begonnen.

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat am Donnerstag abend das 31. Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos begonnen. Mit einem Zitat von Karl Marx eröffnete der Schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger das World Economic Forum (WEF), das unter dem Motto "Gräben überwinden" steht. "Alle Ökonomie ist eine Ökonomie der Zeit", sagte Leuenberger, der die über 3000 Teilnehmer zu einem "verantwortungsvollen Vollzug der Globalisierung" aufrief.Leuenberger erklärte, Karl Marx dürfe man "heute - 1989 sei Dank - sicher auch hier ungestraft zitieren, zumal er ja der Vater der Ersten Internationale war, ein früher Vertreter der Globalisierung also und somit auch ein Urahne des Weltwirtschaftsforums." Der Dialog sei nur der Anfang, um die Gräben zu überbrücken. Taten müssten folgen.

Zum diesjährige Treffen haben sich zahlreiche Globalisierungsgegner angekündigt - darunter die Anti-Welthandelsorganisation (WTO)-Koordination, die trotz Demonstrationsverbots am Sonnabend öffentliche Proteste angekündigt hat. Die Behören fürchten massive Ausschreitungen wie sie es schon bei anderen Konferenzen der WTO, insbesondere in Seattle, oder beim IWF- und Weltbank-Treffen im Herbst in Prag gegeben hat. Nach Auffassung der Veranstalter richten sich die Demonstrationen allerdings an die falsche Adresse. Das Forum bemühe sich gerade darum, auch ärmere Länder in die Weltwirtschaft zu integrieren.

In einem Gespräch mit dem Handelsblatt forderte WTO-Chef Mike Moore zum Auftakt von Davos die reichen Länder auf, ihre Märkte für Produkte aus den Entwicklungsländern bereitwilliger öffnen. Erst kürzlich hatte die Weltbank in einer neuen Untersuchung erneut nachgewiesen, dass die Wachstumsaussichten der Dritten Welt in erheblichem Ausmaß durch protektionistische Handelsbarrieren der Industrieländer beeinträchtigt werden.

Neben einem Abbau des Protektionismus, so Moore weiter, sei ein Schuldenerlass nötig, damit die Ärmsten mehr in Bildung und Gesundheit investieren könnten. Von den Entwicklungsländern verlangte Moore eine solide Wirtschaftspolitik. Und schließlich müssten internationale Institutionen im Verbund mit den reichen Staaten mehr leisten, um die Rahmenbedingungen in der Dritten Welt zu verbessern.

Auf die Frage, ob es noch in diesem Jahr zu einer neuen Gesprächsrunde über den Welthandel unter dem Dach der WTO in Genf kommen könnte, sagte Moore: "Es gibt sicherlich eine Chance. Voraussetzung dafür ist aber, dass die WTO-Mitglieder genügend Flexibilität zeigen. Fakt ist, dass Politiker in nahezu allen Ländern für eine Runde eintreten, jedoch ihre Differenzen über die Tagesordnung nicht überwinden können. Es gibt Vorschläge, unterschiedliche Themen auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu behandeln". In diesem Zusammenhang sei zwar nicht mit einem Durchbruch in Davos zu rechnen. Doch er freue sich darauf, in den Gesprächen auszuloten, ob Fortschritte erzielt werden könnten. Zusätzliche Impulse erwarte er vom neuen US-Präsidenten Bush, dessen "Schlüsselfiguren" einen guten Ruf als Befürworter des freien Handels hätten.

cr

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